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1962 - Das Virtuelle Schiff

Titel: 1962 - Das Virtuelle Schiff
Autoren: Unbekannt
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nicht, wenn es um das Wohl der Familie ging.
    Juhrn Anha spürte, dass der Teilungsprozess seinen Fortgang nahm. Zugleich fühlte er sich seltsam kraftlos, als ob entweder der Zusammenprall ihn zuviel Energie gekostet hatte oder das in ihm heranreifende Wesen in seiner Lebensgier mehr Energie für sich beanspruchte, als ihm zustand. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf das Sonnensystem, das vor ihnen lag, und er bemerkte, wie schwach für ihn das Licht des kleinen gelben Sterns bereits geworden war. Das lag daran, dass seine Kräfte nachließen. Die Schatten des Todes legten sich über seine Sinne, und es half nichts, dass er sich verzweifelt dem Ende entgegenstemmte.
    Wie gern hätte er noch eine allerletzte Frist gehabt! Wie gern hätte er zwei Jahrhunderte gewonnen, um zu erleben, wie die Familie Karakhoum erreichte. Nachdem er wenige Jahrtausende lang in dem Bewusstsein gelebt hatte, so gut wie unsterblich zu sein, musste er sich nun mit dem Gedanken vertraut machen, dass auch er sterblich war und die Natur bei ihm keine Ausnahme machte. Normalerweise nahm der komplette Teilungsprozess an die 150 Sternenjahre in Anspruch, doch Juhrn Anha glaubte nicht, dass es bei diesem Nachkommen so lange dauern würde. Die anderen Mitglieder der Familie schienen den gleichen Eindruck zu haben. Dieses Kind war etwas Besonderes.
    Werde ich euch wiedersehen? fragte er. In uns allen lebt die Ahnung, dass wir jenseits des Schwarzen Schattens jene wiederfinden werden, die uns vorangegangen sind, und dass wir jene in unsere Freude einschließen werden, die uns irgendwann in den Schatten folgen werden, antwortete Jorim Azao, das Oberhaupt der Familie. Du wirst nicht sterben. Du bist viel zu jung dazu. Sollte es aber doch geschehen, bin ich sicher, dass es nicht das Ende sein wird.
    Der tröstende Gedanke folgte ihm in die Dunkelheit, bis er schließlich erlosch und er in einer erneuten Bewusstlosigkeit versank. Obwohl Juhrn Anha aus dem Verband der Familie auszuscheiden drohte, würde sich die Anzahl der Gestalter nicht verringern: An seine Stelle trat ein neues Geschöpf, das zusammen mit den anderen die Reise fortsetzen würde. Die Familie erfasste das Wunder, und sie beschloss, den Nachkommen Aba Ossaq zu nennen, das Licht der Sterne.
    „Was ist dies für ein Raumschiff?" fragte Alaska Saedelaere, während er mit Vaiyatha die Wohneinheit verließ und sich der Galerie mit dem geheimnisvollen Bassin näherte. „Hat es auch einen Namen?"
    „Die VIRTUAj18 ist das letzte Virtuelle Raumschiff, das den Baolin-Deltaraum vor der Katastrophe verlassen konnte." Vaiyatha berichtete von den Baolin-Nda, den geheimnisvollen Technikern der Koalition Thoregon, und ihrem Schicksal. Sie lebten im Baolin-Deltaraum, einer Art Miniatur-Universum, das sich „oberhalb" der Galaxis Shaogen-Himmelreich befand. Als vor einigen Jahren eine fürchterliche Katastrophe über die Baolin-Nda hereinbrach, flüchteten die Virtuellen Schiffe aus dem Baolin-Deltaraum.
    Vaiyatha fügte hinzu, dass die Katastrophe im Baolin-Deltaraum einige Jahre zu früh eingetreten war und dass daher Fehlfunktionen der VIRTUA/18 nicht ausgeschlossen werden könnten. „Fehlfunktionen?" wiederholte Alaska. Der Terraner blickte sie irritiert an. „Was für welche? Ich wüsste es ganz gern, damit ich vorbereitet bin."
    „Das ist eine Frage, über die ich keine Auskunft geben kann", erwiderte sie. „Mir fehlen die entsprechenden Informationen."
    „Dann sollten wir versuchen, uns ganz schnell Klarheit zu verschaffen", schlug er vor. „Immerhin soll ich Pilot dieses Raumers sein. Wer hat mich eigentlich ausgesucht und dazu bestimmt?"
    „Die VIRTUA/18", entgegnete sie, ohne zu zögern. „Sie hat es von sich aus getan, ohne Einfluss von außen."
    An der Galerie blieben sie stehen, und der Terraner blickte in das Bassin. Wiederum glaubte er, die Sterne eines Mikrokosmos darin erkennen zu können. „Hoffentlich bist du den kommenden Belastungen gewachsen", fügte die Projektion des Bordcomputers hinzu. Jetzt schaltete die Haut Kummerogs sich ein. Sie wollte wissen, welche Motive das Virtuelle Raumschiff dazu veranlasst hatten, sich für Alaska Saedelaere zu entscheiden. „Wieso ausgerechnet für ihn?"
    „Weil er ebenso unvollkommen ist wie dieses Virtuelle Raumschiff", erläuterte sie. „Die beiden bilden ein ideales Paar." Diesen Hinweis auf seine Unvollkommenheit hatte Alaska Saedelaere schon öfter gehört. Zuletzt hatte Voltago davon gesprochen. Offensichtlich war das Fehlen
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