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2118 - Quintatha

Titel: 2118 - Quintatha
Autoren: Unbekannt
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schon gar nicht ein erbärmlicher Feigling wie du!"
    Doch Merad hatte sich bereits das Megaphon geschnappt und rief zu den Deckleuten hinunter: „Kommando zurück! Legt den Kokon wieder zusammen, wir tauchen nicht! Maschinen stop!"
    Shirka starrte ihn ungläubig an. „Das ist Meuterei", sagte er.
    „Nein", widersprach Merad, „das ist es keineswegs. Du gefährdest in höchstem Maße Leben und Arbeitskraft deiner Untergebenen, ja die Existenz des ganzen Schiffes. Unter Berufung auf das Gesetz vom Primat des Gemeinwohls enthebe ich dich hiermit deines Kommandos."
     
    *
     
    Aufmar erreichte die Brücke gerade rechtzeitig. Er sah, wie Shirka nach der Peitsche griff. „Lass das!", sagte er scharf und richtete die Spitze seiner Harpune auf Shirkas Kehle. „Mach es nicht noch schlimmer."
    Der Mann, der für Jahrhunderte Kapitän der SIRIOS gewesen war, schüttelte langsam den Kopf. „Du elende Schlürfqualle gehörst also auch dazu?"
    „Und das Gros der Besatzung, sogar die meisten Harpuniere", sagte Aufmar. „Sie alle spüren die ungeheuerliche, unbesiegbare Kraft von Rishtyn-Jaffami. Es ist vorbei, Shirka, da kannst du uns beleidigen, soviel du willst."
    „Der Großteil der Besatzung, soso. Und das soll ich dir glauben, Steuermann?"
    „Du kannst die Männer fragen, jeden einzelnen von ihnen", warf Merad ein.
    Shirka lachte. „Die Männer fragen! Hat man so was schon gehört? Wo glaubt ihr denn, dass wir hier sind? Im fett gepolsterten Quatschkomikerklub eures Freundes Andander?"
    Er kniff die Augen zusammen. Immer noch ruhte seine Hand auf der Peitsche. „Wenn du dir so sicher bist, Merad, dass du die Mannschaft hinter dir hast, tritt den Beweis an. Aber so, wie es Sitte ist von alters her unter den stolzen Halbraumbarknern von Hellmock."
    Verwirrt kreuzte Merad die Unterarme und blickte Aufmar an.
    „In meiner Kajüte befindet sich eine Natter", fuhr Shirka fort. „Lass sie an Deck bringen, Merad.
    Ich fordere dich zum Duell."
     
    *
     
    Die SIRIOS dümpelte im Flautenfeld. Noch immer ruhte die See so starr und still, als ob ein mächtiger Wille die Zeit angehalten hätte. Und immer noch schimmerte die Wasseroberfläche grau.
    Rishtyn-Jaffami tanzte träge auf dem Flimmerschirm. Merad zeigte das furchterregende Bild jedem der Offiziere, der es sehen wollte, dann ließ er die Mannschaft an Deck antreten. Längst hatte sich herumgesprochen, was Sache war. Es dauerte keine halbe Minute, dann standen alle Barkner dicht an dicht um den Tisch mit der Natter. Nur die Sessel der beiden Kontrahenten waren noch unbesetzt.
    „Was ist, Kapitän Merad, willst du nicht Platz nehmen?"
    „Nein, Matrose Shirka."
    Ein Raunen ging durch die Reihen. Die Natter richtete sich auf, legte den Kopf schief und zuckte desorientiert hin und her, da noch niemand am Tisch saß.
    „Hier geht es", sagte Merad, die Hände auf die Stuhllehne gestützt, „nicht nur um Leben oder Tod zweier Duellanten, sondern um die Existenz der SIRIOS und aller, die sich darauf befinden. Darüber hinaus tritt eine neue, fortschrittliche Denkweise gegen eine alte, reaktionäre an, die sich längst überlebt hat und abgelöst gehört."
    Shirka furzte lautstark. Merad ignorierte ihn und sprach weiter.
    „Wir akzeptieren das Natternduell, weil wir damit zeigen wollen, dass wir durchaus Ehrfurcht gegenüber Traditionen zu empfinden vermögen. Aber wir modifizieren es, ganz im Sinne unseres neuen Gesellschaftsentwurfes. Wir fordern, dass nicht der jeweils Ranghöchste jeder Seite das Duell bestreiten soll ..."
    „... sondern der am besten dafür Qualifizierte", vollendete Aufmar den Satz, während er sich geschmeidig auf den Stuhl setzte. Er lächelte zu Shirka hoch. Aus den hinteren Reihen wurden anerkennende Zurufe und Pfiffe hörbar. Die Natter bog ihren Hals von Aufmar weg und züngelte in Richtung des leeren Stuhls.
    „So ist das also. Nun, in diesem Fall", sagte Shirka bedächtig, „will auch ich mich vertreten lassen."
    Zur Überraschung aller trat Unshil vor, der Rudergänger. „Du ahnst gar nicht, wie lange ich schon darauf warte, mein lieber, hochnäsiger Freund Aufmar!"
    Er wollte Platz nehmen, da hielt ihn Shirka am Arm zurück. „Nein, Unshil, du bist nicht gemeint. Ich weiß, dass du auf das Duell gegen den Schwätzer brennst und dass dich der Kalfakter höchstpersönlich dafür geschult hat. Dennoch möchte ich jemand anderen nominieren." Das erstaunte Gemurmel verstummte.
    „Ich will", sagte Shirka, „dass Bensha der Zwerg für
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