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205 - Das Zeichen der Ewigkeit

205 - Das Zeichen der Ewigkeit

Titel: 205 - Das Zeichen der Ewigkeit
Autoren: Stephanie Seidel
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reißen und einen Befreiungsschlag damit auszuführen, der es ihm erlaubte, endlich wieder frei zu atmen.
    Die Enge an Bord war ihm unerträglich geworden, was aber weniger an der Zahl der Passagiere lag, als an den Passagieren selbst: ein Daa’mure, eine Barbarin und ein Halbwüchsiger mit Machtphantasien. Das konnte nicht gut gehen, und das tat es auch nicht. Victorius wünschte, er wäre taub, damit ihm wenigstens das Gezanke erspart blieb, doch die Götter, so es denn welche gab, hielten sich wohl gerade selber die Ohren zu.
    Sein Wunsch wurde nicht erfüllt.
    »Aber selbstverständlich weiß er, was er tut!«, hörte er den Daa’muren Grao’sil’aana sagen. »Ich war sein Lehrmeister, und ich habe ihn bestens aufs Leben vorbereitet!«
    »Ach, mach dich doch nicht lächerlich!«, gab Aruula aufgebracht zurück. »Der Junge ist noch nicht mal fünf Jahre alt, und…«
    »Neunzehn«, warf eine angeätzte Stimme dazwischen.
    »Daa’tan!«
    »Halte dich da raus, mein Sohn«, sagte Grao’sil’aana ruhig, und Victorius zog den Kopf ein. Er wusste, was kam.
    »Sohn? Ha! Dass ich nicht lache! Daa’tan ist mein Kind! Ich habe ihn in mir getragen, damit hattest du nichts zu tun! Du und deine elende Daa’murenbande, ihr habt ihn mir gestohlen, zu mehr wart ihr nicht fähig! Und erzähl mir bloß nichts von wegen Lehrmeister, das ist ja widerlich! Guck dir doch mal an, was für bescheuerte Ideen du in seinen Kopf gepflanzt hast!«
    »Mutter!«
    »Was?«
    Ohne sich nach den Streitenden umzudrehen, nickte Victorius heftig. Aruula hatte völlig Recht.
    Quel fumier, dachte der Prinz wütend, und obwohl Daa’tan nicht wirklich ein Mistkerl war, lieferte er doch allen Grund, ihn dafür zu halten.
    In Ausala, auf der Flucht vor der Macht im Uluru, [1] hatte sich Victorius noch gut mit ihm verstanden. Doch das war Monate her, und zu dieser Zeit verfolgte Daa’tan auch ein hehres Ziel: seine Mutter aus der Gefangenschaft des Finders zu befreien.
    Inzwischen aber war viel geschehen. Als der Wandler den Himmel verdunkelte und eine Schlacht der Giganten tobte, die zahllose Leben forderte, hatte sich Daa’tans dunkle Seite offenbart. Er war mit der Absicht zu töten auf Matthew Drax losgegangen, seinen leiblichen Vater, und nur Aruulas flehentlicher Appell hatte jenem das Leben gerettet.
    Victorius dachte mit Schaudern zurück an das furchtbare Dornengestrüpp, das Daa’tan allein durch die Macht seines Willens empor wachsen ließ, um Maddrax darin einzuspinnen.
    Aruula musste den Geliebten zurücklassen und ihrem Sohn versprechen, für immer an seiner Seite zu bleiben, sonst wäre er in der tödlichen Falle umgekommen.
    Solche Familienfehden konnten Victorius eigentlich egal sein, und das waren sie auch, bis zu einem gewissen Grad. Er hatte ganz andere Sorgen! Daa’tan hatte ihm befohlen, ihn nach Afra zu bringen. Er hegte den verrückten Plan, das Kaiserreich der Wolkenstädte von seinem Vater, Pilâtre de Rozier, zu übernehmen.
    Natürlich würde Victorius ihn nicht dorthin bringen. Also hatte er eine Route über Indien und Arabien gewählt mit der Begründung, Proviant und Brennmaterial aufnehmen zu müssen – und in der Hoffnung, bei einem der Zwischenstopps mit der Rozière entkommen zu können. Was ihm bislang nicht gelungen war.
    Noch hatten Daa’tan und sein Crooc, wie er den echsenhaften Daa’muren abfällig nannte, keinen Verdacht geschöpft. Dabei konnte Victorius sich glücklich schätzen, die Gespräche zwischen den beiden verfolgen zu können. Denn wie er selbst hatten auch sie ihre telepathischen Fähigkeiten verloren, als der Wandler den Finder zerstörte, und konnten sich nicht mehr mental verständigen.
    Der Inhalt ihrer Gespräche ließ den schwarzen Prinzen innerlich kochen. Die beiden sprachen ganz offen darüber, was der Neunzehnjährige nach seiner Machtübernahme in Victorius’ Heimat alles vorhatte. Als wäre er, der Sohn des Kaisers, gar nicht anwesend. Empörend!
    Auch Aruula musste die Fähigkeit zu Lauschen eingebüßt haben. Hundert Mal schon hatte Victorius die schöne Barbarin getestet und ihr mental etwas an den Kopf geworfen, auf das eine Frau gar nicht anders konnte als empört zu reagieren. Er versuchte es gleich noch mal: Du siehst ja gar nicht mal schlecht aus. Wenn du bloß nicht den Verstand eines verblödeten Kamshaas hättest!
    »Will jemand was trinken?«, fragte Aruula freundlich, und Victorius grinste. Voilà! Meine Gedanken sind vor ihr sicher!
    Das war auch gut so, fand
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