Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
207 - Weg eines Gottes

207 - Weg eines Gottes

Titel: 207 - Weg eines Gottes
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
die brüllten und immer wieder die Peitsche schwangen. Auch einige Verbrecher sah der Erste Maschiinwart zwischen den Sklaven. Die Soldaten trieben sie in Richtung Westen.
    Yao ballte die Fäuste. Zornesfalten gruben sich in seine Stirn. »Siehst du, was ich meine, Koroh? Ein halbes Hundert Beschäftigte! Und das sind noch längst nicht alle. Banyaar zieht schon seit Wochen unverantwortlich viele Arbeiter von den Feldern, den Hochöfen und den Fabriken ab. Auch die Schleusenwerke sind total unterbesetzt. Nötige Reparaturen unterbleiben, an manchen Stellen stockt sogar der komplette Betrieb. Das ist hoch gefährlich und unverantwortlich. Aber Banyaar, den Hohen Dampfmeister« – er legte alle Verachtung in den Ausdruck, zu der er fähig war – »interessiert das nicht. Ihm ist wichtiger, dass so schnell wie möglich die Otowajii ( Autobahn ) gebaut wird, auf der er mit seinen Dampfrakeets herumrasen kann. Verstehst du denn nicht, Koroh? Dieser verlauste Monkeehintern denkt nur an sich. Sein Volk ist ihm völlig egal. Ich sehe schwarz, wenn Banyaar demnächst seinem Vater auf den Königsthron nachfolgt.«
    Koroh blieb stehen. »Lass ihm seinen Spaß, Yao. Du siehst das zu negativ. Banyaar muss sich nur ein wenig austoben. Wenn er erst König ist, wird er für sein Volk da sein. Ganz sicher. Die Dampfrakeets sind nun mal seine Leidenschaft.«
    »Ja, natürlich. Eine Leidenschaft, die nur er sich leisten kann. Und dafür riskiert er es, sein ganzes Volk in den Abgrund zu stürzen. Spaß nennst du das, ja? Ich nenne es Wahnsinn. Zumal die Ibo eine schwache Führung sofort ausnutzen werden, um uns zu überfallen. Wir müssten sie jetzt in ihre Schranken weisen. Sie werden immer frecher und treiben sich schon ganz offen auf unserem Gebiet herum. Und da sind wir schon beim zweiten Problem. Es geht uns allen zu gut. Wir werden immer fauler und nachlässiger. Die Soldaten geben sich lieber dem süßen Leben hin als dem Kampf. Die Tekknik wird’s schon richten. Aber ich sage dir, Koroh, sie richtet nicht alles. Wir waren einst allen anderen weit überlegen. Auch durch die Tekknik. Aber noch mehr, weil wir wild und tapfer waren. Heute sind Kämpfer wie Elloa aber zur absoluten Ausnahme geworden.« Yao redete sich immer mehr in Rage. »Verstehst du denn nicht? Die Ibo wissen das und haben längst den Respekt vor uns verloren. Sie provozieren uns durch Grenzübertritte und nichts passiert. Banyaar lässt sie einfach gewähren. Das macht sie immer dreister. Und wenn wir nicht wieder unsere alte Stärke und unseren Mut erlangen, gehen wir irgendwann unter. Nein, Banyaar, dieser Affe darf niemals König werden.«
    Der Schamane kniff die Augen zusammen. »Wer wäre denn deiner Meinung nach ein besserer König?«
    »Ich.«
    »Hm. Du bist nicht gerade bescheiden, aber das warst du noch nie. Du kannst schon deswegen nicht König werden, weil das Königtum innerhalb des Gazellen-Clans vererbt wird. So sagen es die Uni-Regeln, das Heilige Buch der Huutsi. Das ist der unumstößliche Wille von Papa Lava.«
    »Ach, tatsächlich? Hast du das Heilige Buch etwa schon mal zu Gesicht bekommen?«
    Koroh zögerte. »Hm. Nein.«
    »Natürlich nicht. Was wir haben, sind nichts als bloße Behauptungen des Gazellen-Clans, denen wir Glauben schenken müssen. Warum wohl lassen sie niemanden mehr in die Aula, wo die Uni-Regeln lagern? Nicht einmal dich, den Schamanen? Ich sag’s dir, Koroh: Weil sie Angst haben, dass jemand im Heiligen Buch liest und die Lügen aufdeckt, mit denen sie ihre Macht erhalten.«
    Der Schamane schluckte schwer. Er sah sich unwillkürlich um. »Höre auf meinen Rat, Yao: Das sind gefährliche Worte, die du niemals öffentlich sagen solltest. Man könnte dich sonst mit einem Messer im Rücken finden. Oder du wirst vor aller Augen an die Sozoloten-Eber verfüttert.«
    »Keine Angst, ich kann mich schon… wehren.«
    Das letzte Wort kam nur noch zaghaft. Yao starrte die Straße hinunter. Wenn man vom Deemon sprach… Die schönste und wildeste Frau der Huutsi kam auf ihrem Tsebra-Hengst daher geritten. Elloa.
    Sie ließ den Hengst kurz steigen, als sie die beiden Männer fast erreicht hatte. Koroh wich instinktiv zwei Schritte zurück. Ein lautes Lachen kam aus Elloas Mund. Sie stellte das Tsebra ruhig und schüttelte den Kopf, dass die bänderdurchsetzten Zöpfchen nur so flogen. Ihre wunderbaren grünen Augen funkelten. »Hast du etwa Angst, Onkelchen?«
    »Wer vor dir keine Angst hat, macht irgendetwas falsch«, erwiderte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher