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1962 - Das Virtuelle Schiff

Titel: 1962 - Das Virtuelle Schiff
Autoren: Unbekannt
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den Zusammenprall mit dem geheimnisvollen Etwas und an die geradezu wahnwitzigen Eindrücke, die damit verbunden gewesen waren. Den Schock hatte er noch immer nicht ganz überwunden. Die psionischen Impulse der anderen Familienmitglieder erreichten ihn. Sie vermittelten ihm die Freude darüber, dass er wieder zu sich gekommen war und bei dem kosmischen Ereignis ganz offensichtlich keinen Schaden erlitten hatte. Keinen Schaden?
    Juhrn Anha horchte in sich hinein. Etwas hatte sich verändert. Man konnte nicht von einem „Schaden" sprechen, obwohl etwas eingetreten war, was einen entscheidenden Einfluss auf sein Leben nehmen würde. Die Teilung hatte bereits begonnen! Also war der Zusammenprall doch nicht ohne Folgen geblieben. Eine Schramme hatte er nicht davongetragen, doch musste er sich bereits im jugendlichen Alter damit abfinden, dass er einen Nachkommen haben würde.
    Es war so schnell vorbei, dass keiner von uns feststellen konnte, was es war, teilte ihm Jorim Azao mit. Im Namen der Vergessenen! Einige von uns glaubten, eine Stimme vernehmen zu können, aber das war ja schon in Pharau so. Wir haben darüber diskutiert, und wir sind uns darin einig geworden, dass sie einer Sinnestäuschung erlegen sind. Mittlerweile konzentrieren wir uns ganz auf die Welt, die vor uns liegt, fügte Gabrel Gurh hinzu. Der Gestalter galt als verschlossen und schwierig. Jahrelang konnte er schweigen. Er schien nicht das Bedürfnis zu haben, sich mit anderen auszutauschen. So wurde er von vielen Familienmitgliedern weitgehend ignoriert. Er war ihnen zu langweilig. Wer ihn jedoch besser kannte, der wusste, dass er außerordentlich fürsorglich und zuverlässig war. Eine ihm einmal übertragene Aufgabe erfüllte er aufopfernd und notfalls bis zum bitteren Ende.
    Wir haben bereits erste geistige Impulse empfangen. Begeisterung und Freude über die Tatsache, dass wenigstens einer der Planeten der einsamen Sonne Leben trug, klangen durch. Er war noch nicht in der Lage, ähnlich zu empfinden. Er brauchte noch einige Zeit, um sich zu orientieren. Denn da war noch etwas, das ihn beschäftigte. Juhrn Anha hatte Einblick nicht nur in seine eigene Persönlichkeit, sondern auch in seinen Körper. Also stellte er fest, dass er selbst die Teilung nicht eingeleitet hatte, sondern dass dies von dem Wesen erreicht worden war, das in ihm selbst entstehen sollte und das wenigstens 150 Jahre für seine Entwicklung benötigte.
    Das ist unmöglich! Leben, das noch gar nicht vorhanden ist, kann meine Bewusstlosigkeit nicht nutzen, um mir seinen Willen aufzuzwingen. Dieser Gedanke in ihm war so intensiv, dass die anderen Familienmitglieder aufmerksam wurden und sich mit Fragen an ihn wandten. Der Gestalter beruhigte sie, indem er ihnen vermittelte, er kämpfe noch immer gegen den erlittenen Schock an und benötige einige Zeit, um sich zu fangen. Sie ließen ihn in Ruhe. Es war unverkennbar, dass der Teilungsprozess eingesetzt hatte und nicht mehr umkehrbar war.
    Juhrn Anha erkannte aber auch, dass ihm ein viel zu früher Tod drohte. Dass er sofort nach der Teilung starb, war nicht nur wahrscheinlich, sondern sicher! Damit hatten sich seine Chancen dramatisch verringert, jene Wesen kennenzulernen, die Karakhoum bevölkerten. Es war seine persönliche Tragik, dass sein Leben möglicherweise viele Jahrtausende zu früh enden musste. Er verspürte einen stechenden Schmerz in seinem Inneren. Seines Wissens war es in der Geschichte der Gestalter noch nie vorgekommen, dass jemand so zeitig einen Nachkommen zur Welt gebracht hatte.
    Niemand konnte voraussagen, wie dieses Wesen sein würde, über wieviel Energie es verfügte und ob es überhaupt in der Lage war, sich den Anforderungen zu stellen, mit denen es schon in naher Zukunft konfrontiert werden würde. Allein konnte er das Problem nicht bewältigen. Er brauchte die Hilfe und die Erfahrung eines anderen, der wesentlich älter war als er. Bei dir wären mein Nachkomme und ich in guten Händen, wandte er sich an Gabrel Gurh.
    Dein Vertrauen ehrt mich, antwortete der andere. Und dann bewies er, dass er nicht langweilig und oberflächlich war, sondern ein zuverlässiger Freund. Ich werde dich nicht enttäuschen, denn ich bin bereit, die Verantwortung zu übernehmen. Danke! Danach schwiegen sie. Juhrn Anha hing seinen Gedanken nach. Er wusste, dass er nicht mehr zu sagen brauchte. Gabrel Gurh würde sein Versprechen halten. Das hatte er immer getan. Noch nie hatte er irgendjemanden enttäuscht, vor allem dann
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