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2306 - Die Kristallbörse

Titel: 2306 - Die Kristallbörse
Autoren: Unbekannt
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sie wirkliche Todesqualen leiden lassen, um das Geheimnis bis zum bitteren Ende zu wahren. Nein, nicht „sie", nur Inez. Seine Offiziere waren natürlich eingeweiht gewesen, und er, Gill, hatte gewusst, dass es nicht das Ende sein konnte.
    Und jetzt wartete er auf den großen Auftritt. Die Stunde des oder der Unbekannten mit der wirklichen Macht.
    Roi Danton sprach jetzt davon, dass die Gegenseite die gesamte Kristallbörse hatte vernichten wollen. Er schien das wirklich zu glauben. Seine Begründung klang einleuchtend. Die wahrscheinlich für immer unbekannt bleibenden Erpresser – von ihnen konnte nach der verheerenden Explosion, die nur durch in allerletzter Sekunde blitzschnell aufgebaute HÜ-Schirme rings um den Hangar lokal beschränkt worden war, nur ionisierter Staub übrig sein – hatten unter allen Umständen verhindern wollen, dass Terra in den Besitz des Howalgoniums kam. Wenn der Kämmerer es nicht an sie herausgab, sollte es niemand haben, vor allem nicht die LFT. Und das war ihnen ganz LEprachtvoll wert gewesen – und ihr eigenes Leben.
    Damit schloss sich der Kreis. Mit dem für Terra bestimmten Howalgonium und der Spionage in ihrem Depot hatte alles angefangen, und mit dem Hyperkristall endete alles.
    Gill wusste, dass es so nicht war. Und er brauchte nicht mehr zu warten.
    Inez Hatcher hatte gerade gefragt, wer denn wohl ein solches tödliches Interesse daran gehabt haben könne – und immer noch hatte –, dass Terra auf keinen Fall in den Besitz des Howalgoniums kam, und wartete auf Dantons Antwort.
    Sie würde sie jetzt nicht mehr bekommen. Nicht jetzt und vielleicht nie mehr wieder.
    Als sich die Holos aufbauten – mehr als ein Dutzend auf einmal –, wusste Solomon G. Gill, dass der unausweichliche Augenblick gekommen war.
    Er hielt den Atem an, als das Gesicht eines Mannes in den Feldern erschien, in seiner Unscheinbarkeit fast schon enttäuschend. Erst der Blick in seine eiskalten Augen verriet, dass dieses Äußere täuschte und er jedes seiner Worte bitterernst meinte, als er damit drohte, LEprachtvoll in genau einer Stunde zu vernichten, wenn er nicht sämtliche wirklichen Vorräte an rotem Khalumvatt übereignet bekäme, ein Raumschiff und freien Abzug.
    Gill wusste, dass dieser Mann nicht bluffte, wenn er sagte, dass er die Selbstvernichtungsanlage von LEprachtvoll zünden würde.
    Er würde die Drohung wahr machen.
    Er konnte es. Er hatte die Macht.
    Denn er war LEprachtvoll ...
     
    10.
     
    Der letzte Trumpf
     
    Seine Geduld hatte sich gelohnt, in zweierlei Hinsicht sogar. Denn erstens wäre auch er um ein Haar auf Dantons Bluff mit dem Börsen-Schatz hereingefallen, und zweitens war er jetzt da, wo er hatte sein wollen: am Ziel.
    Sie steckten in der Falle. Sie waren im Netz der Spinne. Es gab kein Entrinnen. Und die Spinne war er.
    D. Manning Ostro konnte sich an ihrer Ratlosigkeit nicht satt sehen. Ihrer Hilflosigkeit. Ihrer kopflosen Konfusion. Danton – er hatte seit drei Tagen gewusst, dass er der Kämmerer war – sträubte sich selbst jetzt noch, nachdem er einige Demonstrationen seiner Macht gesehen hatte. Ostro hatte die gesamte Beleuchtung von LEprachtvoll für genau fünf Sekunden ausfallen lassen. Er hatte kurzfristig die künstliche Schwerkraft verändert. Er hatte Türen und Schotten zu- und wieder auffahren lassen. Er konnte alles tun, was über Positroniken gesteuert wurde, denn er war die Station. Er – die Spinne – saß in der Positronik. Er kontrollierte sie und damit die Plattform.
    Es gab nichts, das Danton dagegen tun konnte. Er mochte sich noch so sehr dagegen wehren, am Ende blieb ihm nur diese eine Erkenntnis. Er hatte gespielt. Jeder hier spielte sein Spiel.
    Er hatte getrumpft und am Ende doch noch verloren.
    Schachmatt!
    Nur dieser eine, Gill, hatte es in aller Konsequenz begriffen. Er war gefährlich. Unter anderen Umständen hätte er ein echtes Problem sein können. Er hatte die Wahrheit erkannt. Wenn dies früher geschehen wäre, hätten sie ihre Niederlage vielleicht noch verhindern können. Vielleicht hinauszögern.
    Aber letztendlich wären sie doch unterlegen.
    D. Manning Ostro lächelte. Es war egal, wo er jetzt war. Er konnte überall sein. Im Grunde war er überall.
    Drei Tage lang hatte er Zeit gehabt.
    Drei Tage lang war es Danton gelungen, ihn an der Nase herumzuführen.
    Er war zunächst auf den Bluff hereingefallen, genau wie die Erpresser. Er hatte gewartet und sie die Hauptarbeit für sich machen lassen. Danach wollte er sie
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