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198 - Sohn und Dämon

198 - Sohn und Dämon

Titel: 198 - Sohn und Dämon
Autoren: Jo Zybell
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Seite der Welt. In ihren Gedanken war sie nicht nur irgendeine Frau, sondern die wichtigste Waffe des Finders. Sollte ihr etwas zustoßen, drohte allen Wächtern der Tod.
    Aruula ließ sich auf die Seite fallen und rollte sich in ihre Felle. Sie konnte es nicht fassen: Die wichtigste Waffe des ungeheuerlichen Felswesens sollte sie sein? Sterben sollte jeder Wächter, unter dessen Augen ihr etwas zustoßen würde?
    Wahrscheinlich hatte es mit der verfluchten Schmerzflüssigkeit zu tun. Doch auch wenn sie die wirklichen Zusammenhänge nicht zu durchblicken vermochte, ahnte Aruula doch ihre Chance.
    Sie erhob sich und schlurfte vor der Grottenwand neben ihrem Lager auf und ab. Ihre Ketten klirrten, der Fackelschein warf ihren zitternden Schatten auf den Boden. Ein Plan reifte in ihrem Kopf…
    Irgendwann blieb sie stehen und atmete ein paar Mal tief durch. Sie bückte sich, griff nach dem Wasserkrug und schmetterte ihn gegen die Grottenwand. Tausend Scherben spritzten in alle Richtungen davon. Vor der Kerkertür hörte das Schnarchen auf, Stimmen wurden laut.
    Aruula warf sich auf ihr Lager in die Tonscherben. Sie schrie und wälzte sich hin und her. Rasche Schritte näherten sich draußen auf dem Gang. Aruula brüllte wie von Sinnen, bäumte sich auf, verdrehte die Augen, warf sich gegen die Felswand, wieder und wieder. Die Wächter entriegelten die Kerkertür.
    Aruula brüllte, krümmte sich und bäumte sich auf. Die Kerkertür quietschte in den Angeln, ihre Rechnung ging auf.
    Sie ruderte mit den Armen, strampelte, warf sich gegen die Wand und griff um sich. Schritte klatschten über den Zellenboden. Aruulas Oberlippe platzte auf, Blutgeschmack sickerte auf ihre Zunge. Sie griff in die Scherben, packte eine und machte Anstalten, ihren Hals damit zu bearbeiten.
    Ein schwarzer Krieger warf sich über sie. Sein Gewicht presste ihr die Luft aus den Lungen und raubte ihr den Atem.
    Zwei Anangu hielten ihr die Arme fest, zwei die Beine, einer tänzelte neben ihrem Lager auf und ab und kreischte irgendwelche Befehle.
    Sie hörte nicht auf zu brüllen und sich in den festen Griffen der Krieger zu winden. Einer öffnete die Kettenschellen an ihren Handgelenken. Die anderen wickelten sie in ihre Felle und hielten sie fest, bis sie erschlaffte und nur noch wimmerte.
    Sie blinzelte nach den Hüften der Männer. Drei trugen Kurzschwerter, drei Dolche in den Gürteln. Hätten die Anangu versucht, sie wieder in Fesseln zu legen, hätte sie zugegriffen.
    Doch die Männer hoben sie hoch und trugen sie aus der dem Grottenkerker.
    Innerlich dankte sie Wudan, während die Anangu sie über den Gang zum Höhlenausgang schleppten. Einen Kampf gegen sechs Krieger hätte sie kaum überstanden. Der simulierte Tobsuchtsanfall hatte sie alle Kraft gekostet. Erst einmal durchatmen, dachte sie, erst einmal abwarten.
    Die Wächter trugen sie aus der Höhle. Vor dem Uluru war es noch dunkel. Am Horizont glaubte sie bereits den Silberstreif des neuen Tages zu sehen.
    Aruula atmete keuchend. Ihr Schädel und ihre Rippen schmerzten. Der vorgetäuschte Anfall hatte ihr eine Menge Prellungen eingebracht. Sie blutete aus einigen Schürf- und Platzwunden.
    Gleichgültig. Hauptsache, sie war die Ketten los. Jetzt galt es die Gelegenheit zur Flucht abzuwarten. Nie mehr zurück in den Kerker, schwor sie sich.
    Die Anangu trugen sie in das Lager der Telepathen und dort zu einem Zelt, vor dem zwei in den Boden gesteckte Fackeln brannten. Es war das Zelt eines Heilers. Einer der Wächter schlug die Plane vor dem Eingang zurück, die anderen schleppten sie ins Innere. Ein betörender Duft umfing sie.
    Die Männer legten Aruula auf den Boden. Sie fühlte sich kräftiger, blinzelte wieder nach den Waffen an den Hüftgurten der schwarzen Krieger. Warte, bis sie dich aus den Fellen wickeln, sagte sie sich, und dann greif zu. Die Überraschung wird auf deiner Seite sein…
    Ein braunhäutiges Gesicht beugte sich über sie, schwarze Augen musterten sie, schmale Lippen öffneten sich, und ein zahnloser Mund redete ihr gut zu. Sie verstand kein Wort.
    Der Heiler war alt, er trug einen Turban. Er richtete sich auf und ließ ein kupfernes Gefäß dicht über Aruulas Mund und Nase hin und her pendeln. Rauch quoll aus Löchern an der Seite des Gefäßes, intensiver Duft hüllte sie ein.
    Der süße Duft stieg ihr in Mund und Nase. Sie zwinkerte und versuchte einen Schwertknauf in Reichweite ins Auge zu fassen. Der süße Duft stieg ihr bis ins Hirn, der Schwertknauf
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