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207 - Weg eines Gottes

207 - Weg eines Gottes

Titel: 207 - Weg eines Gottes
Autoren: Christian Schwarz
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Meter zwanzig große Hüne und rückte kurz den Kopf des eigenhändig erwürgten Lioon zurecht, der seinen melonengroßen Schädel zierte. Die Mähne hing ihm bis auf die mächtigen Schultern herab. Kein anderer aus dem Clan hätte den Tierkopf auch nur hochzuheben vermocht.
    »Was sollen wir riechen?«
    »Wasser. Ich rieche Wasser. Da weiter vorn muss ein Fluss sein oder ein See.«
    Banta wusste, dass Mombassa Recht behalten würde. Der Kerl bestand nicht nur aus einem Berg von Muskeln, Sehnen und harter schwarzer Haut, an der sogar Speere abprallten, er trug auch ein waches Hirn unter dem Lioonkopf spazieren. Anders als Mongoo, dessen Fähigkeit eher im Bereich des Lauschens lag, verfügte Mombassa über äußerst feine Sinne, die Banta manchmal regelrecht unheimlich vorkamen. Sie mochte Mombassa, auch wenn der Kerl nicht nur groß wie ein Silverbakk ( mutierter Gorilla ) war, sondern auch stank wie ein solcher.
    Sie gingen nahezu lautlos weiter. Wasser bedeutete zwar Leben, aber auch besonders große Gefahr. Am Wasser konzentrierte sich meistens das Viehzeug, das sich im Dschungel sonst eher verteilte.
    Bald rochen es auch die anderen. Zudem wurde der Boden stetig sumpfiger. Erste Mangroven mit ihren mächtigen Wurzeln tauchten auf, ein untrügliches Anzeichen für nahes Wasser. Einige Minuten später lichtete sich das Laubdach etwas. Ein Fluss, sicher zwei Speerwürfe breit, wälzte sich gemächlich dahin. Der Dschungel reichte bis an seine Ufer. Zum Teil ragten überhängende Bäume weit in die Wasserfläche hinein. Monkees turnten oben in den Baumkronen und veranstalteten einen Höllenlärm.
    »Die holen wir uns. Gibt’n guten Fraß«, sagte Banta voller Vorfreude und bleckte die spitzen Zähne hinter den wulstigen Lippen. Sie betastete unwillkürlich das Wurfholz, das in einer Schlaufe an ihrem Lendenschurz steckte.
    »Maul halten«, zischte Mombassa und trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Die anderen folgten seinem Blick. Nun sahen auch sie, was der breite Rücken ihres Anführers zuvor verdeckt hatte.
    »Bei den Eiern vom Hausakoy – das glaub ich jetzt nicht«, flüsterte Mongoo mit weit aufgerissenen Augen.
    ***
    Der Daa’mure erwachte.
    (Hattest du wieder deinen Traum?), begrüßte ihn das wohl vertraute Bewusstseinsmuster.
    (Ja, mein namenloser Freund. Ich hatte ihn ungezählte Male, und ich werde ihn weitere ungezählte Male haben. Die Ankunft auf diesem Planeten lässt mich wohl bis zum Ende meiner Existenz nicht mehr los.) Mul’hal’waak legte eine kurze Pause ein. (Der Traum ist jedes Mal aufs Neue unangenehm, aber das habe ich dir schon oft erzählt. Manchmal beneide ich dich um deinen Gedächtnisverlust.)
    Seit über fünfhundert Jahren irdischer Zeitrechnung leistete ihm der andere Daa’mure jetzt Gesellschaft. Auch er hatte das Herauslösen aus dem Wandler und den Absturz auf den blauen Planeten überlebt. Mul’hal’waak ging davon aus, dass der andere Geist in seinen Kristall übergewechselt war, als sie beim Absturz zusammenstießen. Seit dieser Zeit wohnten sie gemeinsam in seinem Kristall, was beide als vorteilhaft empfanden. So konnten sie nicht nur die Einsamkeit und die mentalen Tiefen besser überwinden, sie bildeten mittlerweile ein eingespieltes Team.
    Das war vor allem deswegen wichtig, weil es ihnen im geistigen Verbund sehr viel leichter fiel, die Gedanken der Primärrassenvertreter zu lesen. Das funktionierte allerdings nur bei Exemplaren mit schwach ausgeprägtem Willen. In die mentale Substanz willensstarker Menschen, wie sie sich selbst nannten, konnten sie hingegen nicht vordringen, ohne bleibenden Schaden zu nehmen. Beeinflussen ließen sich die Bio-Einheiten da schon weitaus besser.
    Den Namen und Rang seines Gefährten zu ergründen, hatte Mul’hal’waak nie angestrebt. Denn herauszufinden, dass der andere im Rang über ihm stand, hätte nur zu ernsthaften Differenzen geführt, vielleicht sogar zu einem Kampf um die Befehlsgewalt. Einem Lan, Sil oder gar Lun hätte sich Mul’hal’waak beugen müssen – aber dazu war er nicht bereit. Glücklicherweise schien der Namenlose solcherlei Ambitionen nicht zu besitzen; er überließ Mul’hal’waak ausnahmslos die Initiative und griff lediglich unterstützend ein.
    Der Hal konzentrierte sich wieder auf das Jetzt und Hier. Das grün leuchtende Gefäß, in dem sich seine ontologisch-mentale Substanz noch immer befand, ruhte auf der Sitzfläche des so genannten Großen Throns. Er bestand aus Holz und war mit
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