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2039 - Traumzeit

Titel: 2039 - Traumzeit
Autoren: Unbekannt
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Bodenwellen prägten die unwirkliche Landschaft, die Pflanzen wirkten verwildert, als habe sich seit Jahrzehnten niemand mehr um sie gekümmert. Unbehagen verkrampfte Bostichs Magen. Der Imperator folgte dem Weg, der im Bogen nach links verlief. Irgendwo knirschte etwas. Er starrte in den Nebel, ohne ihn zu durchdringen. Quietschte dort ein Gitter? Bewegten sich Steinplatten? Es durchlief ihn eiskalt, die feinen Härchen im Nacken richteten sich auf. Unwillkürlich beschleunigte er seine Schritte. Kaltklebriger Schweiß rann ihm den Rücken hinab.
    Der Eindruck, eine eisige Gruft betreten zu haben, wurde umfassend. Er lauschte. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, trotzdem war es unüberhörbar: Ein sonderbares Pfeifen erklang, fast wie asthmatischer Atem. Dann durcheilte eine Art Wuseln die Nebelbänke. Vage glaubte Bostich Körper zu erkennen, knapp am Rand des Blickfelds oder in den Augenwinkeln auftauchend.
    Mit einem Schwall feuchtkalten Nebels näherten sich Geschöpfe, die scheinbar ziellos umhereilten, die Schwaden in wabernde Bewegung versetzten und sich vom Grau der Umgebung kaum abhoben. Der Eindruck von Spielzeugpuppen drängte sich Bostich auf. Das Umherwuseln endete. Die Ähnlichkeit mit Puppen verstärkte sich.
    Abgehackt und roboterhaft waren die Bewegungen halb erhobener Arme, die Finger klauenartig gekrümmt. Als hingen sie an unsichtbaren Fäden, tappten die Geschöpfe schwerfällig heran. Grauen kroch in Bostich hoch. Sie umringten ihn, die hinteren Reihen ins Grau des Nebels übergehend und mit ihm verschmelzend. Nervöses Kribbeln durchzog Bostichs Bauch; er spannte die Muskeln, hob das Schwert, ging in KampfsteIlung.
    Bostich erkannte in den Gestalten die toten Imperatoren seiner Traumzeit. Sie kamen so zahlreich, dass sie einEmder berührten; ein Wall steifer Bewegungen. Die aus der zweiten und dritten Reihe versuchten, über die Vordersten hinwegzuklettern, hilflos in ihrer stupiden Roboterhaftigkeit, aber um so erschreckender in der Wucht, mit der sie sogar ergebnislose Versuche wiederholten. Bostich sah ihnen entschlossen entgegen, konnte jedoch nicht verhindern, dass sich in ihm Entsetzen breit machte.
    An Körpern vorbei, über Schultern hinweg, Köpfe stoßend, streckten sich Arme aus dem Nebelschleier. Gekrümmte Klauen, getrieben von unbezähmbarer Gier, zerschnitten die Luft. Kalt und feucht wie der Nebel, so dass Bostich eisige Schauer durcheilten, berührten ihn Hände an Beinen, Rücken und Hüften, Harte und spitze Fingernägel zerfetzten seine Kleider, rissen sie herab, kratzten über seine Haut. Er schrie, erfüllt von Ekel und Widerwillen. Das animalisch triebhafte Drängen der toten Imperatoren wurde zum Alptraum. Leiber schoben sich übereinander, Bostichs erste Schwerthiebe fuhren ins Leere, konnten die Traumzeit-Gestalten nicht beeindrucken.
    Schneller, als er sich's versah, war er eingekesselt. Er konnte sich nicht mehr von der Stelle bewegen, seine Arme wurden ihm an den Körper gepresst.
    Der panische Impuls von Platzangst zog einen stählernen Ring um seine Brust. Eiszapfenkrallen tasteten nach ihm. Leblose Körper pressten sich an ihn, stießen verlangend vor. Zerfurchte Totenhände griffen versessen zu; Arme umspannten seine Beine und Handgelenke, Füße stiegen Bostich auf die Zehen.
    Lähmende Angst, aus seinem tiefsten Inneren emporsteigend, machte seinen Körper zur starren Säule. Kalte Finger quetschten und zerrten an ihm, und immer wieder schabten Krallen über seine Haut, ließen ihn innerlich in schierer Verzweiflung zucken und beben, aber er, blieb gelähmt.
    Er wurde von den Leibern begraben und stürzte, unter der Last nachgebend, zu Boden. Betäubender Druck wurde zu Dunkelheit, Kälte stieß wie Stachel in sein Inneres vor. Er kam sich verlassen, elend und erniedrigt vor. Und während das Wimmeln um ihn herum nicht enden wollte, sah er plötzlich eine Fratze vor sich schweben; eine Spiegelung seiner selbst in einem leblosen Auge. „Ich bin es!" keuchte er. „Ich quäle mich selbst."
    Ein Raunen und Flüstern in seinem Kopf wurde zum Dröhnen. Phantasmagorische Bilder stiegen in ihm auf, er taumelte, für unerträglich lange Sekunden von Impressionen wirrer Gedankenströme geschüttelt. Plötzlich gab es keine Last mehr, er konnte sich frei bewegen. Schnaufend sprang er auf und sah sich um.
    Der träumende Imperator lässt das Dagorschwert herumwirbeln - nun unvermittelt eine übermächtige Waffe. Und er beginnt die toten Imperatoren, die nicht wirklich
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