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198 - Sohn und Dämon

198 - Sohn und Dämon

Titel: 198 - Sohn und Dämon
Autoren: Jo Zybell
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Gewalt von Mefju’drex, seinem Vater, und schleppten sie in eine Höhle des Uluru.
    Mefju’drex…
    Daa’tan schüttelte sich unwillkürlich, als er an diesen Mann dachte; an den Todfeind der Daa’muren, an seinen Erzeuger.
    Sein Vater sollte das sein? Ein feiger Schwächling war das!
    Nicht einmal den Versuch hatte er unternommen, Daa’tans Mutter vor den verdammten Anangu zu beschützen!
    Daa’tan hasste ihn.
    »Mutter, ich komme…« Sie brauchte ihn, das spürte er.
    »Schon morgen will ich bei dir sein…« Und er brauchte Grao’sil’aana, um seiner Mutter zu helfen. Noch war er nicht stark genug, um den Kampf gegen die schwarzen Krieger allein aufzunehmen. Oder doch?
    Hufschlag tönte durch die Nacht. Daa’tan blieb stehen und lauschte. Irgendwo ganz in der Nähe lief ein Tier durch die Steppe. Daa’tan ging in die Knie und schlich in geduckter Haltung zu ein paar dunklen Silhouetten. Es waren halb vertrocknete Sträucher. Daa’tan wusste es, und er wusste auch, dass man von der Anhöhe aus, auf der sie standen, schon den fast dreißig Meter hohen Fels sehen konnte, hinter dem das Wasserloch lag; bei Tageslicht jedenfalls.
    Zwischen den Sträuchern verharrte er und spähte in die Dunkelheit. Im Westen ging der Mond unter. Der funkelnde Sternenhimmel wölbte sich über eine weitgehend ebene Landschaft. Hier und da sah man die Umrisse von Baumgruppen und Buschhainen. Und die dunkle Silhouette dort in der Ferne, war das schon der Uluru?
    Wieder hörte Daa’tan Hufschlag. Ein Schatten näherte sich aus dem Osten. Er bewegte sich halb hüpfend, halb galoppierend und verharrte hin und wieder. Ein Tier, das sich dem Wasserloch näherte? Trug es einen Reiter?
    Das Tier lief das leicht abschüssige Gelände vor Daa’tans Deckung hinunter. Dort unten lag das Wasserloch. Jetzt sah er auch die Konturen des Felsens. Er hatte die Form einer Pyramide.
    Auch das Tier konnte er nun deutlicher sehen. Es war etwa anderthalb Meter hoch, vielleicht zwei Meter lang und kräftig gebaut. Umrisse eines Reiters konnte Daa’tan nicht erkennen.
    Ein Malala? Daa’tan hatte nicht die geringste Ahnung, wie er auf diesen Namen kam. Er kannte ihn einfach. Er schlich den Hang hinunter bis zum Fuß des Felsens. Das Tier war dahinter verschwunden. Daa’tan drückte sich an der schroffen Wand entlang, duckte sich hinter großen Geröllbrocken, tastete sich Schritt für Schritt voran. Bis er an den Rand der kleinen Kuhle hinter dem Fels gelangte.
    Tatsächlich stand das Malala breitbeinig vor dem Wasserloch und soff sich voll.
    Daa’tan wunderte sich nicht, dass er außer dem Namen auch sonst alles über das Tier wusste: Es hatte ein kurzes rotbraunes Fell, eine spitze Schnauze und Hinterläufe, die länger und kräftiger waren als die Vorderläufe. Daher die leicht hüpfende Gangart. In dieser Gegend benutzten viele Eingeborene es als Reittier.
    Auch den alten, seit vielen hundert Planetenumkreisungen vergessenen Namen des Tieres kannte er: Kängurumaus. Als man die Malalas noch so genannt hatte, waren sie um ein Hundertfaches kleiner und leichter gewesen.
    Ein Reittier also… Um wie viele Stunden früher könnte er den Uluru erreichen, hätte er ein solches Reittier? Um wie viele Stunden früher könnte er seiner Mutter beistehen?
    »Du gehörst mir, Malala«, flüsterte er.
    Vorsichtig schlich er sich an. In der kühlen Nachtbrise bewegten sich Grashalme am Rand des Wasserlochs zwischen den Beinen des Malalas. Daa’tan verharrte. Wie gebannt fixierte er die schmalen Silhouetten der Halme und konzentrierte sich auf sie. Das Gras wuchs.
    Zunächst ließ das Tier sich davon nicht stören und soff weiter. Doch als das Gras unter ihm immer dichter wurde und die ersten Halme seinen Bauch erreichten, hob es den Schädel und spähte neugierig nach rechts und links. Statt zu einer anderen Stelle der Tränke zu laufen, rupfte es ein Grasbüschel aus. Offenbar schmeckte ihm das Gras, denn es begann zu äsen.
    Erst als das Gras sich um seinen Hals schlang, riss das Malala den Schädel hoch und wollte davon springen. Doch da war es schon zu spät: Wie Schlingpflanzen hatte das inzwischen dichte Gras sich um seine Hinterläufe gewickelt.
    Das Tier warf sich hin und her und begann verzweifelt zu pfeifen. Das Gras hielt es fest und ließ es nicht mehr los.
    Daa’tan stand auf und ging zu ihm. »Ganz ruhig, Malala«, sagte er. »Nichts geschieht dir, roter Hüpfer, alles wird gut.« Er ging vor dem Tier in die Hocke und streichelte seinen
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