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207 - Weg eines Gottes

207 - Weg eines Gottes

Titel: 207 - Weg eines Gottes
Autoren: Christian Schwarz
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ein sabbernder Dummkopf. Er hat zu viel Beel-Kraut gekaut, nicht ich. Banyaar bestimmt längst, was hier geschieht. Twaa vertraut ihm in allem und lässt ihn gewähren. Du musst mit Banyaar reden, wenn du etwas bewegen willst, nicht mit dem König.«
    Yao starrte den Schamanen an. »Niemand kann mit Banyaar reden, ich schon gar nicht. Das weißt du ganz genau. Außerdem hieße das, den Wolf als Wächter der Schafe zu benennen.« Der Erste Maschiinwart seufzte. »Aber du bestätigst mir, was ich längst befürchtet habe. Ich muss es trotzdem versuchen. Der König weiß garantiert nicht, was sein sauberer Sohn so alles treibt.«
    Koroh machte ein Zeichen der Zustimmung. »Ich befürchte, es interessiert ihn auch nicht. Wie ich bereits sagte, sein Verstand ist vernebelt. Auch mein bester Zauber ist da machtlos, die Deemons in seinem Kopf sind stärker. Der König erkennt außer Banyaar so gut wie niemanden mehr. Und auch den nicht immer. Er lebt schon längst in Alzheim.«
    »Vermittle mir das Gespräch trotzdem, Koroh. Ich möchte mir später nicht vorwerfen müssen, etwas versäumt zu haben. Banyaar, dieser hinterlistige Feigling, wird uns noch alle ins Verderben treiben.«
    Der Schamane ging in sein Haus und kam mit einem armlangen, reich verzierten Stab zurück, an dessen Kopfende der Totenschädel eines Menschen prangte. Er nannte ihn Zepter. Außerdem hingen nun die Singenden Scheiben an seinen Ohren. Sie waren sehr flach, hatten ein Loch in der Mitte und bestanden auf einer Seite aus einem unbekannten, trüb spiegelnden Material. Eine Scheibe zeigte das Brustbild zweier dicker weißer, bärtiger Männer mit lächerlichen Hüten und einem roten Hemd über einem weißen. Seltsame Zeichen standen darunter. Die andere Scheibe zeigte ebenfalls einen weißen Mann mit zerfurchtem Gesicht und wenig Haaren. Auch hier fanden sich diese Zeichen wieder, zum Teil exakt die gleichen wie auf der anderen Scheibe, dann aber wieder völlig andere. Warum sie Singende Scheiben hießen, wusste Koroh nicht. Niemand wusste das mehr. Sicher war nur, dass sie heilig waren, weil sie eine Verbindung zu den Göttern darstellten. Nur der Schamane durfte sie tragen, niemand sonst. Und ohne diese Zeichen seiner Würde und Macht ging Koroh niemals unter die Menschen.
    »Also gut, Yao. Ich gehe mit dir. Versprich dir aber nicht zu viel. Außerdem bin ich der Ansicht, dass du zu viel Wirbel um nichts machst. Die Schleusen werden noch eine Ewigkeit halten.«
    »Werden sie nicht. Ich bin der Fachmann für Tekknik, nicht du. Aber danke, Koroh. Du bist ein wahrer Freund.«
    Sie stiegen zusammen den Hügel hinab. Links und rechts der breiten, staubigen Straße reihten sich zwei- und dreistöckige Häuser aneinander. Um diese Zeit waren bereits viele Huutsi in traditionellen bunten Gewändern unterwegs, um ihren täglichen Geschäften nachzugehen. Manche auf Tretbaiks, der eine oder andere auf Baiks mit einer kleinen Dampfmaschiin, die meisten aber doch zu Fuß. Noch immer warTekknik so teuer, dass sich nur die Reichen deren Segnungen leisten konnten. Immerhin profitierten alle vom gut ausgebauten Wasserleitungssystem, selbst die Sklaven.
    Der Erste Maschiinwart und der Schamane wurden von fast allen, denen sie begegneten, ehrfürchtig gegrüßt. Yao ging in die Knie und kontrollierte durch eine der gläsernen Sichtluken den Wasserfluss in den Hauptrohrleitungen, die sich entlang der Straßen zogen. Zweigleitungen führten in jedes Haus. Durch die leistungsstarken Pumpstationen, an deren Konstruktion Yaos Großvater nicht unwesentlich beteiligt gewesen war, konnten sogar die hoch gelegenen Wohneinheiten versorgt werden. Und auch die Wasserknappheit auf den Feldern war längst kein Thema mehr.
    »Alles in Ordnung, Yao?«
    »Ja, es scheint so. Das Wasser fließt normal. Papa Lavas Schütteln scheint den Pumpen nichts ausgemacht zu haben.«
    Koroh grinste breit. »Na siehst du, alles halb so schlimm. Wäre die Situation ernst, wären die empfindlichen Pumpen längst ausgefallen. Auch die Leute, die hier unterwegs sind, machen sich keine Sorgen, wie du siehst.«
    »Ja«, murmelte Yao und erhob sich wieder. »Sie verlassen sich darauf, dass wir Maschiinwarte schon alles richten. Was sie nicht wissen, ist, dass wir in unseren Bemühungen um Sicherheit längst aufs Übelste behindert werden.«
    Wie um seine Worte zu bestätigen, kam ein Trupp Sklaven, gut fünfzig Köpfe zählend, aus einer Seitenstraße. Er wurde von schwer bewaffneten Soldaten eskortiert,
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