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1962 - Das Virtuelle Schiff

Titel: 1962 - Das Virtuelle Schiff
Autoren: Unbekannt
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wäre ihm gewesen, sie wäre lang, dürr und reizlos gewesen und hätte ein altes Gesicht mit Falten und einer langen Nase gehabt. Bei einer tatsächlich existierenden Frau und ihrer körperlichen Nähe wäre dies ganz anders gewesen. „Ich werde dir als Gesprächspartnerin und Helferin zur Verfügung stehen", kündigte sie an, „anfangs allerdings ausschließlich im Inneren der Wohnung, nicht außerhalb." Ein flüchtiges Lächeln glitt über ihre Lippen. „Du wirst dich schon noch an mich gewöhnen", versprach sie. „In den kommenden Jahrtausenden werde ich deine einzige Gesellschaft an Bord sein. Lediglich in ganz besonderen Fällen kann ich außerhalb des Schiffs als Projektion auftreten."
    Alaska Saedelaere blickte sie durchdringend an, und er meinte, bei ihr eine Ähnlichkeit mit seiner rätselhaften Freundin Kytoma feststellen zu können. Die Ähnlichkeit war nicht so ausgeprägt, wie er bei den flüchtigen Begegnungen zuvor geglaubt hatte, aber sie war fraglos vorhanden.
    Vielleicht war der Computer bei seiner Analyse auf eine Erinnerung an sie gestoßen, und er hatte sie deshalb als Vorbild gewählt. Was aber hatte zu bedeuten, dass Vaiyatha von Jahrtausenden gesprochen hatte?
    Sie erhob sich, und es schien, als seien ihr seine Blicke peinlich. Sie strich den Saum ihres Kleides glatt. Obwohl er durch den Hinweis auf die Jahrtausende beunruhigt war, lächelte Alaska in seiner stillen, zurückhaltenden Art, die unverbindlich war und mit der er seine wahren Gedanken gern verschleierte. Vaiyatha war fraglos schön, aber sie löste kein Verlangen in ihm aus. Er war sicher, dass es Gefühle zwischen ihm und dieser Projektion eines Computers nicht geben konnte. „Wer ist noch an Bord?" fragte er. „Niemand", entgegnete sie. „Niemand außer uns beiden."
    „Und wohin fliegen wir?"
    „Unser Ziel ist die Galaxis Karakhoum" ,eröffnete sie ihm. „Das ist der Name, den die Bewohner der Sterneninsel ihrer Heimat gegeben haben."
    In ferner Vergangenheit: Karakhoum war greifbar nahe. Vor Jahrhunderten hatte sich die Familie der Gestalter von Pharau verabschiedet. Bei normaler Fluggeschwindigkeit - die kurzen Sprünge einkalkuliert - benötigte sie noch weitere Jahrhunderte, um die Sterne von Karakhoum zu erreichen. Seit einiger Zeit näherte sich die Familie mit gut 75 Prozent der Lichtgeschwindigkeit einem Sonnensystem. Es war noch etwa 180 Lichtjahre von ihnen entfernt und schwebte von einigen weiteren Sonnen umgeben vor Karakhoum im leeren Raum. Die anderen Sonnen besaßen keine Planeten.
    Jorim Azao beschloss die restliche Flugzeit mit einer großen Teleportation abzukürzen. Sie sollte über einige tausend Lichtjahre gehen und damit die Reise um weit mehr als hundert Jahre abkürzen - auch wenn sie die Energie des gemeinsamen Feldes dafür nutzen mussten. Da geschah das Unfassbare. Irgendetwas raste mit einer Geschwindigkeit aus dem Nichts heran, die sicherlich nicht viel geringer war als die der Gestalter. Vielleicht war es ein mikroskopisch kleiner Brocken Antimaterie oder eine winzige, jedoch ungemein dichte Ballung psionischer Energie keiner aus der Familie vermochte es zu ermitteln, denn viel zu schnell war alles schon wieder vorbei.
    Juhrn Anha verspürte für einen winzigen Moment, kürzer als eine Nanosekunde, dass ihn etwas streifte. Die Welt um ihn herum schien zu explodieren. Er hatte das Gefühl, zum Zentrum eines riesigen Balls aus Licht und Energie zu werden, und eine gewaltige Kraft schien ihn im Innersten zu zerreißen. Jedes einzelne Molekül seines Körpers schien sich aufzulösen. Zugleich überwältigte ihn das Gefühl, mit einer völlig fremden, rätselhaften Geistesmacht zusammengeprallt zu sein. Die Wucht der auf ihn einstürzenden Energien erweckte den Eindruck in ihm, als öffne sich seinen Blicken ein gieriger Schlund, ein Abgrund, aus dem ihn das Böse selbst ansprang.
    Der Schock war so groß, dass er für einige Jahre das Bewusstsein verlor. Als sich seine Sinne wieder klärten, hatte Jorim Azao den großen Teleportationssprung noch immer nicht eingeleitet. Er wollte ihn nicht ohne Juhrn Anha verwirklichen. Nach wie vor näherte sich die Familie dem Sonnensystem direkt vor ihnen. Die Familie registrierte die Magnetfelder, die von den Sonnen gebildet wurden. Sie ließ sich davon einfangen, um sich zu der von Intelligenzwesen bewohnten Welt ziehen zu lassen. Juhrn Anha dankte dem Familienoberhaupt für seine Rücksichtnahme. In seinem Inneren herrschte Ruhe.
    Er erinnerte sich an
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