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205 - Das Zeichen der Ewigkeit

205 - Das Zeichen der Ewigkeit

Titel: 205 - Das Zeichen der Ewigkeit
Autoren: Stephanie Seidel
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lieber aus.« Nasrallah schob den Dolch zurück in seinen Gürtel und nickte Ramid zu. Der fuhr herum.
    »Ali!«, brüllte er in Richtung Soldaten. »Bring mein Kamshaa her, aber ein bisschen plötzlich!«
    Ali war der am weitesten verbreitete Name im Land, und so sah die halbe Einheit erschrocken auf. Ramid drehte sich von Nasrallah weg, als seine Männer statt zu gehorchen zu streiten begannen, wer wohl gemeint war und den Befehl ausführen musste. Wenn er mitbekäme, dass der Berba ein spöttisches Lächeln zeigte, wovon man ausgehen konnte, wäre das eine Provokation zu viel. Dann musste er ihn töten. Doch das durfte er nicht, wenigstens nicht vor Zeugen. Sonst würde er selber sterben, denn Nasrallah ben Kufri war ein Günstling des Königs.
    Um sich abzulenken, begutachtete Ramid die Beute der Goldräuber. Da war eine kniehohe Statue aus massivem Gold.
    Auf ihrem Kopf hockte ein Skaik ( Skorpion ), und sie stand mit ausgebreiteten Armen vor den anderen Sachen, als wollte sie noch jetzt, unter den Sternen der arabischen Nacht, das Eigentum des Toten beschützen. Zu ihren Füßen lagen Amulette, Ringe und Armbänder, alle mit bunten Steinen besetzt. Außerdem gab es noch ein Holzkästchen, in dem vier bemalte Gefäße standen, und einen Stuhl, ebenfalls bemalt.
    Das goldene Zeichen an der Rückenlehne war die Namenskartusche eines Pharaos der dritten Dynastie, was Ramid allerdings nicht wissen konnte.
    Magere Ausbeute, dachte er. Nur die Statue ist gut. Aus ihr kann man viele Goldmünzen herstellen.
    Münzen waren das neue Zahlungsmittel am Nil. Der König hatte es eingeführt, und seine Untertanen liebten ihn dafür, mussten sie doch jetzt keine Säcke voller Tauschwaren mehr zum Einkauf in die Basare schleppen und sie Abends womöglich unverrichteter Dinge wieder nach Hause tragen.
    Man nahm einfach ein paar Pjaster mit – vorausgesetzt, man besaß welche – und bekam, was man wollte.
    Mögen die Götter dem König ein langes Leben schenken, dachte Ramid, den Blick noch immer auf die Grabbeigaben gerichtet. Ob er diesen schäbigen alten Schmuck haben will, weiß ich nicht. Aber den Holzkram brauchen wir gar nicht erst mitzunehmen. Ich lasse das Gold abkratzen, dann wird er verfeuert. So friere ich wenigstens nicht, wenn meine Männer nach der Kammer des Verhüllten suchen. Wehe, sie finden sie nicht!
    Der Königliche Soldatenführer wusste aus Erfahrung, dass in alten Gräbern mehr Gold zu holen war als das, was vor ihm lag. Wäre es nicht so, und würde es sich nicht lohnen, hätten zwielichtige Typen wie der Schatten keine Chance, ihre Komplizen gleich scharenweise zu rekrutieren. Als Dieb konnte man seine Pjaster schließlich auch auf ungefährlichere Art verdienen. In El Kahira ( Kairo zum Beispiel.
    Ramid nickte versonnen.
    El Kahira – die Siegreiche – so hieß die Stadt am Delta des Nils. Und siegreich war sie, denn sie hatte das Zeitalter der Dunkelheit überdauert, das vor fünfhundert Jahren begann, als Reephis vom Himmel stürzte. Ramid war in El Kahira geboren, auf den riesigen Steinfeldern ihres Zentrums. Hier musste einst ein ungeheuer mächtiger Mann geherrscht haben, das bewies sein Totenhaus, das man unter den Trümmern gefunden hatte.
    Totenhaus, so wurden die Gräber der Verhüllten genannt, jener aus unerklärlichen Gründen ganz und gar in Stoffstreifen eingewickelten, uralten Leichen. Ramid war sicher, dass sie zu einem fremden Volk gehörten, denn sie sahen ganz anders aus als die Stämme im Land, rappeldünn und schwarz. Man hatte für sie richtige Häuser gebaut, mit Kammern und allem, aus dickem Stein. Das war ein Glück, denn so konnten viele Menschen die Zeit der Dunkelheit überleben.
    Das Totenhaus in El Kahira war überirdisch errichtet worden, anders als die Gräber der Verhüllten, und in Hunderte separater Kammern aufgeteilt. Alle trugen dieselbe Inschrift über dem Eingang. Niemand konnte sie entziffern, denn es waren unbekannte Zeichen, kein vertrautes Araab mit seinen Schlangen und Schleifen. Ramid hatte sie sich eingeprägt. Er war sogar fähig, den Namen des Mächtigen in den Sand zu malen: S-O-U-V-E-N-I-R-S, wie immer man das aussprach, und was immer es bedeuten mochte.
    Die Kammern enthielten eine enorme Ansammlung von Gegenständen, wie sie auch bei den Verhüllten lagen. Daran hatte man überhaupt erst erkannt, dass es sich um ein Totenhaus handelte. Das Gold war nicht zu gebrauchen, denn es ging seltsamer Weise in Rauch auf, statt zu schmelzen. Aber die Sachen
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