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2118 - Quintatha

Titel: 2118 - Quintatha
Autoren: Unbekannt
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Weiser und Schmetterling und so... Egal. Was zählte, war: wenn ich hier in Quintatha schlief und träumte, dann wie jeder andere auch.
    Tess hatte mich oft im Scherz aufgezogen: „Du bist ja wohl der faulste Mutant, den es gibt! Arbeitest überhaupt nur in der Horizontalen! Jaja, dem Benjameen", hatte sie ein altes terranisches Sprichwort zitiert, „dem gibt's der Herr im Schlaf..."
    Hier nicht, liebste Tess. Hier leider nicht. Selbst die Natter in ihrem Käfig war freier und beweglicher als ich.
    Ich konnte noch nicht einmal aus eigener Kraft gehen. War zu schwach, zu krank und zu schwer verletzt, um meine Augen länger als ein paar Minuten offen halten zu können. Dämmerte nur dahin zwischen Schmerzen und Fieberschauern, zwischen Schlafen und Wachen, zwischen Leben und Traum.
    Zwischen Leben und Traum ...?
    Ich stemmte mich mühevoll auf einem verschorften Ellbogen hoch, um mich durch die Qual und die Anstrengung zu besserer Konzentration zu zwingen.
    Bislang habe ich immer nur versucht, den Zustand des Zerotraums aus dem Schlaf heraus zu erreichen, also quasi von der „gewohnten" Seite her. Was, wenn ich es einmal „andersrum" probiere? Sozusagen aus dem Wachzustand direkt in den Zerotraum eintrete?
    Was ich beabsichtigte, wäre im Standarduniversum per definitionem zum Scheitern verurteilt gewesen. Träumen kann man nun mal nur im Schlaf.
    Aber hier...?
    Außerdem war der Große Graue kein intelligentes Lebewesen, sondern ein Titan, also nach meinem Wissensstand ein - wenn auch über hundert Meter großes - Tier. Tiere konnte ich eigentlich im Zerotraum nicht aufsuchen.
    Aber hier, im Halbraum ...?
    Meine Finger umfassten den Splitter aus Titanengebein. Die Augen wollten mir zufallen, doch ich hielt sie mit aller Gewalt offen, fokussierte sie auf den unförmigen grauen Brocken.
    Wer hat noch nicht versucht, genau jenen Punkt bewusst zu erleben, an dem er oder sie einschläft?
    Niemand.
    Wer hat es schon geschafft, auch nur ein einziges Mal?
    Niemand.
    Nichts anderes jedoch hatte ich vor. Exakt jenen messerscharfen, unendlich feinen Grat zwischen Wachen und Träumen wollte ich treffen, mich daran festhalten, an ihm entlangbalancieren. Wie gesagt - normalerweise ein Ding der Unmöglichkeit.
    Aber hier, im Halbraum, in Quintatha, wo...
    Die einzigen Helfer, die ich hatte, waren Fieber und Schmerz. Und ein wenig Titanenblut.
    Ich ließ meinen gepeinigten Leib zurücksinken. Und mein Bewusstsein fallen. In den Splitter, den Rohling.
    Ins Graue.
    Ins Grauen.
     
    *
     
    Schon die erste Ahnung einer Spur einer Berührung traf mich wie der Blitz, grell, mächtig, unerträglich heiß.
    Der Geist, den ich suchte, den ich rief, den ich noch nicht einmal für den Bruchteil eines Moments angetippt hatte, war von beängstigender Fremdartigkeit. Prall voll mit Kraft, mit unbändiger Energie, aber nicht böse, noch nicht - und in diesem Sinn dem unbearbeiteten Stück Titanenzahn verwandt.
    Nur viel, viel fremder. Und viel, viel größer.
    So gewaltig, so titanisch, dass ich mich augenblicklich fluchtartig zurückzog. Dieses Wesen, so erkannte ich glasklar, obwohl ich zwischen Leben und Tod im Delirium hing, war mehr als eine Nummer zu groß für mich.
    Ich würde es in Ruhe lassen. Ich würde schlafen, vielleicht sterben, doch nach dieser absurden, abstrusen Entität würde ich meine Sinne nicht mehr ausstrecken.
    Wir hatten nichts gemeinsam. Wir waren zu ungleich. Ich war viel zu klein, und es - er - war viel zu grau.
    Ich verlor das Bewusstsein, erlangte es gleich wieder, als ich auf dem harten Kajütenboden aufschlug.
    Ich hörte mich keuchen, wimmern, röcheln.
    Der Splitter war mir entfallen, lag einige Meter von mir entfernt. Jetzt fing er von innen heraus zu leuchten an, begann zu schwelen, grau zu glühen.
    Und kam auf mich zu, langsam, mit weichen, schwimmenden Bewegungen.
    Ich wollte nicht mehr zu Rishtyn-Jaffami. Doch was ich wollte, zählte nicht. Jetzt wollte Rishtyn-Jaffami zu mir.
     
    12.
     
    Kapitel In welchem das Blatt sich wendet Aufmar und Unshil lehnten an der Tür zum Steuerhaus, die Kapuzen über die Köpfe gezogen, um sich vor dem immer stärker werdenden Sturm zu schützen.
    „Was ist jetzt - fahren wir aus oder fahren wir nicht?", fragte der Rudergänger.
    Aufmar grunzte. „Ich weiß nicht mehr als du, Kamerad. So lange hat der Alte ewig nicht mehr zugewartet."
    Merad kam vorbei, auch er sichtlich nervös. „Fragt mich nicht!", rief er, bevor einer von ihnen den Mund aufmachen konnte. „Oder
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