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207 - Weg eines Gottes

207 - Weg eines Gottes

Titel: 207 - Weg eines Gottes
Autoren: Christian Schwarz
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sehen?«
    Sie seufzte. »Seid ihr blind? Da wächst der Dschungel anders. Dunkler. Er bildet ‘n Muster, wie wenn dort was im Boden wär.«
    »Tatsächlich.« Yao, der bereits einzelne Sätze der Wawaa-Sprache verstand, machte ein Zeichen der Zustimmung. »Das sollten wir uns ansehen.«
    Sie gingen weiter. Dichtes Lianengestrüpp erschwerte das Vorwärtskommen. Nach Stunden erreichten sie die besagte Stelle.
    »Das muss es sein.« Mombassa setzte den Lioon-Schädel ab.
    Vor ihnen lag ein Körper aus Eisen, höher und länger als die Fertigungsfabriken von Kiegal. Teile davon waren trotz des starken Pflanzenbewuchses noch immer zu sehen. Kleine, exakt gleich große Öffnungen, zogen sich in unerreichbarer Höhe den Rumpf entlang. Am Ende ragte eine mächtige Flosse empor, wie sie sonst nur Fische besaßen. Am seltsamsten war aber die mächtige abgebrochene Fläche, die etwa in der Mitte des Rumpfes steil in die Luft wies.
    Yao war sichtlich aufgeregt. »Das könnte eine jener Maschiins sein, die vor Kristofluu durch die Lüfte flogen. Unsere Legenden erzählen davon, aber gesehen hat sie noch keiner.«
    »Das Ding da soll fliegen können?« Mombassa kratzte sich am Schädel. »So’n Unfug. Eher kriegt Banta junge Hunde, wenn einer sie bespringt. Aber das wird eh nich passieren.«
    Die Frau verzog das Gesicht. »Blödwawaa«, fauchte sie den Hünen an. Ihre spitzen Zähne blitzten und ließen sie unheimlich aussehen.
    Banta legte einen Pfeil auf ihren Bogen und ging auf das rätselhafte Ding zu. »Ich möchte da mal reinschauen«, sagte sie. »Da vorne is ‘ne Tür oder so was.«
    Aus der ehemaligen Ausstiegsluke wuchs ein mächtiger Baum. An ihm wollte sich die Wawaa vorbei drängen.
    »Was soll das, Banta?«, rief Mombassa. »Sei vors-«
    Das Wort blieb ihm im Halse stecken. Aus der Öffnung schoss ein riesiger Kopf hervor, sicher drei Mal so groß wie die Wawaa. Ein muskulöser, von grünbraunen Mustern überzogener Körper hob den Kopf in eine Höhe von etwa fünf Metern. Dort pendelte er wie ein mächtiger Felsen über Banta hin und her. Starre schwarze Augen, jedes so groß wie Mombassas Lioon-Schädel, blickten auf die Frau herab, die zur Salzsäule erstarrt war.
    Jetzt nur keine Bewegung, schoss es durch Bantas Gehirn. Ihr Herz pochte wie verrückt. Sie hatte Mühe, nicht einfach dem Fluchtreflex nachzugeben. Eine derart riesige Snaak hatte sie noch niemals zuvor gesehen.
    Das Maul öffnete sich leicht, eine gespaltene Zunge schoss hervor, so groß, dass sie sich damit hätte zudecken können. Das rotblau gefärbte Teil züngelte in ihre Richtung, kam ihrem Kopf gefährlich nahe. Dabei ertönte ein Geräusch, das die Wawaa an das Zischen in den Fabrikhallen der Huutsi erinnerte.
    Banta brach der kalte Schweiß aus. Sie zitterte leicht. Dass sie sich nass machte, bemerkte sie nicht einmal. So nahe war sie dem Tod nie zuvor gewesen. Nur keinen Fehler machen… Ruhig bleiben… Ich will noch nicht sterben…
    Die Pendelbewegungen des Snaak-Kopfes verstärkten sich. Ansatzlos fiel er nach unten. Das mächtige Maul öffnete sich weit. Es war, als sause eine schwarze Höhlenöffnung auf Banta zu, die direkt in die Hölle führte. Auch der furchtbare Gestank schien von dort zu kommen.
    Die Wawaa schrie. Sie wollte sich zur Seite werfen. Zu spät. Das Maul packte zu, bekam sie an der Hüfte zu fassen und riss sie in die Höhe. Ihr Schreien ging in ein Wimmern über. Hilflos zuckend zappelte sie im Maul der Snaak. Nur Kopf, Oberkörper und Arme schauten noch hervor.
    Die Snaak fasste nach. Die Wawaa verschwand vollkommen im Maul der Bestie.
    »Bantaaaa!«, brüllte Mombassa und rannte los…
    ENDE
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