Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
205 - Das Zeichen der Ewigkeit

205 - Das Zeichen der Ewigkeit

Titel: 205 - Das Zeichen der Ewigkeit
Autoren: Stephanie Seidel
Vom Netzwerk:
Ihretwegen verraten die Kerle den Schatten ja auch nicht. Lassen sich eher die Haut in Fetzen schlagen, das muss man sich mal vorstellen!«
    Nasrallah nickte. »Ich hörte, dass er für die Familien sorgt, wenn den Männern etwas… zustößt.«
    »Klar macht er das.« Ramid spuckte in den Sand. »Weiber und Bälger sind die Garanten für seine Sicherheit, da geht er gut mit um. Das wissen die Goldräuber. Aber sie wissen auch, was mit ihrer Sippe passiert, wenn sie reden.«
    Er blickte hinüber zu den Soldaten, die eine Grube für die Leichen aushoben, und seine Stimme veränderte sich. »Ich hab das mal gesehen, oben in Abydos. Da wollte einer aussteigen und hat den Priestern verraten, wann der Schatten das nächste Mal in die Stadt kommt. Du weißt ja, er hält sich nirgends lange auf. Meine Einheit war damals ganz in der Nähe, und als wir ankamen…« Ramid brachte den Satz nicht zu Ende. Er fuhr sich über die Augen, wie um die Bilder seiner Erinnerung loszuwerden, und blies die Backen auf. »Zwei Frauen und elf Kinder! Ungefähr jedenfalls. Genau war das nicht zu erkennen bei der Riesenschweinerei im Haus. Es fehlte ein Kopf.«
    »Den haben sich die Geisale ( Nachfahren der abessinischen Wölfe, aus Äthiopien über den Sudan eingewandert. Aasfresser und Jäger, kommen in der Dämmerung bis an die Häuser. ) geholt«, vermutete der Berba.
    Er hatte keine Miene verzogen bei Ramids Bericht über das Massaker von Abydos, nicht einmal geblinzelt, und das ärgerte den Königlichen Soldatenführer.
    »Wir fanden auch einen überzähligen Arm«, schnappte er.
    Nasrallah hob die Schultern. »In euren Häusern liegt so manches herum, was dort nicht hingehört.«
    Ramid verstand den Wink genau, ging aber nicht darauf ein.
    Seit der König die neue Währung eingeführt hatte, war die Habe aus den Totenhäusern der Verhüllten heiß begehrt. Jeder im Land wollte sich einen Anteil am Gold sichern. Man musste natürlich sehr vorsichtig sein, denn auf Goldräuberei stand die Todesstrafe, und geschwätzige Neider gab es mehr als genug.
    Aber wenn man über der richtigen Stelle gebaut hatte und bereit war, Nachts ein paar Stunden im Keller zu arbeiten, konnte man dort in aller Stille ein kleines Vermögen ausgraben.
    »Warum lächelst du?«, fragte Nasrallah.
    Ramid knallte in Gedanken hastig die Tür seines Hauses zu.
    »Ääh – wir haben drei Goldräuber gefasst, das freut mich.«
    » Wir ist gut«, spottete der Berba und hielt die Hand auf. »Es ist spät, ich will heim. Gib mir die Belohnung.«
    »Aber die Kerle haben nichts verraten!«
    »Dafür werde ich auch nicht bezahlt. Hundert Pjaster für jedes Mitglied der Schatten-Bande, so hat es der König ausgelobt. Ich habe herausgefunden, wo sie heute Nacht einbrechen, meine Männer haben es deinen Männern gemeldet, und hier sind wir. Also zahl mich aus.«
    »Wir hätten die Kerle auch allein gefunden«, behauptete Ramid.
    »Sicher. Der König hat uns nur aus Langeweile angeworben und nicht etwa, weil ihr so erfolglos seid.« Nasrallah sah zu den Sternen auf, während er sprach.
    Die Hand des Geschmähten flog ans Messer, überraschend und unerwartet schnell. Es war nicht das erste Mal, dass der Berba ihn beleidigte, und Ramid hatte es gründlich satt. Schon wollte er zustechen.
    »Ich würde das lassen«, sagte Nasrallah kühl.
    Ramid fiel auf den Tonfall herein. Er vermutete eine Gefahr in der Dunkelheit; Wüstenkrieger vielleicht, die ihn bereits im Visier hatten. Zu ihnen musste er hastig hinsehen, und mehr Zeit brauchte der Berba nicht. Das Nächste, was Ramid spürte, war die Spitze eines Dolches in seinem Bauchnabel.
    »Du kannst mich nicht töten, ohne selbst zu sterben, Soldatenführer«, erklärte Nasrallah freundlich. »Sind dir dreihundert Pjaster das Risiko wert, meine Worte anzuzweifeln?«
    »Nein«, sagte Ramid wahrheitsgemäß und fügte in Gedanken hinzu: Aber ich würde die Summe verdoppeln, um dein Todesröcheln zu hören, verdammter Hund. Und irgendwann werde ich es auch hören, verlass dich drauf!
    »Nimm die Weiberwaffe runter!«, herrschte er den Berba an, dessen zierlicher Dolch ihm unverändert in den Nabel stach.
    Nasrallahs Lächeln vertiefte sich. »Was immer du befiehlst«, sagte er sanft und ließ die Hand nach unten sinken wie gefordert, und ohne den Druck zu mindern. Ramid verbiss nur mit Mühe einen Schrei, als die Klingenspitze ihm bis zum Rock hinunter durch die Haut schnitt.
    »Das zahle ich dir heim!«, keuchte er wütend.
    »Zahl mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher