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PR 2675 – Der Glanz der Stille

PR 2675 – Der Glanz der Stille

Titel: PR 2675 – Der Glanz der Stille
Autoren: Wim Vandemaan
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1.
    Die Welt der Telepathen
     
    Shanda Sarmotte blickte zu dem Schiff, das immer noch hoch über ihnen am wolkenbeladenen Himmel von Druh stand. Die Barkasse trug sie sanft hinauf.
    Die Größe der Sternengaleone machte ihr deutlich, wie vergleichsweise klein die Barkasse war, in der sie und Toufec saßen. Eine winzige Schale. Eine Schale voll Leben.
    Sie musste an Paichander denken, den Dekan der Akademie für Logistik, und an die Schale voll Leben, in der er existierte. Das Bild des greisen Sayporaners – genügte das Wort greise überhaupt für das Alter, das der Dekan erreicht haben musste? –, dieses beklemmende Bild, hatte sich ihr eingeprägt wie ein dunkles Siegel: Paichander, dessen Leib sichtbar aus mehreren Leibern zusammengestückelt war, Paichander, wie er in dem Uteral hing, die Brust von hinten durchbohrt, als hätte ihn eine eiserne Kralle aufgespießt. Paichander erschien ihr wie ein Sinnbild. Sie wusste nur noch nicht, wofür.
    Ein Ausläufer der tief hängenden Wolken verschleierte das Schiff über ihnen. Verpackt wie ein dunkles Geschenk.
    Kurz darauf tauchte die Barkasse in die Wolken ein. Für eine Weile verlor Sarmotte jede Orientierung in dem grauen Ungefähren, das sich um die Barkasse ausbreitete.
    Plötzlich gab das Gewölk die Sternengaleone wieder frei. Sarmotte fuhr zurück, so nah stand das Schiff jetzt. Bis von einigen Augenblicken war es ihr schwergefallen, die Größe des Schiffes zu schätzen. Die diffuse Gischt des Regens gab keine Anhaltspunkte.
    Nun ragte der monumentale Leib des Utrofaren am Bug der Sternengaleone vor ihr auf. Sein Gesicht, größer als die ganze Barkasse, ließ keine Regung erkennen. Bäche von Regenwasser stürzten ihm über die Stirn. Hinter den geschlossenen Lidern glomm ein unstetes violettes Feuer.
    Von fern hatte die Galionsfigur humanoid gewirkt. Im direkten Gegenüber verlor sich diese Ähnlichkeit. Der Körper wirkte steinern, ein grob behauener Felsen.
    Die Barke schwenkte nach links. Der bauchige Rumpf der Sternengaleone glitt an ihnen vorbei wie der Leib eines urzeitlichen Meeresgiganten.
     
    *
     
    Die Hangartore öffneten sich. Die Barkasse flog ein und setzte ohne jede Erschütterung auf. Das bislang transparente Kanzeldach verfärbte sich erst milchig weiß, dann wurde es undurchsichtig.
    »Wir sind da«, sagte Toufec. Er stand auf und klopfte unternehmungslustig gegen das Gefäß, das er über dem SERUN an einem Gürtel trug.
    Da drin haust Pazuzu, dachte Sarmotte. Ein gewerbsmäßiger Karawanenräuber aus der terranischen Vorzeit und sein Nano-Gespenst. Welches Spiel spielen die beiden eigentlich?
    Im nächsten Moment stand sie neben ihm, ein paar Fingerbreit größer als er. Toufec schob eine Strähne blauschwarzen Haars unter den Turban. Er gab ihren Blick gelassen, fast belustigt zurück.
    Und welches Spiel spiele ich?
    Das Schott glitt auf.
    Auf dem Hangarboden lag ein Geschöpf, sternartig, mit fünf Tentakeln oder Armen. In einer wellenartigen Bewegung richtete sich der lebende Stern auf. Zwei seiner Tentakel dienten als Beine, zwei nun seitlich gelegene Extremitäten glitten durch die Luft wie die Arme einer Tänzerin. Der letzte Arm pendelte hoch oben im Leeren.
    Das Lebewesen war riesenhaft, von Tentakelspitze zu Tentakelspitze acht, wenn nicht neun Meter groß.
    Shanda Sarmotte überlegte für einen Moment, ob der Fagesy mit dieser Position die humanoide Körperform parodieren wollte. Sie glitt kurz in seinen Geist hinüber.
    Die Art, wie der Fagesy den Raum wahrnahm, war verwirrend. Sie ließ sich nicht darauf ein. Ihr genügte, die Abneigung des Gegenübers zu spüren, seinen Widerwillen gegen die beiden lateralen Kreaturen, die vor ihm standen. Unter ihm.
    Der Widerwille war körperlich, instinktiv. Es gab keine militärische Feindschaft. Der Fagesy nahm sie nicht als Diebe ALLDARS wahr. Er wusste nichts von dem Konflikt seines Volkes mit den Terranern. Er dachte weder an den Brückenplaneten noch an das Solsystem.
    Er und die anderen Fagesy an Bord hielten sich offenbar bereits seit Generationen auf der Galeone auf.
    »Ich bringe die beiden Gäste zu Choursterc«, sagte der Fagesy. Er floss zu Boden und glitt auf die Hangartür zu.
    »Ruda«, murmelte Toufec in Sarmottes Richtung. »Was für ein herzlicher Empfang.«
     
    *
     
    Der Korridor, durch den der Fagesy sie führte, wies eine lichte Höhe von annähernd fünf Metern auf. Der Fagesy rutschte und schlängelte, zog und drückte sich so rasch durch den Gang, dass die
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