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Macabros 090: Höhle des Unheils

Macabros 090: Höhle des Unheils

Titel: Macabros 090: Höhle des Unheils
Autoren: Dan Shocker
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Sie trafen sich in der kleinen Hütte am See. Die nächste
menschliche Siedlung lag über dreißig Kilometer entfernt.
In der nebligen Einsamkeit konnten sie zusammenkommen, ohne daß
jemand von ihrer Begegnung erfuhr, denn kein Mensch würde sie
hier vermuten.
    Die Hütte gehörte einem Freund. Arne Kekoolen war in
seinem Land ein bekannter Skilangläufer, mit der Einsamkeit der
Berge, Wälder und Seen vertraut, und er wußte, daß
um diese Jahreszeit nur Verrückte oder Verliebte in diese Gegend
kamen. Und er war verliebt. In Marikje Adeninnen. Die
dreiundzwanzigjährige, schwarzhaarige Schönheit war die
Tochter eines finnischen Fabrikanten und Alleinerbin eines Konzerns
mit weltweiten Verbindungen.
    Arne Kekoolen und Marikje Adeninnen liebten sich gegen den Willen
von Marikjes Vater, der diese Verbindung nicht wollte. In
altmodischer, engstirniger Manier hatte er für seine Tochter
bereits einen Mann gewählt, der seiner Meinung nach genau der
richtige war: Ted Forman, amerikanischer Industriellensohn, mehrere
Millionen Dollar schwer.
    Marikje lag in Arnes Armen. Im Kamin knisterte das Feuer. Im
Gegensatz zu draußen war es hier drin gemütlich warm. Eine
heile Welt, die sie sich für Stunden, für ein paar Tage
gönnten, ehe sie nur verstohlen ein paar Telefonate miteinander
führen konnten.
    »Ich hab’ Angst«, flüsterte die junge Finnin.
Marikje hatte große, dunkle Augen, halblanges, dichtes Haar und
ein Gesicht, als hätte ein Künstler es in begnadeter Stunde
aus edlem Material geformt. Die Nase war schmal und aristokratisch,
die Lippen voll und schön geschwungen, hochstehende Jochknochen
verliehen ihr etwas Slawisches.
    »Das brauchst du nicht«, tröstete Kekoolen die
Geliebte. Er war ein athletischer Typ mit breiten Schultern, schmalen
Hüften und einem scharfgeschnittenen, männlichen Gesicht.
»Wir werden es schaffen. Ich weiß, daß es eine
Lösung für uns geben wird. Wir dürfen nur nicht
aufgeben. Wenn dein Vater sieht, daß wir es ernst meinen, wird
er sich nicht mehr länger gegen uns stellen
können…«
    Sie löste sich aus seinen Armen und griff nach dem Glas auf
dem flachen Tisch, der aus hellem Kiefernholz bestand. In dem Glas
befand sich dampfender, roter Punsch. Die schwere Süße des
heißen Getränks, das sie schluckweise trank, empfand sie
als angenehm. »Das ist ein Irrtum, Arne… du kennst seinen
Dickkopf nicht. Er bestimmt, und wir haben zu folgen. Das war nie
anders in unserer Familie. Vater hat es stets bedauert, daß er
keinen Stammhalter hatte, sondern sich mit der Geburt eines
Mädchens zufrieden geben mußte. Wenn schon kein Sohn, dann
wurde das Mädchen eben wie ein Junge erzogen. Von klein auf
wurde ich auf meine Rolle als Erbin und künftige Leiterin des
Konzerns vorbereitet. Ich beherrsche das moderne Management wie ein
Mann, behaupte mich in Vorstandssitzungen und gebe sogar den Ton an,
als hätte ich mein Leben lang nichts anderes getan. Aber ich
denke und fühle anders. Das ist ein Trauma…«
    »Warum löst du dich nicht von allem?«
    »Unmöglich! Der Konzern steckt in einer schweren
finanziellen Krise. Eine Finanzspritze durch die Formans täte
uns gut, eine Fusion auf ehelicher Basis wäre das beste, was
logischerweise in Frage käme. Aber alles in mir wehrt sich gegen
eine solche ›Vernunftehe‹. Ich mag diesen Ted Forman nicht.
Er ist widerlich, aalglatt, scheint überhaupt keine Gefühle
zu kennen und erinnert mich darüber hinaus in seinem Aussehen an
eine Witzblattfigur. Forman ist kein Mann… und doch werde ich
ihn wohl heiraten müssen«, fügte sie plötzlich
hinzu.
    Arne Kekoolen fuhr zusammen wie unter einem Peitschenschlag. Der
junge Finne wollte etwas sagen, da beugte sich Marikje Adeninnen nach
vorn und verschloß ihm mit einem Kuß den Mund.
    »Nicht, Liebster, sprich jetzt nicht«, flüsterte
sie. »Laß mich reden… ich werde dir einiges sagen
müssen, das wichtig ist, wichtig für uns beide. Ich habe
mir alles genau durch den Kopf gehen lassen und mich lange davor
gescheut, offen darüber zu sprechen. Aber jetzt ist der
Zeitpunkt gekommen, die Karten auf den Tisch zu legen. Auch auf die
Gefahr hin, daß du nichts mehr von mir wissen willst,
Arne.«
    »Das wird nie geschehen.«
    »Sag das nicht! Hör mich erst an…« Marikje
Adeninnen erhob sich. Außer einem dünnen Neglige, schwarz
und durchsichtig, trug sie nichts weiter auf der Haut. Ihre
vollendete Figur schimmerte wie eine Verheißung durch das
dünne Gewebe.
    Sie stellte sich vor den
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