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2118 - Quintatha

Titel: 2118 - Quintatha
Autoren: Unbekannt
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von mir aus fragt mich, aber erwartet bitte schön keine Antwort. Die Tanks und die Vorratskammern sind voll wie nie. Ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist - fragt mich nicht."
    Die komplette Mannschaft, mit Ausnahme von Ftniem natürlich, dachte Aufmar, steht seit eineinhalb Tagen bereit, gespannt wie Harpunenschleudern. Shirka lässt keinen von Bord. Was der Stimmung nicht gerade zuträglich ist. Na ja, uns soll's recht sein ...
    Mittschiffs, wo die Harpuniere herumlungerten, entstand Bewegung. Aufmar beugte sich vor.
    Der Kapitän kam die Treppe herauf. Er trug den Zwerg unter dem Arm.
    Nicht, dass dieser jemals gut ausgesehen hätte. Aber jetzt war er definitiv am Abkratzen. Seine Gesichtsfarbe war mehr als ungesund blass, praktisch nicht mehr vorhanden. Regelrecht grau.
    Armer Wicht, dachte Aufmar. Du hättest es kaum schlechter treffen können.
    „Leinen los!", befahl Shirka.
    Na endlich!
    Wie Aufmar empfand die gesamte Besatzung. Ein Ruck ging durch die SIRIOS und durch jeden einzelnen Mann. Das Warten hatte ein Ende. Sie waren wieder unterwegs.
    „Wohin?", fragte Shirka den Zwerg, ganz leise, doch der Sturm trug Aufmar die Silben zu.
    „Weg. Nichts wie ... weg!", antwortete Bensha lallend.
    Shirka knallte ihm eine, dass das Köpfchen vor- und zurückschnellte. „In welche Richtung?", zischte er.
    Der Zwerg lachte und weinte zugleich. „Imwer ... gewradewaus", brachte er kaum verständlich hervor.
    Der Schlag hatte seinen Kiefer ausgerenkt.
    Shirka warf den schmächtigen, abgezehrten Körper, in dem kaum mehr Leben steckte, in Aufmars Richtung. Der fing ihn auf, während der Kapitän bereits, die Stufen zur Kommandobrücke hinaufrannte.
    Obwohl er wusste, dass er Bensha damit große Schmerzen bereitete, renkte Aufmar dessen Kiefer wieder ein. Der Zwerg wand sich in Krärnpfen, greinte und gluckste. Dann bäumte er sich tränenüberströmt in Aufmars Armen auf und schüttelte seine kleine Faust in Richtung Brücke.
    „Du liegst schwer daneben, Kapitän", stieß er schluchzend hervor. „Du hast überhaupt nichts kapiert.
    Nicht wir jagen ihn, Shirka! Er jagt uns."
     
    *
     
    Die SIRIOS flog mit der höchsten möglichen Geschwindigkeit dahin. Dies war die Zeit der Stürme.
    Nur ein so erfahrener Kapitän wie Shirka vermochte die Muster zu lesen, die den rasend schnellen Veränderungen der Schwerkraft im Halbraumozean zu Grunde lagen, und die wummernden und kreischenden Motoren im richtigen Moment hochzufahren oder zu drosseln.
    Auch Aufmar war beileibe kein Neuling, doch mehr als einmal wusste er nicht mehr, wohin er steuern sollte. Wann immer er um Anweisungen einkam, erklang derselbe Befehl von der Kommandobrücke herab: „Frag den Zwerg!"
    Doch der zeigte nur nach vorne und kicherte dabei.
    Unshil hatte ihn behelfsmäßig in einer Ecke des Steuerhauses angegurtet. „Der ist hinüber!", schrie er, als sie wieder einmal über eine Wellenkrone hinweggeschleudert wurden, sich in der Luft überschlugen und wie durch ein Wunder mit dem Kiel zuerst auf der Wasseroberfläche aufsetzten. „Dem wird bald nichts mehr wehtun."
    Uns auch nicht, dachte Aufmar.
    Nach vielen Stunden der Raserei erreichten sie eine Zone geradezu schockierender Ruhe. Der Ozean lag fast unbewegt da, wiegte die Bark nur ganz leicht hin und her. Die Wasseroberfläche spannte sich als eine glänzend rote Folie von links oben nach rechts unten.
    Shirka ließ zur Erleichterung aller die Motoren abstellen. Dünne, sich wie im Tanz drehende Nebelschleier spiegelten sich in den eingefroren wirkenden Wogen.
    „Ein Flautenfeld und was für ein großes! So etwas ist selten. Idyllischer geht es fast nicht mehr", flüsterte Unshil heiser. Er ließ das Ruder los, lockerte seine Muskeln, holte einige kleine Fische für sich und Aufmar aus der Proviantkiste.
    Der Kapitän kam zu ihnen ins Steuerhaus. Er hockte sich vor den Zwerg, der wie besessen mit einer Grätenfeder auf verknitterte, halb zerrissene Blätter kritzelte, die er aus dem Beutel an seiner Hüfte hervorgezogen hatte.
    „Du hast ihn gesehen, stimmt's?", sagte Shirka. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. „Wo steckt er?"
    Ein Schwärm fliegender Krebse zog keine dreißig Meter über ihnen hinweg. Der Zwerg hustete... spuckte Schleim.
    „In einer Kugel", röchelte er, ohne mit dem Schreiben innezuhalten. „In einer Kugel in einer Kugel."
    „Er hat den Verstand verloren", stellte Unshil sachlich fest, doch Shirka bedeutete ihm mit einer wütenden Handbewegung zu
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