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195 - Verloren im Outback

195 - Verloren im Outback

Titel: 195 - Verloren im Outback
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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Augen strahlte. Sie waren von drahtiger und muskulöser Gestalt; ihr Blick zeigte nichts, was man als Gefühl hätte einstufen können.
    Sie bewegten sich katzenhaft, aber irgendwie auch wie die leidenschaftslosen Diener einer anonymen Körperschaft. Sie hatten keine Ähnlichkeit mit dem weißen Ritter, an den sie sich gern erinnerte. [2]
    Doch der war eine tote Traumgestalt; sein geistiger Herr hatte ihn abgeschaltet.
    In dieser Welt – der echten – herrschte ein anderer Ton. Sie brauchte ihren sechsten Sinn nicht zu bemühen, um zu erkennen, dass die Leute, die sie nun von der Matte hoben, nichts Gutes mit ihr vorhatten.
    Die gerundeten Wände der rötlich erhellten Gänge huschten an ihr vorbei. Bilder blitzten auf: die Gesichter fremder Menschen, die klaglos unter der sengenden Sonne dieses Kontinents ausharrten und sich auf die feindlichen Truppen vorbereiteten, die bald kommen würde, um ihren HERRN zu vernichten.
    Diese Menschen waren Telepathen. Sie waren hier, um sich zum Heer der Aufrechten zu gesellen und das Böse in Gestalt hässlicher Echsen zu bekämpfen, die von den Sternen gekommen waren, um die Menschen auszulöschen. Aruula wusste dies aus eigener leidvoller Erfahrung; jahrelang hatten Maddrax und sie gegen die Daa’muren gestritten. Ein Krieg, der damals in einem Patt geendet hatte und jederzeit wieder ausbrechen konnte.
    Zwischen den wartenden Telepathen hatte sie auch Maddrax gesehen. Er war keine Halluzination gewesen: Sie waren sich tatsächlich begegnet – unter Umständen, die so heftig wie unerklärlich waren. Ob er von den Toten auferstanden war, wusste sie nicht mehr. Der lange Schlaf auf der Matte hatte ihren Geist so vernebelt, dass sie Mühe hatte, ihre Umgebung zu erkennen.
    Die aufgeregt wispernden Stimmen um sie her lenkten von der Frage ab, wieso sie getragen wurde. War sie verletzt? Was war der Grund für ihre körperliche und geistige Schwerfälligkeit?
    Sekunden später wurde Aruula losgelassen und tauchte in eine farblose Flüssigkeit. Zuerst spürte sie nichts, dann strömte von allen Seiten ein aufgeregtes mentales Gewisper auf sie ein.
    Sie erkannte: Die Flüssigkeit diente nicht der Reinigung.
    Sie war kein Wasser.
    Sie war eine tödliche Waffe!
    Die mentalen Impulse, die auf Aruula einströmten, kündeten von einer besonderen Art der Hochachtung: Die langsam zurückweichenden Männer, die sie getragen hatten, sahen etwas… Heiliges in ihr; einen Menschen, der sich aufgab, um einem höheren Ziel zu dienen.
    Im nächsten Moment kam der Schmerz.
    Die Flüssigkeit schien urplötzlich ihre Struktur zu verändern und zu Feuer zu werden. Aruulas Haut nahm eine goldene Färbung an. Die grausame Pein zerriss den Schleier, das dumpfe Gefühl, das sie bislang eingelullt hatte, und gab ihr einen Vorgeschmack, was es bedeutete, eine lebende Bombe zu sein.
    Du tust es für das Heil deiner Welt, klang eine Stimme in ihrem Kopf auf. Du bist mein letztes Mittel, wenn dein Freund versagt. Ich pflanze in dich den Tod – den Tod für unseren gemeinsamen Feind!
    Die Agonie, die Aruula durchlebte, verhinderte, dass sie die Worte wirklich begriff. Die Feuersubstanz drang durch ihre Poren in ihr Nervensystem vor – und riss Mauern nieder, die sie selbst errichtet hatte. Als Selbstschutz vor der Erinnerung an das Schlimmste, was ihr in ihrem Leben widerfahren war.
    Die fremde Macht jedoch schien das Potenzial dieser Erinnerung zu erkennen, und sie zerrte die Bilder vor Aruulas geistiges Auge.
    Der Schmerz war damals ganz ähnlich gewesen; damals am Kratersee. Aruula wusste nicht, wie viele Winter seither vergangen waren. Aber nun erinnerte sie sich: Eine Kreatur der Daa’muren hatte sich damals wie eine schleimige Riesenamöbe mit unzähligen Tentakeln auf sie gestürzt und ihr etwas angetan. Danach hatte sie das in ihrem Bauch heranwachsende Kind nicht mehr gespürt.
    Ihr Unterbewusstsein hatte diese Episode gnädig aus ihrer Erinnerung gestrichen. Jetzt stand sie ihr so deutlich vor Augen, als wäre es gestern geschehen.
    Matjunis!, durchzuckte es sie. Der Sohn, den sie nie geboren hatte – und den sie dennoch tief in ihrem Herzen zu spüren glaubte.
    Sieh, was der Feind dir angetan hat, donnerte die Stimme in ihrem Bewusstsein. Ich gebe dir die Chance, dich und dein ganzes Volk zu rächen! Nimm deinen Schmerz und verwandle ihn in Wut und Hass, und du wirst den Feind besiegen!
    Zum ersten Mal seit Jahren hatte Aruula das Bedürfnis, aus vollstem Herzen zu brüllen. Für eine unendlich
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