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207 - Weg eines Gottes

207 - Weg eines Gottes

Titel: 207 - Weg eines Gottes
Autoren: Christian Schwarz
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der Schamane schlagfertig. »Du reitest so früh schon aus?«
    »Ich gehe auf Crooc-Jagd.«
    »Hat jemand Geburtstag?«
    Die Reiterin lachte erneut. »Was willst du? Die Kette steht dir doch gut, Onkelchen. Aber nein. Ich habe noch einige Ketten auf Vorrat. Mir ist heute Morgen einfach nach Kampf, das ist alles.« Sie drückte dem Tsebra die Fersen in die Seiten und preschte davon. Die Huutsi in ihrem Weg schauten, dass sie schnell zur Seite kamen.
    Elloa ritt in die weiten, wogenden Maisfelder hinein, die sich zu Füßen Papa Lavas bis fast an den Horizont erstreckte und erst dort in Wald übergingen. Yao ließ keinen Blick von ihr, bis sie zwischen den hohen Pflanzen verschwunden war. Ein seltsames Feuer brannte in seinen Augen.
    Der Schamane bemerkte es wohl. »Hm. Ich sehe mit Sorge, dass du sie noch immer nicht aufgegeben hast, Yao. Aber Elloa liebt Banyaar. Das solltest du endlich begreifen.«
    »Elloa liebt die Macht, nicht diesen einfältigen Monkeehintern«, murmelte Yao verbissen. »Sie würde jeden als festen Gefährten nehmen, wenn er nur König ist.«
    Koroh lächelte. »Hm. Da schätzt du sie völlig falsch ein, glaube mir. Sie ist wild, aber doch eine gute Frau. Sie steckt voller Gefühle, auch wenn sie sich das nicht anmerken lässt. Kann es sein, dass sie der eigentliche Grund ist, weshalb du unbedingt König werden willst?«
    ***
    Uumu war voller Unruhe. Der fünfzigjährige Ebo, der fast sein halbes Leben lang als Sklave für die Huutsi geschuftet hatte, spürte, dass etwas anders war als sonst. Er konnte das heraufziehende Unheil förmlich riechen. Das war schon immer so gewesen. Dabei war »Riechen« nicht wörtlich zu nehmen. Die Bilder drohender Gefahr entstanden eher in seinem Gehirn.
    Seine Gedanken schweiften zu jenem entscheidenden Ereignis zurück, an das er immer wieder gerne dachte. Nur ihm allein war es zu verdanken, dass die Huutsi den Großangriff der Taratzen in den Kohlebergwerken hatten zurückschlagen können. In einem Seitenstollen hatten sie sich gesammelt: fünfundzwanzig blutrünstige Monster, die auf ein schreckliches Festmahl lauerten.
    Aber ich habe sie längst vorher gerochen und die Aufseher rechtzeitig gewarnt… Noch immer klangen die schrillen Todesschreie der Riesenratten in seinen Ohren, als die Aufseher sie mit Feuer vernichtet hatten. Yao, der Erste Maschiinwart, hatte sich damals zufälligerweise ebenfalls in den Kohlestollen befunden. Er, der die Oberaufsicht über die Arbeitssklaven hatte, hatte Uumu zum Dank in die Freiheit entlassen.
    Aber Uumu war nicht zu seinem Volk zurückgekehrt. Die Ebo waren ihm längst fremd geworden. Seine Heimat war hier, am Hang des Papa Lava.
    »Gib mir einen besseren Posten, Erster Maschiinwart. Einen, wo ich meine müden Knochen nicht mehr so anstrengen muss. Und höre mich an, wenn ich Verbesserungsvorschläge habe. Ich stecke voller guter Ideen.« Das hatte er ohne Furcht von Yao gefordert.
    Das aufmerksame Gesicht des Ersten Maschiinwarts würde er nie im Leben wieder vergessen. Yao hatte ihn angehört, ihn ernst genommen und einige seiner Vorschläge tatsächlich umgesetzt. Und weil der Oberste Schleusenwärter just zu der Zeit unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen war, hatte ihm Yao diese Aufsichtsfunktion, bei der er nur noch Verantwortung tragen musste, zuschanzen können. Seither waren er und der Erste Maschiinwart so etwas wie Freunde, die sich viele Stunden lang die Köpfe heiß redeten.
    Uumu verließ das Schleusenhaus. Es stand dort, wo es außer niedrigem Gebüsch kaum noch Vegetation gab. Tief unten erstreckte sich Kiegal im satten Grün des wieder erwachten Dschungels. Weiter oben dampfte Papa Lava. Der Oberste Schleusenwärter starrte zum schneebedeckten Gipfel hoch. Feine Flocken legten sich auf sein Gesicht. »Es regnet Asche«, murmelte er und wischte sie mit dem Handrücken weg. »Tut dir der Bauch weh, Papa Lava? Mir auch, das kann ich dir sagen. Es ist nicht gut, wenn ich alleine hier oben mit dir sein muss. Und schon gar nicht heute.«
    Das Schleusenhaus stand ein Stück neben der großen, in den Berg hinein gebauten Schleusenanlage. Die einen halben Speerwurf breite, aus Stahl und Eisen bestehende Konstruktion bändigte die Lava, die ständig aus dem hier aufklaffenden Nebenstollen drückte. Gleichzeitig regelte sie den Zufluss in die beiden Lava-Leitungen. Die wiederum transportierten das glutflüssige Gestein zu den Hochöfen im Berginnern, wo es in Ringleitungen die heiße Luft erzeugte, die
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