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PR 2644 – Die Guerillas von Terrania

Titel: PR 2644 – Die Guerillas von Terrania
Autoren: Verena Themsen
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1.
    Solare Residenz
    12. Oktober 1469 NGZ
     
    »Härte! Wir brauchen mehr Härte im Umgang mit diesen starrsinnigen Lateralen!«
    Der Hohe Marschgeber Chossom fuhr mit einem seiner fünf um die Zentralscheibe angeordneten Arme heftig durch die Luft. Das normalerweise orangefarbene Wellenmuster, das die türkisgrüne Gestalt des Fagesy bis in die Armspitzen zierte, pulsierte in kräftigem Rot. Sein Unmut war nicht zu übersehen.
    Marrghiz fragte sich, wie viel Anteil daran die Tatsache hatte, dass selbst fünf Tage nach ihrer gemeinsamen Machtübernahme im Solsystem noch immer nicht alle Räume der Solaren Residenz mit für Fagesy geeigneten Sitzmöbeln ausgerüstet waren. Ausgerechnet der ehemalige Konferenzraum, den der Sayporaner zu seiner Arbeitsstätte erkoren hatte, zählte dazu.
    »Die Aufregung wird sich bald legen«, sagte Marrghiz. Sorgfältig passte er die Schwingungen seiner Stimmbänder an jene Frequenzen an, die von den Fagesy als beruhigend empfunden wurden. »Die Terraner mögen stur sein, aber nicht dumm. Sie wissen, dass es keinen anderen Weg gibt, als mit uns zusammenzuarbeiten. Bald werden sie begreifen, dass alles nur zu ihrem Besten geschieht.«
    Chossom rieb zwei Arme aneinander und erzeugte ein obszön klingendes Geräusch. »Was interessiert mich das Beste dieser widerlichen Wesen. Meine Leute verschwinden, wahrscheinlich werden sie umgebracht. Die Terraner verüben feige aus dem Hinterhalt Anschläge auf unsere Patrouillen! Das ist kein Krieg, sondern Sumpflaufen! Und wir wissen immer noch nicht, wohin diese feigen Diebe ALLDARS Körper verschleppt haben. Lass uns die Regierungsleute in Plauderkammern stecken. Dort würden wir sie schnell zum Reden bringen!«
    »Sofern sie überhaupt etwas wissen!«, hielt Marrghiz dagegen. »Wir haben bereits darüber gesprochen. Der Diebstahl ALLDARS könnte die Tat Einzelner gewesen sein, womöglich der gleichen, die die Versetzung dieses Sonnensystems in die Anomalie verursacht haben. Ein Vorgehen, wie du es vorschlägst, hätte nur zweifelhafte Aussicht auf Erfolg und würde uns zugleich unseres besten Mittels zur Einflussnahme auf die Terraner berauben.«
    Entrüstet stemmte der Hohe Marschgeber den Zentralkörper auf Marrghiz' Augenhöhe hoch. Er musste dafür nicht einmal die Hälfte seiner Armlängen heranziehen und aufrichten. Selbst für einen Fagesy war Chossom groß.
    »Wie sollte jemand so eine Tat ohne das Wissen seiner Regierung vollbringen können? Das ist eine lächerliche Annahme!«
    »Nicht bei diesem Volk. Terraner gelten als eigensinnig und stur. Das zeigt sich gerade an den Übergriffen auf Fagesy, obwohl ihre Regierung kapituliert hat. Die terranische Geschichte ist voll von Eigenmächtigkeiten Einzelner.«
    Chossom bewegte seine Arme so, dass all seine Sehzellen auf Marrghiz gerichtet waren. Die Bewegung machte den Sayporaner wachsam. Normalerweise vermieden die Fagesy es, die für sie ekelhaft aussehenden Achsensymmetrischen anzusehen.
    »Was weißt du über die schwarze Sphäre, die sie um ihre Sonne gelegt haben? Was verbergen sie darin? Ist ALLDAR dort? Falls ja, warum sagst du es mir nicht?«
    Marrghiz wurde der Diskussion müde. Schon gar nicht hatte er vor, Chossom darüber aufzuklären, dass nicht die Terraner diese Sphäre erschaffen hatten. Auch wenn nach außen hin Chossom und Marrghiz gemeinsam die Geschicke des Solsystems lenkten – es gab viele Dinge, die der Fagesy zum allgemeinen Besten nicht wissen sollte und durfte.
    Mit einer Hand drehte der Sayporaner seinen Rückenköcher ein wenig zur Seite und zog mit der anderen die Phenube heraus. Sie war nicht das optimale Instrument im Umgang mit Fagesy, doch es zeigte durchaus Wirkung.
    »Du musst lernen, dich in Geduld zu üben«, sagte er, während eine lautlose Druckpumpe den Luftsack des Instrumentes füllte. »Sichere Informationen erfordern zunächst sichere Kontrolle. Und diese erlangen wir nur, wenn wir die Dinge Schritt für Schritt angehen.« Die schlanken Finger schlossen sich um das dunkle Holz des Flötenrohrs und glitten auf die Tasten, mit denen die Tonlöcher geöffnet wurden.
    » Du kannst leicht Geduld fordern! Ich habe bislang von keinem einzigen verschwundenen Sayporaner gehört.«
    »Bist du sicher, dass du darüber alles weißt?« Luft strömte in das gebogene Holzrohr. Irisierende Schimmer glitten über die Haut auf Marrghiz' Händen, als er ein sanftes Lied anstimmte.
    »Ich weiß nicht einmal, wie viele Sayporaner hier sind.« Die Antwort klang
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