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198 - Sohn und Dämon

198 - Sohn und Dämon

Titel: 198 - Sohn und Dämon
Autoren: Jo Zybell
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gewaltigen Krater. Das Titanenherz schlug, und die Wellen seines Pulsschlages gingen um die Erde und unterdrückten auch den kleinsten Funken künstlicher Energie. Und um das pulsierende Titanenherz herum wuselte und wimmelte es von Hunderttausenden Lebendigen.
    »Das Sklavenvolk des Feindes arbeitet«, sagte Gauko’on so laut und so deutlich, dass die anderen beiden innehielten und aufhorchten. »Und der Feind ist lebendiger als je zuvor. Er und seine Echsen bereiten den Angriff vor.«
    Die anderen Greise erstarrten und rissen die Augen auf.
    »Dann hat er Maddrax also besiegt«, sagte der eine.
    »Oder Maddrax hat gar nicht gekämpft«, sagte der andere.
    »Und was ist mit Daagson?«, wollte der erste wissen.
    Gauko’ons Geist tauchte durch die Bilderflut, die der Finder in ihn hineinströmen ließ. Kurz sah er den leblosen, vertrockneten Körper eines bronzehäutigen Mannes mit langem Haar auftauchen. »Daagson ist tot.« Die anderen beiden stöhnten auf und schlugen die Hände auf Wangen und Mund.
    Während Gauko’on lauschte, wurde das Raunen seines Herrn mächtiger und deutlicher. Bald begann seine Zunge sich zu regen, und Worte kamen über seine Lippen, die nicht er selbst formte.
    »Der Feind ist nicht erstarrt, kein Metaplasma-Hemmer hat seine Lebenskraft berührt. Der Mann aus der Vergangenheit hat ganz und gar versagt.«
    »Maddrax hat versagt?«, riefen die anderen beiden wie aus einem Mund.
    »Hat er gekämpft und ist besiegt worden?« Monoton und tiefer als sonst klang die Stimme dessen, den die Wolken tragen, wohin er will. »Oder hat er sich dem Feind aus freien Stücken unterworfen? Wir werden es herausfinden. Wie die Wahrheit am Ende auch lauten wird: Das Pulsieren des Feindes erfüllt die Welt noch immer und mächtiger als je zuvor. Er wird kommen, und seine Knechte mit ihm. Sie werden mich angreifen.«
    Die anderen beiden brachen in Jammer aus und rauften ihre weißen Locken. »O weh, o weh…!«
    »Schluss mit dem Geheule!«, herrschte Gauko’on sie an.
    »Sollten sie tatsächlich kommen und angreifen, werdet ihr kämpfen und sie vernichten!« Mit geschlossenen Augen versuchte er die Bilderflut zu sondieren, die durch seinen Geist strömte. Wieder bewegte seine Zunge sich wie von selbst.
    »Noch sehe ich die Möglichkeit, sein Pulsieren dort zu beenden, wo er sich jetzt auf den Angriff vorbereitet, am Krater im fernen Norden.«
    »Doch wie?«
    »Im letzten Dämmerlicht haben die Wächter des Uluru auf einem Außenposten das Luftschiff des schwarzen Gedankenmeisters gesichtet.«
    »Maddrax kehrt zurück?«, rief der eine. Und der andere:
    »Maddrax hat uns betrogen?«
    »Noch konnte ich nicht erfahren, wer an Bord des Luftschiffes ist«, sprach Gauko’on der Stimme nach, die er in seinem Geist raunen hörte. »Sollte jedoch der Mann aus der Vergangenheit zurückkehren, obwohl der Geistesstrom des Feindes noch den Erdkreis erfüllt, dann hat er uns tatsächlich betrogen. Dann wird er versuchen, die Gedankenmeisterin von den Dreizehn Inseln zu befreien.«
    »Unsere Krieger werden es verhindern!«, sagte der eine Greis entschlossen.
    »Nein, das werden sie nicht!«, entgegnete Gauko’on.
    Seine Gefährten sahen ihn ungläubig an.
    »Denn dies ist der Plan des Ahnen«, fuhr dieser fort.
    »Maddrax wird die Gedankenmeisterin befreien und zu seinem Verbündeten bringen, denn nur dort wähnt er sie sicher! Und wenn er schon glaubt, siegreich gewesen zu sein, wird der Metaplasma-Hemmer, von dem ihr Körper durchdrungen ist, den Feind endgültig vernichten!«
    ***
    Die Sonne ging unter, die Nacht brach an. Daa’tan wachte auf.
    Er blinzelte in das Laubdach hinauf. Drei Sterne glitzerten bereits in den Lücken des Geästs. Er tastete nach rechts und berührte etwas Stählernes: Sein Schwert Nuntimor lag neben ihm. Wer hätte es ihm auch stehlen sollen hier oben in der Baumkrone?
    Daa’tan setzte sich auf und streckte sich. Er fühlte sich ausgeruht und stark. Nur seine Kehle war trocken: Durst plagte ihn. Gleichgültig – irgendwo hier in der Gegend musste es einen Fels geben, und hinter dem Fels ein Wasserloch. Woher er das wusste? Er wusste es einfach. In ihm waren die Geister einer ganzen Siedlung. [3]
    Zufrieden spürte er seine Muskeln und Glieder. Lange Glieder, kräftige Muskeln. Vor zwei Monden noch war sein Körper der eines zwölfjährigen Knaben gewesen. Dann kam der erwartete Entwicklungsschub, und er schoss in die Höhe und ging in die Breite. Jetzt sah er aus wie ein neunzehnjähriger
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