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2118 - Quintatha

Titel: 2118 - Quintatha
Autoren: Unbekannt
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entlassen.
    Nur zweien von ihnen gelang es, wieder die Oberfläche zu erreichen: Mbetor und Shirka.
    „Doch Mbetor war tödlich verwundet. Er, der Stärkste von uns, mein Bruder und Gefährte, unerschütterlich von frühester Jugend an, allzeit bereit, uns Kleinere zu trösten, aufzumuntern, mitzureißen, unser aller Idol, unser aller Held - er trieb nun leblos in meinen Armen, zerschmettert, eine blutige, breiige Masse."
    Seitdem, gestand mir Shirka an meinem Krankenlager, betrachtete er seine Hängematte als einen Feind.
    Jede Nacht blieb er wach, solange er konnte, zögerte das Einschlafen so lang wie möglich hinaus. Weil er wusste, dass er wieder denselben Traum haben würde, dass ihn derselbe Alb heimsuchen würde wie in allen Nächten. Dass er wieder träumen würde, wie Mbetor in seinen Armen starb.
    „Und ich weiß, es gibt kein Entkommen. Sein letztes Zwinkern, bevor die Augen brechen", sagte Shirka, „wird mir so durch Mark und Bein gehen, dass ich brüllend aufschrecken werde, wie jedes Mal, tränenüberströmt, und wie jedes Mal werde ich versuchen, wenigstens dieses eine, letzte Bild zu bewahren, dieses entsetzliche, mein Herz zerfetzende Bild, doch vergeblich. Wieder werde ich sehen, mit ansehen müssen, wie Mbetor erlischt, wie seine Konturen unscharf werden, sein ehedem so stattlicher Leib durchscheinend, ein Nebelgebilde, ein Traumgespinst, bis nichts mehr übrig sein wird außer Trauer und Verzweiflung und ein endloser Schrei nach Rache."
     
    *
     
    Wenngleich ich nun verstehen konnte, was Shirka zu dem eigenbrötlerischen, alles seiner Besessenheit unterordnenden Tyrannen gemacht hatte, als den ich ihn kannte, hielt sich mein Mitgefühl in Grenzen.
    Er fürchtete den Schlaf? Ich aber fürchtete das Erwachen.
    Denn auch ich träumte: von Tess, von meinem kleinen Elefanten Norman, von Perry Rhodan, von Ascari da Vivo. Mehr als einmal war ich mir sicher, dass ich danach in meiner Kabine an Bord der LEIF ERIKSSON aufwachen würde, wie nach einem ganz „normalen" Zerotraum.
    Doch jedes Mal wieder bot sich mir, wenn ich zaghaft meine Lider hob, das selbe trostlose Bild: Shirkas karge Kajüte im flackernden Schein der Ölfunzel; dumpfe Braun- und Rottöne, aus denen nur der blausilbern schimmernde Leib der Natter hervorstach.
    Die Wunden, die mir Ftniem, das mörderische Messer und nicht zuletzt Shirkas Peitsche zugefügt hatten, heilten nur langsam. Mein Fieber blieb konstant hoch. Ich schwitzte, versuchte mich von der stinkenden Plane zu befreien, doch Shirka wickelte mich jedes Mal nur noch fester hinein.
    „Du fühlst dich kalt an, Zwerg Bensha", sagte er, „beunruhigend kalt."
    Wahrscheinlich dachte er deshalb, ich käme von „unten", aus dem Kalten Kontinuum.
    Sehr oft sprachen wir über meine Welt. Ich schilderte unsere Schiffe, unsere Städte, unsere Gesellschaft, wobei ich mich bemühte, Wörter und Vergleiche heranzuziehen, die er verstehen konnte.
    Er war fasziniert, doch worauf er wirklich hinauswollte, merkte ich erst, als er fast kleinlaut fragte: „Hast du ... dort, in deiner Welt, in der Kalten Hölle... hast du dort Barkner getroffen? Und könnte einer von ihnen ... Mbetor gewesen sein?"
    Kurz überlegte ich, ob ich ihm von den mit den Barknern unzweifelhaft eng verwandten Messerwerfern erzählen sollte und ihren Taten im Dienst des Reiches Tradom. Doch ich entschied mich dagegen: Den sehr individualistischen, freiheitsliebenden Barknern musste ein solches Leben wohl wirklich als Hölle erscheinen.
    „Nein", log ich stattdessen, „leider nein, mir ist weder Mbetor noch irgendein anderer deines Volkes begegnet. Doch das muss nichts heißen, das Universum ist gewaltig groß und ..."
    „Spar dir deinen Atem!", unterbrach mich Shirka schroff und hieb mit der Faust gegen die Kommode, dass diese erzitterte. „Ich werde dich nicht mehr lange durchfüttern, Zwerg. Du bist unnütz und hast dein Leben so gut wie verwirkt. Es sei denn, du führst mich zu Rishtyn-Jaffami, und zwar bald."
     
    *
     
    Er stürmte aus der Kajüte, ließ mich in meinem Elend zurück.
    Wie sollte ich Kontakt zu einem Titan aufnehmen? Meine parapsychische Fähigkeit, des Zeroträumens ließ sich in Quintatha nicht einsetzen. Hunderte, wenn nicht tausende Male hatte ich schon versucht, auf diesem Weg das Standarduniversum zu erreichen - vergebens. Es ging hier einfach nicht.
    Weil ich mich bereits in einem Zerotraum befinde?
    Müßig, sich beim Nachdenken darüber die Hirnwindungen zu verknoten. Von wegen
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