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2306 - Die Kristallbörse

Titel: 2306 - Die Kristallbörse
Autoren: Unbekannt
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sein Atem war der Atem der Schöpfung.
    Er war Gott!
    Die Flut, ein Ozean aus purer Information! Er sog sie gierig ein, Millionen, Milliarden, Trilliarden ...!
    Er war grenzenlos, ewig, unbesiegbar! Er strebte dem Zentrum des Lichts entgegen, dem Zentrum allen Seins, stieg, flog, bekam keine Luft mehr. Er drang in das Licht ein, er war das Licht. Er schrie, jubilierte, triumphierte. Er ließ die letzten Hüllen des Geistes fallen, öffnete sich ganz, flog und ...
    Die Flut! Sie riss ihn mit, fort vom Licht. Es war zu viel, mehr, als er bewältigen konnte. Er erkannte, dass er sie stoppen musste. Es war zu viel, viel zu viel!
    Das Universum explodierte aus ihm heraus. Seine Schreie zerrissen den Raum und die Zeit. Das Licht schwoll noch einmal an und verbrannte ihn in einem Blitz wie das absolute Licht des Urknalls selbst. Plötzlich war er blind und taub. Er wand sich, fühlte den Schmerz des Erstickens. Er brüllte und tobte, kämpfte gegen das, was ihm die Luft abschnürte. Die Flut spülte ihn fort, zog ihn zurück in die Tiefe. Billionen und Aberbillionen von Informationen zerplatzten in ihm und sprengten seinen Geist in unendlich viele Stücke.
    Er taumelte, fiel, tobte; raste dem Dunkel entgegen, aus dem er entstiegen war, schlug auf, bohrte sich tiefer und tiefer ins Nicht-Sein hinein, wurde angezogen vom Zentrum der Schwärze, des unendlichen Nichts – und wurde eins mit ihm.
    Er hörte das Schweigen des Nichts nicht mehr. Er sah es nicht mehr. Er besaß keine Augen und keine Ohren mehr. Alles verdichtete sich zu einem einzigen Punkt, einer Singularität.
    Und das Universum, das ihn einstmals geboren und ausgespien hatte, sog ihn zurück in sich selbst.
     
    11.
     
    Spekulationen
     
    „Fünf Fragen", sagte Solomon G. Gill. „Nur die erste durfte negativ beantwortet werden: Konnte Ostro uns in der Toilettenzelle hören? Er konnte es nicht. Wir hatten Glück."
    Inez nickte. Danton schwieg und ließ Gill reden.
    Sie hatten es überstanden. Sie hatten Ostros Todeskampf zu spüren bekommen. Über die neurale Vernetzung seines Gehirns mit dem Hauptrechner war der Wahnsinn auf LEprachtvoll durchgeschlagen und hatte fast alle Systeme durcheinander gebracht und verrückt spielen lassen, die für das Leben an Bord der Plattform notwendig waren.
    Selbst jetzt, zwei Stunden danach, waren noch nicht alle wieder hochgefahren. Aber die Beleuchtung funktionierte wieder, die Menschen spürten wieder die normale künstliche Schwerkraft, die furchtbaren Erschütterungen hatten aufgehört. Es hatte Augenblicke gegeben, in denen Gill keinen Galax mehr für ihr aller Leben gegeben hätte. Sie hatten gesiegt und scheinbar doch nur wieder verloren.
    „Die zweite Frage musste lauten: Hat Ostro genau hingehört, als wir uns hier unterhielten? Hat er die Informationen erkannt, die ihm Roi unfreiwillig gab, als er über die geschützten Dateien sprach? Die Antwort lautete: ja."
    „Ich glaube, ich verstehe", sagte Inez. „Frage Nummer drei?"
    „Würde Ostro den Köder schlucken?
    Würde die Verlockung, seine Macht über uns durch eine schier unvorstellbare Menge an zusätzlichen Informationen noch zu maximieren, ihn dazu verleiten, dies über alles andere zu stellen?"
    „Die Antwort war: ja", sagte der Kämmerer.
    Gill nickte ihm zu. „Frage vier: Konnte er die geschützten Dateien öffnen, ohne den Überrangbefehl zu kennen? Die Antwort: ja."
    „Dann blieb noch eine", sagte Danton. „Eine letzte und gleichzeitig die wichtigste Frage."
    „Lasst mich raten", sagte Inez.
    „Würde Ostro die Informationsflut, die auf ihn einströmte, überleben? Würde sein Gehirn sie fassen und bewältigen können?"
    „Du stellst sie falsch", wurde sie von ihrem Partner korrigiert. „Es muss heißen: ›Würde die Flut an Informationen ihn töten – ersticken, zerreißen ... auf jeden Fall unschädlich machen?‹ Und auch hier lautete die Antwort: ja."
    Gill grinste Inez an. „Er hätte uns fast mit in den Untergang gerissen, aber wir haben es überlebt. Er nicht. Es ist vorbei, Hübsche. Ein für alle Mal.
    Der Albtraum hat ein Ende."
    „Nicht ganz", sagte Danton. „Es bleibt immer noch die Frage, wer die sechs toten Erpresser geschickt hatte.
    Wer steckte hinter ihnen? Für wen ist Howalgonium plötzlich so wichtig, dass er sich dafür umbringt – beziehungsweise seine Leute dafür in den Tod schickt?"
     
    *
     
    In den nächsten Stunden wurden viele Vermutungen und Spekulationen angestellt. Eine hatte ihren Grund in der
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