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2118 - Quintatha

Titel: 2118 - Quintatha
Autoren: Unbekannt
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geschah nur, was geschehen musste.
    Minus eins.
    Minus zwei.
    Minus drei.
    Ja! Wir sind heran! Mit etwas Glück können wir es noch schaffen!
    „Feuer frei!", riefen Merad und Shirka wie aus einem Mund.
    Die ersten Schüsse gingen daneben oder glitten ab oder blieben nicht tief genug stecken.
    Der neue Oberste Harpunier ist nicht schlecht, doch er besitzt nun mal nicht Ftniems Erfahrung.
    Minus vier.
    Merad konnte die wachsende Verzweiflung und die nackte Todesangst seiner Männer riechen - aber auch das Jagdfieber, das sie zu Höchstleistungen anspornte.
    Wie auch immer dieses Abenteuer endet - das macht uns so schnell keiner nach!
    Harpune auf Harpune jagten sie in den zuckenden Leib des Leviathans. Endlich verfingen sich die ersten Widerhaken. Zwei Seile spannten sich, drei, vier, fünf.
    „Weiterfeuern!", befahl Shirka. „Ich will mindestens zehn Schleppseile haben!"
    „Und Verankerungen doppelt verstärken!", fügte Merad hinzu. Er konnte den Blick kaum mehr von der Uhr lösen.
    Minus fünf.
    Die Harpuniere wuchsen über sich hinaus. Dreizehn Seile verbanden die SIRIOS bereits mit dem Großen Grauen. Der keine Anstalten machte, sich Richtung Oberfläche zu bewegen.
    Warum taucht er nicht auf? Er ist verwundet, keine Frage, seine Schwimmblase ist unzweifelhaft geplatzt - also warum steigt er dann nicht empor?
    Minus sechs.
    Merad biss sich auf die Lippen. Er sah Shirka an. Wenn der graue Gigant nicht bald Kurs Richtung Oberfläche einschlug, mussten sie die Leinen kappen, wenn sie noch den Funken einer Überlebenschance haben wollten.
    Doch Shirka verzog keine Miene, stand bewegungslos, wie aus Eisen geschmiedet.
    Minus sieben.
    Er muss auftauchen! Er muss einfach! Wie es jeder Titan tut, der an den Haken einer Halbraumbark hängt!
    Da lief ein heftiger Ruck durch die SIRIOS. Ein Aufschrei der Erleichterung entrang sich gleichzeitig den Kehlen aller Barkner. „Er taucht auf! Endlich! Er taucht auf!"
    „Und oben, an der Oberfläche", heizte Shirka seine Leute durch das Megaphon noch weiter an, „werden wir ihn fertig machen. Wir werden siegen! Wir, die Männer von der SIRIOS!"
    Ein vielstimmiger Jubelschrei antwortete ihm.
    Der plötzlich in Entsetzen umschlug, als die Barkner gewahr wurden, dass der Große Graue in die falsche Richtung zog.
    Er ging nicht nach oben, sondern tauchte noch weiter in die Tiefe des Halbraumozeans hinab.
     
    *
     
    Shirka der Rächer schloss die Augen. Mit jeder Pore seines Körpers nahm er Rishtyn-Jaffamis betörende Ausstrahlung, seinen unverwechselbaren Geruch auf, nach dem er so lange gedürstet hatte.
    Ich habe ihn, dachte Shirka, ich habe ihn am Haken. Endlich, nach all den Jahrhunderten, habe ich ihn. Oder hat er mich? Und wenn schon. Was macht das jetzt noch für einen Unterschied?
    Shirka öffnete seine Augen wieder, als er ein klirrendes Geräusch hörte. Merad hatte die Tauchuhr zertrümmert.
    Jeder an Bord der SIRIOS wusste: Sie waren tot. Aus diesem Schlund gab es kein Entkommen.
    Es erfüllte den Kapitän mit Stolz, dass seine Mannschaft dennoch unverdrossen weiterkämpfte.
    Unshil glich jede Schlingerbewegung in Sekundenschnelle aus. Die Heizer und Maschinisten hielten die überbeanspruchten Motoren in Gang. Und für jedes Seil, das riss, verankerten die Harpuniere zwei neue im Fleisch des Giganten.
    Wir werden sterben, dachte Shirka, doch wir werden sterben, wie es Barknern geziemt - kämpfend und erhobenen Hauptes.
    Dann aber geschah etwas, das selbst Shirka einen Laut der Verblüffung entlockte. Er blinzelte, konnte es zunächst fast nicht glauben.
    In der tiefsten Tiefe des Ozeans schimmerte plötzlich ein sachtes Licht - so als zöge der Große Graue sie nicht nach unten, sondern nach oben. Als hätten sie das Meer in seiner ganzen Tiefe durchstoßen und die andere Seite erreicht.
    Kann's möglich sein? Ja! Ja, es ist wahr! Rishtyn-Jaffami hat doch getan, was die Titanen alle tun.
    Er hat verwundet die Oberfläche gesucht!
    Aber nicht die, von der sie kamen, sondern eine gewaltige, geschlossene Luftblase in der Mitte von Quintatha. Dies war das legendäre, versteckte, für unerreichbar gehaltene Binnenmeer - die Heimat von Rishtyn-Jaffami.
     
    *
     
    Der Zwerg kam zu Unshil ins Steuerhaus gekrochen. „Luft...", krächzte er.
    „Halt durch, Kleiner!", schrie Unshil enthusiastisch. „Wir schaffen es! Nur noch ein paar Minuten!"
    Doch der Zwerg hatte bereits das Bewusstsein verloren.
    Erstaunlicherweise war er noch am Leben, als sie endlich die Oberfläche
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