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205 - Das Zeichen der Ewigkeit

205 - Das Zeichen der Ewigkeit

Titel: 205 - Das Zeichen der Ewigkeit
Autoren: Stephanie Seidel
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locker.
    »Ankhs gibt es wie Sandkörner in der Wüste«, sagte der Berba lauernd. »Woran willst du denn das Eine erkennen, das dem Schatten gehört?«
    »Das lass mal meine Sorge sein!«, raunzte Ramid.
    »Tatsache ist jedenfalls, dass ich ihn erwischen werde und nicht du.«
    »Wirst du nicht.«
    »Werde ich doch!«
    »Wollen wir wetten?«
    Ramid horchte auf. Wetten waren sehr beliebt am Nil – bei jedem, jederzeit, und um alles. Aber mit den Berba musste man sich vorsehen. Sie waren verschlagen, und sie machten nur selten Geschäfte, die zu ihren Ungunsten verliefen.
    Ich lasse mich auf nichts ein! Ich bin doch nicht blöd!, dachte Ramid, während sein Blick bereits an Nasrallahs schwarzem Zarak fest hing. Er merkte nicht, wie gierig er dabei aussah.
    »Für den unwahrscheinlichen Fall, dass du gewinnst, Soldatenführer: Was würdest du fordern?«, fragte der Berba, und Ramids Hand schoss vor.
    »Den da!« Er wies ohne Zögern auf den Hengst. Ihm war natürlich klar, dass Nasrallah das prächtige Tier niemals hergeben würde. Der Zarak war sein persönliches Eigentum, kein Verkaufspferd aus der Zucht, und mehr wert als die tausend Goldpjaster. Ramid hätte ihn so gern besessen!
    Dennoch war er erleichtert, dass die Wette nicht zustande kam.
    »Abgemacht«, sagte der Berba.
    Ramid blinzelte verwirrt. »Abgemacht?«
    »Ja. Wenn du es schaffst, den Schatten zu fangen, gehört Morafi dir.« Nasrallah streckte die Hand aus, und der überraschte Soldatenführer schlug ein.
    Das ging zu schnell. Zu leicht, dachte er alarmiert. Die Wette galt, und er konnte sich darauf verlassen, dass er den Hengst auch tatsächlich ausgehändigt bekam, denn Wettschulden waren selbst für einen Berba eine Sache der Ehre. Aber irgendetwas stimmte nicht. »Wo ist der Haken?«, fragte er. Nasrallah schwieg. Ramid starrte forschend in das unangenehm zufriedene Gesicht des Wüstenkriegers, und sein Herz sank, als er endlich merkte, dass er etwas vergessen hatte.
    Er kratzte sich nervös am Kinn. »Äh – was wolltest du eigentlich haben, falls du die Wette gewinnst?«
    Der Berba lachte lautlos und setzte sich in Bewegung, warf dem Zarak die Zügel über. »Das erfährst du, wenn es so weit ist.«
    »Sag es mir jetzt!«, forderte Ramid.
    »Es hat keine Eile.« Nasrallah schwang sich in den Sattel und ritt davon, zwischen den Palmen hindurch auf die Dunkelheit zu, in der seine Männer ihn schon erwarteten.
    Ramid schickte einen Fluch hinter ihm her. Er wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte, nur welchen Ausmaßes, das konnte er nicht einschätzen, und diese Ungewissheit trieb seinen Blutdruck in die Höhe.
    »Glotz nicht so blöd!«, herrschte er seine Kamshaastute an.
    Sie kniete wiederkäuend im Sand, schob den Unterkiefer träge von links nach rechts und beäugte die Welt aus halb gesenkten Lidern. Der Ziegenbart an ihrem Kinn gab ihr einen Anstrich von Verwegenheit, die sie nicht besaß. Spuckefäden trieften aus ihrem Maul, lang und glitzernd.
    Größer konnte der Unterschied zu Nasrallahs Hengst kaum sein. Ramid seufzte bei dem Gedanken daran, wie sehr der schwarze Zarak die Bezeichnung königliches Reittier verdiente. Anders als das blöde Vieh, mit dem er sich zufrieden geben musste. Aber vielleicht änderte sich das ja bald.
    Ich gewinne die Wette bestimmt! Ramid sank ächzend auf die Knie. Als ich dummerweise das Zeichen der Ewigkeit erwähnte, dachte ich einen Moment, Nasrallah wüsste Bescheid. Aber er hat keine Ahnung! Er wird den Schatten am falschen Ort suchen, der Idiot! Für wie dämlich muss er mich halten, dass er glaubt, ich hätte mit dem Ankh ein Amulett gemeint?
    Der feine helle Wüstensand war noch warm vom Tag, und es tat so gut, mit beiden Händen hineinzugreifen. Ramid begann die Münzen aufzuklauben, die Nasrallah hatte liegen lassen, und mit jedem Pjaster, der in seine Börse klimperte, stieg die Laune des Königlichen Soldatenführers. Das Geld war jetzt eine herrenlose Fundsache. Ramid hatte es ordnungsgemäß ausgezahlt, und wenn der Berba es nicht einsteckte, durfte man annehmen, dass er es nicht haben wollte.
    Das war legitim. Man brauchte auch seinen unsicher herüber blickenden Soldaten nichts abgeben. Sie würden es sowieso nur verprassen. Das schöne Geld.
    Ramid dachte daran, wie weibisch zurückhaltend Nasrallah reagiert hatte, als er ihm die Münzen vor die Füße warf. Ein echter Mann hätte sich so was nicht bieten lassen. Aber Nasrallah war ein Berba, und was wusste man schon über die?
    Wer
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