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205 - Das Zeichen der Ewigkeit

205 - Das Zeichen der Ewigkeit

Titel: 205 - Das Zeichen der Ewigkeit
Autoren: Stephanie Seidel
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der Prinz, denn bei seinem Plan, Daa’tan und das Crooc loszuwerden, brauchte er auf Aruulas Hilfe nicht hoffen. Mon petit bébé – mein kleines Baby – das schwang unausgesprochen in allem mit, was sie zu ihm sagte.
    Selbst wenn sie zornig auf ihn war.
    Victorius warf einen raschen Blick über die Schulter.
    Daa’tan stand vor dem Ofen und führte Scheingefechte mit Nuntimor aus, jenem rätselhaften Schwert, das er im Tempel von Borobundu erobert hatte. [2] Der Sage nach war es für den Sohn von König Artus geschmiedet worden, und trotz seines enormen Alters zeigte es keine Spur von Rost. Die Klinge war beidseitig scharf geschliffen. Sie sang, als Daa’tan mit ihr in weiten, fließenden Bewegungen imaginäre Feinde köpfte.
    Grao’sil’aana hatte sich vorsichtshalber hinter einen Stützbalken verzogen.
    Grinsend wandte der Prinz sich ab. Sein Blick streifte das hängende Netz mit dem Stoffballen, in dem Titana zu Hause gewesen war. Das Grinsen gefror ihm auf den Lippen. Die kleine Zwergfledermaus, die seine telepathischen Kräfte verstärkt hatte, war tot. Aruula hatte sie umgebracht. Ein böser Geist in einer arabischen Oase hatte Titana für seine Zwecke benutzt. [3] Victorius konnte der Barbarin eigentlich keinen Vorwurf machen, denn ohne ihr Handeln wären sie der Wüstenfalle wohl nicht entkommen. Trotzdem tat es weh, sehr weh.
    Draußen vor dem Bugfenster lag die graue glitzernde Weite des Mittelmeers. Keine Wolke am Himmel, kein Schiff auf den Wellen, alles war friedlich. Victorius hatte nach der Abreise aus Arabien einen Kurs gewählt, der parallel zur Küste verlief, ihn aber weit genug aufs Wasser hinaus führte, dass man kein Land mehr sah. Daa’tan und seine Gefährten waren nie auf diesem Kontinent gewesen, deshalb mussten sie sich auf das verlassen, was er ihnen sagte.
    »Wir sind gleich da!« Victorius zeigte nach Süden, wo eine schäumende Brandung an fremde Küsten tobte. Hinter ihr lag das Tor zum Orient: Egeeti, wie Ägypten heutzutage hieß.
    Dieses Land hatte vor Jahrtausenden eine beispiellose Hochblüte erlebt, war aber später in Bedeutungslosigkeit versunken, und das hielt bis heute an. Hier wollte sich Victorius endlich seiner ungeliebten Passagiere entledigen.
    Der Prinz hatte in Büchern und Schriftrollen aus der Bibliothek seines Vaters über das Land am Nil gelesen. Selbst besucht hatte er es nicht. Die Berichte der wenigen Expeditionen dorthin besagten, dass es besser war, in der Luft zu bleiben. Am Boden war es entschieden zu gefährlich.
    Besonders im Delta.
    Die Naturkatastrophen, die vor fünfhundert Jahren dem Aufprall des Kometen gefolgt waren, hatte es um mehr als die Hälfte seiner ursprünglichen Länge verkürzt. Alexandria und Aboukir waren versunken; der Nil hatte sich in so viele kleine und kleinste Flussläufe gespalten, dass über dem Wasser ein Mangrovenwald entstand. Dort hauste ein bösartiges Mutantenvolk: die Mossari. Sie waren der Grund dafür, weshalb das Land noch immer in erzwungener Abgeschiedenheit verharrte, denn sie blockierten mit ihren brutalen Überfällen die Schiffspassage zum Mittelmeer. Nur selten wagte sich ein Kapitän weiter als bis El Kahira den Nil herunter. Oder durchs Delta hinauf. Wie man hörte, wollten die Egeeter jetzt gegen die Mossari aufrüsten, was angesichts der Waffen beider Parteien ein blutiges Gemetzel erwarten ließ.
    Je m’en fous, dachte der Prinz; mir doch egal. Er wollte Daa’tan loswerden, alles andere spielte keine Rolle. Dieser Junge hatte beim Kampf gegen Maddrax gezeigt, dass er nicht mit normalen Maßstäben zu messen war, und was immer er sonst noch konnte, außer Pflanzen zu monströsem Wachstum zu veranlassen, Victorius wollte es gar nicht herausfinden.
    ***
    Aruula stand an einem Seitenfenster, als die PARIS das Nildelta überflog. Daa’tan und Grao’sil’aana hatten sich die Plätze neben Victorius gesichert, vorne am Bug, und hielten Ausschau nach den Wolkenstädten. Daa’tan drehte dabei den daumendicken, glänzenden Stab in Händen, den er vor ihrem Aufbruch aus Ausala vom Boden aufgeklaubt hatte. Er war so lang wie Aruulas Unterarm und besaß eine spindelförmige Verdickung an einem Ende. Irgendwie ahnte Aruula, dass er Maddrax gehörte, aber sie wusste nicht, wozu er diente. Schon gar nicht, dass es sich um eine dreieinhalb Milliarden Jahre alte, marsianische Allzweckwaffe der Hydree handelte.
    Glücklicherweise ahnte Daa’tan dies ebenso wenig wie sie. Er betrachtete den Stab wohl eher als
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