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207 - Weg eines Gottes

207 - Weg eines Gottes

Titel: 207 - Weg eines Gottes
Autoren: Christian Schwarz
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versuchte, trat an ihn heran. Der Ohrschmuck, der aus untereinander angeordneten, getrockneten Frakkenköpfen bestand und bis zum Ansatz seines Taratzenfell-Rocks hinunter hing, wackelte. Er verbeugte sich ehrfürchtig vor dem bizarr geformten Haus seines Gottes, das ihm, vom Boden aus gesehen, bis zur Brust reichte.
    Olusegun nahm, wie jeden Morgen, die Heilige Säuberung vor. Das hieß, er polierte die zahlreichen Facetten des Kristalls. Olusegun hätte die Zeremonie gemäß der Clanregeln durchaus auch einem anderen überlassen können. Dass er dies nicht tat, zeigte dem Hal, dass der Schamane ihn noch immer als Herrn anerkannte. Deswegen würde er Olusegun auch nicht beseitigen. Nach seiner langen Zeit unter den Primärrassenvertretern wusste der Daa’mure, dass »die Zeit alle Wunden heilt«, wie ein uraltes Sprichwort besagte. Der Primärrassenvertreter Mooris’pulajn hatte es immer benutzt. Außerdem war der Clan nach dem Horrormarsch durch die Todeswüste derart dezimiert worden, dass er es sich zum momentanen Zeitpunkt gar nicht leisten konnte, auch nur einen von ihnen bewusst zu opfern.
    Sieben Schamanen hatte Mul’hal’waak in den sechzig Sonnenumläufen, in denen er jetzt mit den Wawaas umher zog, erlebt und beeinflusst. Sie alle waren willige Werkzeuge auf seiner rastlosen Suche nach anderen Daa’muren gewesen. Bis vor zwei Sonnenumläufen hatte sich auch Olusegun den Wünschen seines Gottes freudig gefügt. Dann hatte Mul’hal’waak mit dem Gen’rel der Egbesu Boizz ein Geschäft gemacht, um eine wichtige Information zu bekommen. Seither war der Schamane mürrisch und aufsässig. Mul’hal’waak musste ihm immer öfter seinen Willen aufzwingen. Hin und wieder wehrte sich Olusegun sogar dagegen. Allerdings erfolglos. Trotzdem war das überaus lästig für den Hal.
    Ich hab den Erkundungstrupp auf die Piste geschickt, Gott Papalegba, begann Olusegun die Konversation, die sich ausschließlich auf geistiger Ebene abspielte. Ab jetzt müssen wir noch vorsichtiger sein als sonst. Wenn’s stimmt, was der Ibo-Jagdtrupp gesagt hat, wohnen am ersten Kegelberg die gefährlichen Huutsi mit ihrem mächtigen Lava-Gott. Ich würd mal sagen, der weiß schon, dass wir kommen. Seit heut Morgen lässt er seinen zornigen Atem ab. Das sieht nicht gut aus. Den Huutsi sollten wir auf jeden Fall ausweichen, weil die Sklaven machen und sie ihrem Lava-Gott opfern. Oder traust du dir zu, stärker als der zu sein?
    Mul’hal’waak überging diese Respektlosigkeit einfach. Eine Bestrafung machte im Moment keinen Sinn. (Wenn jemand etwas über die Kristalle weiß, dann könnten es die Huutsi sein.)
    Glaubst du wirklich, Gott Papalegba? Keiner hier weiß irgendwas über andere Götterwohnungen wie deine. Und wir haben in den letzten Wochen wirklich mit vielen Leuten geredet. Wenn es wirklich so viele Kristalle gäbe, auch in den fliegenden Städten, müsste das doch jeder wissen, oder? Der Gen’rel hat uns einfach reingelegt, das ist mal sicher.
    (Er könnte Recht haben), mischte sich der Namenlose ein, was äußerst selten geschah. (Bedenke, dass die Synapsenblockade ( daa’murische Methode, um Gehirne »verdummen« zu lassen ) bei den Primärrassenvertretern immer geringer geworden ist, je weiter wir nach Süden gezogen sind. Diesseits der großen Wüste ist sie fast gar nicht mehr vorhanden. Das bedeutet, dass es hier kaum noch Kristalle geben kann.)
    (Du brauchst mich nicht zu belehren, mein Freund. Das weiß ich selber.)
    (Ja. Aber mir scheint, du verdrängst diese Dinge, weil du sie einfach nicht wahrhaben willst.)
    (Selbst wenn es so wäre), lenkte Mul’hal’waak ein, (müssten wir doch die Herrschaft über die fliegenden Städte gewinnen, um wieder zum Wandler zurückkehren zu können. Wenn diese Huutsi schon nichts über die Kristalle wissen, dann vielleicht doch über die fliegenden Städte.)
    (Unsere Diener können sich keine Konfrontation mit einem viele tausend Köpfe zählenden Volk leisten; schon gar nicht, nachdem nur noch zweiundsechzig von ihnen übrig sind.)
    (Richtig, mein Freund. Aber vielleicht ist es an der Zeit, dass wir uns ein neues Volk zulegen. Mit den Huutsi hätten wir sicher die besseren Chancen, die fliegenden Städte zu erreichen. Wir könnten ihnen die Wawaas als Opfer überlassen.)
    (Wir wissen nicht, ob wir die Führer der Huutsi tatsächlich in unserem Sinne beeinflussen können. Bei Primärrassenvertretern mit starkem Willen funktioniert es nur bedingt oder gar nicht. Wir könnten
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