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195 - Verloren im Outback

195 - Verloren im Outback

Titel: 195 - Verloren im Outback
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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in völliger Finsternis die Wasseroberfläche durchstieß.
    Luft! Endlich Luft! Sie war abgestanden und stank, aber wen kümmerte das? Er sog den Sauerstoff in seine Lungen, als wäre er ein Himmelsgeschenk.
    Noch befand er sich in der Röhre. Vermutlich hatte sie früher unter der Seeoberfläche gelegen. Nun, da der Wasserspiegel gesunken war, ragte sie im oberen Teil in die Luft. Sie war so breit, dass Daa’tan gebückt darin gehen konnte.
    Verzweigungen gingen bald zu allen Seiten ab – ein regelrechtes Röhrensystem, in dem man sich verirren konnte!
    Winzige Lichtbahnen fielen in das Rohr. Der Rost hatte dem Stahl zugesetzt und kleine Risse entstehen lassen. Nach einer Weile hatten sich Daa’tans Augen daran gewöhnt und er konnte immer mehr erkennen.
    Der Junge beschloss, eine Abkürzung zu versuchen und in einen der lotrechten Schächte zu klettern. Er richtete sich unter einem davon auf und tastete an den Innenwänden nach Halt. Es gab ihn, sogar in großer Menge. Nur nutzte es ihm nicht, denn wie er schnell merkte, liefen sie nach oben konisch zu.
    Zum Rausklettern sind sie offenbar nicht gedacht.
    Möglicherweise dienen sie der Orientierung. Oder einfach nur, um sich mal aufzurichten.
    Da plötzlich drangen schabende Geräusche aus den Seitengängen. Daa’tan stieß sich den Kopf, als er sich hastig umsah, und fluchte leise. Angst verspürte er keine, denn Nuntimor gab ihm ein Gefühl der Überlegenheit.
    »Hallo?«
    -allo?, sang das Echo.
    »Ist da jemand?«
    -mand?, hallte es durch die Gänge. Mehr geschah nicht.
    Daa’tan schüttelte ärgerlich den Kopf. Er machte sich nur selbst verrückt. Wer sollte hier schon leben? Wahrscheinlich war es nur Ungeziefer, oder die rostigen Rohre verschoben sich in ihren Halterungen. Kein Grund zur Panik!
    Schon ging er los, voll frischen Mutes, um den Kampf gegen das dämmrige Labyrinth aufzunehmen.
    Nur wenige Schritte später brachte ihn etwas dazu, sich noch einmal umzusehen. Ein Geräusch? Sein Instinkt?
    Daa’tans Hand schloss sich um den Schwertgriff.
    Ein Stück entfernt im fahlen Zwielicht stand der Geröllhaufen aus dem See. Ein nasses Algenbündel klemmte an seiner Seite.
    Daa’tan versuchte zu begreifen, was er sah. Er konnte menschliche Umrisse erkennen: Arme, Beine, einen haarlosen Kopf. Doch das Ganze erinnerte mehr an eine knotige Wurzel, die jemand mit Unmengen von Sand und grauen Steinchen überschüttet hatte, als an einen Menschen.
    Der Kieselmann setzte sich in Bewegung, langsam und schwerfällig. Seine Unterschenkel waren mit Wunden übersät, wie sich beim Näherkommen zeigte; teils vernarbt, teils noch frisch. An manchen Rändern baumelten Hautstreifen. Sie glänzten auf der Innenseite feucht und rosig.
    Daa’tan spannte die Muskeln an und hob das Schwert, wo weit es in der Enge der Röhre möglich war.
    Doch das seltsame Wesen machte keine Anstalten, ihn zu attackieren. Es war deutlich kleiner als Daa’tan und konnte sich im Tunnel frei bewegen. Schabend und knirschend schlurfte es an ihm vorbei.
    Dann erfolgte doch noch ein Angriff – allerdings von unerwarteter Seite.
    Plötzlich glaubte Daa’tan das Stakkato lauter kleiner Füße zu vernehmen, das aus der Tiefe der Röhren kam. Er hörte ihren Klang auf dem Metall und das Platschen, wenn sie Pfützen durchquerten.
    Der Kieselmann bewegte sich jetzt schneller voran.
    Offensichtlich war er auf der Flucht, weg von den Geräuschen.
    Als deren Verursacher sichtbar wurden, hätte Daa’tan beinahe gelacht. Es waren… Kaninchen! Zwanzig, dreißig Tiere quollen aus einer seitlichen Röhre vor ihm und folgten dem lebenden Kieselhaufen.
    Daa’tan überlegte, ob er eines der Tiere fangen sollte. Es würde bestimmt eine gute Mahlzeit abgeben, auch wenn es etwas seltsam aussah mit der hellen Warzenhaut und den riesigen Augen. Aber die aß man ja nicht mit. Er sah sich um.
    Der Kieselmann hatte sein Algenbündel fallen lassen und verschwand gerade in einem der konischen Schächte. Nur die Unterschenkel ragten noch heraus. Vielleicht fehlte ihm die Kraft, sich höher zu ziehen.
    Wie kann man nur so ängstlich sein, dachte Daa’tan. Er grinste, als einige der Tiere näher hoppelten und einen Kreis um ihn bildeten. Das Mittagessen war ihm sicher!
    Daa’tan blieb reglos stehen, um die Kaninchen nicht zu verschrecken. Die meisten hatten sich dem Kieselmann zugewandt, hüpften abwechselnd unter ihm hoch. Sie versuchten seine Beine zu erreichen. Es sah aus wie ein Spiel.
    Urplötzlich packte
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