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2039 - Traumzeit

Titel: 2039 - Traumzeit
Autoren: Unbekannt
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Gaumarol Bostich I. da Arkon, Tai Moas des Gos'Tussan, hatte die Praktiken seiner Vorgänger auf dem Kristallthron ebenso genau studiert und verinnerlicht wie ihre Fehler.
    Seine Kenntnis alter Stammbäume, die bis in die Zeit der Erstbesiedlung oder des legendenumwobenen Arbaraith zurückreichten, ließ sich höchstens mit der ausgesprochener Fachleute und Ahnenforscher vergleichen. Von speziellem Interesse waren für ihn stets die Techniken imperialer Machterhaltung und -erweiterung gewesen.
    Unnachgiebige Härte zeigte er gegenüber allen, die sich ihm und seinen Plänen offen oder verdeckt widersetzten. Nicht nur in der Blutnacht waren alte Rechnungen beglichen worden; Jahrzehnte am Gängelband, Demütigungen und Vertrauensbruch hatten sich mit persönlicher Rache verbunden, Blasse Gesichter entstiegen seinen Erinnerungen, Namen erschienen, versanken wieder.
    Der Freundeskreis der prägenden ARK-SUMMIA-Zeit hatte sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt, dennoch blieben die Einzelschicksale auf vielfältige Weise miteinander verknüpft. Bostich I. fand in ihnen seine erbittertsten Gegner - und seine engsten Vertrauten.
    Wer sich vorbehaltlos auf seine Seite stellte, konnte sich seines Wohlwollens sicher sein. Loyalität wurde belohnt, Treue honoriert. Das betraf Einzelpersonen wie ganze Sonnensysteme. Seine Erhabenheit beherrschte die Klaviatur der Macht inzwischen perfekt wie ein Tailaktrote des Garrabospiels.
    Mit jedem Prago stieg die Zahl der Mitarbeiter und Begünstigten, die exakt in seinem Sinne agierten - einige selbstverständlich aus Ehrgeiz und mit Blick auf die eigene Karriere, andere dagegen aus voller innerer Überzeugung.
    In manchen Fällen gab sich Bostich I., wenn es taktisch klug war, betont großzügig. Bei traditionell seit Jahrtausenden als widerspenstig und stolz bekannten Arkon-Abkömmlingen führte zu großer politischer Druck eher zum Gegenteil. Hier hieß es, die Zügel lockerer zu lassen. Nicht umsonst besaßen deshalb die Traversaner und viele andere, obwohl zum Gos'Tussan gehörend, eine eigene Botschaft in Mirkandol. Ausdruck einer Souveränität, die doch nur eine scheinbare blieb, denn auf imperialer Ebene bestimmte allein er, der Höchstedle, den Kurs. Zuckerbrot und Peitsche hatte es der verhasste terranische Liga-Außenminister und Galaktische Rat Julian Tifflor einmal genannt. Eine in jeder Hinsicht zutreffende Umschreibung.
    Die Stille bekam etwas Beklemmendes, Tausende Augen richteten sich auf den Imperator - und er genoss es! Mochten sie mehr oder weniger offen murren, ihn hassen, nur fürchten oder verabscheuen: Er war der Zhdopanthi des Kristallimperiums, Gebieter über Leben und Tod, der nur vor den She'Huhan den Kopf beugte.
    Dreihundert Meter war der Hauptsitzungssaal des Galaktikums hoch; die stufenförmig abgesetzten Sitzreihen stiegen in einer Neigung von 45 Grad an, Schwebelogen und formenergetische Möbel für die Galaktischen Räte, ihre Mitarbeiter, Attaches und Diplomaten von Hunderten Völkern der Milchstraße. Im Laufe der Zeit vorgenommene Erweiterungen gestatteten es, bei einer Vollversammlung vielen zehntausend Personen selbst der unterschiedlichsten Umweltansprüche komfortablen Platz zu bieten.
    Der Imperator saß in seiner Prunkloge, die hoch über den Rängen auf der dem Haupteingang gegenüberliegenden Seite schwebte. Über einer fast schlicht wirkenden weißen Paradeuniform trug er sein wirkungsvoll drapiertes Cape von purpurner Farbe, zwischen dessen Falten als Edelsteinstaubmuster der Kugelsternhaufen Thantur-Lok aufgeprägt war.
    Die kristallbeschichtete Gürtelschnalle von doppelter Handgröße war der einzige Hinweis darauf, dass der Höchstedle keineswegs schutzlos vor das Galaktikum zu treten beliebte: Jedem war klar, dass es sich weniger um ein kostbares Kunstobjekt - das es selbstverständlich auch war - als vielmehr um den prächtig verkleideten Generator eines extrem starken Individualfeldes handelte.
    Bostich stand langsam auf und trat an die Brüstung der Schwebeloge. Der gut aussehende, 1,92 Meter große Mann war eine beeindruckende Gestalt; ebenso elegant wie trainiert. Bostich besaß ein kantiges Gesicht mit langer, gerader Nase, vortretenden Wangenknochen und schmalen Lippen. Die für einen Arkoniden ungewöhnlich kurzen weißblonden Haare reichten kunstvoll gewellt nur bis zum Kragenansatz.
    In der im Galaktikum gültigen Normzeitrechnung war der Imperator nun 91 Jahre alt - bei einer Lebenswartung von 200 oder mehr Jahren
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