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1912 - Der Zylinder-Mann

Titel: 1912 - Der Zylinder-Mann
Autoren: Unbekannt
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TLD-Tower arbeiteten hochkarätige Wissenschaftler jeder Couleur, die damit beschäftigt waren, die Faktordampf-Barriere permanent unter die Lupe zu nehmen.
    Erfolge waren aber bisher nicht erzielt worden, weil die Faktorelemente eben von einer der terranischen weit überlegenen Technologie erzeugt worden waren.
    Nun aber, am frühen Abend des 17.
    Dezembers, erhielt Gia de Moleon eine überraschende Nachricht. Direkt an der Grenze operierende Wissenschaftler meldeten, daß sie den Eindruck hatten, die ohnehin schwache Kraft, die nötig war, um die Barriere zu durchdringen, sei plötzlich geringer geworden.
    Sie hatten es nur durch eigene Überschreitung in beiden Richtungen festzustellen geglaubt. Solche Versuche fanden, vor der breiten Öffentlichkeit verborgen, fast ständig statt. De Moleon war skeptisch, bis sie erfuhr, daß durch die Barriere geschickte Meßsonden die Aussagen der Wissenschaftler bestätigten.
    In den folgenden Stunden ging diese Entwicklung weiter. Die zur Durchdringung benötigte Kraft wurde kleiner und kleiner, bis am Ende, wenige Minuten vor Tageswechsel, überhaupt kein Widerstand mehr zu registrieren war. „Was hat das zu bedeuten?" fragte die TLD-Chefin, als sie mit Alaska Saedelaere um zwei Uhr nachts bei einem starken Kaffee zusammensaß. „Die Barriere setzt uns keinen Widerstand mehr entgegen, aber sie existiert noch. Wie lange, Alaska?"
    „Du hast also Angst davor, daß sich das Faktorelement auflöst?" fragte er. „Was heißt Angst?" Sie wischte sich mit der rechten Hand über das Gesicht. „Wenn es geschähe, dann stünde endgültig fest, daß wir hier gestrandet sind, und die Unsicherheit wäre vorbei. Das denkst du doch, oder?"
    „Genau wie du, Gia", bestätigte der Unsterbliche. „Ja, ich weiß!" Sie stand auf und begann, nervös hin und her zu wandern. „Ich bin die verbohrte Alte, die von vielen Gehaßte. Aber hat sich einer der Unzufriedenen einmal überlegt, was es heißt, diese Verantwortung zu tragen? Weißt du es, Alaska?"
    „Ich denke schon", antwortete er. Die TLD-Chefin setzte sich wieder zu ihm. „Entschuldige. Aber auch ich muß mir mal Luft machen. Bei wem außer dir könnte ich das tun? Du hast Krisen gemeistert, als ich noch nicht geboren war. Also bitte ich dich um deinen Rat, Unsterblicher." Sie lachte bitter auf. „Was soll ich tun? Dem Volk nachgeben und es einen Bürgermeister wählen lassen? Ich tue es sofort, wenn wirklich feststeht, daß es für uns kein Zurück gibt. Aber bis dahin verlange ich Disziplin. Ist das so falsch?"
    „Es kommt darauf an, wie du das den Leuten verkaufst, Gia", entgegnete der Aktivatorträger. „Und da warst du bisher nicht gerade glücklich."
    „Das mag sein", gestand sie ein. „Aber ich kann nicht aus meiner Haut. Ich fühle mich für jeden einzelnen verantwortlich. Und ich war ihnen allen immer überlegen. Ich besaß immer mehr Informationen als sie."
    „Das ist nun nicht mehr so, Gia", sagte Alaska sanft. Wieder wirkte er für einige Sekunden geistesabwesend, bevor er fortfuhr: „Wir alle müssen umdenken, auch du und ich."
    „Verdammt, ich versuche es ja!"
    Er gähnte und schlug vor, daß sie sich jetzt zur Ruhe begaben. Gia de Moleon stimmte zu, obwohl sie innerlich viel zu aufgewühlt war, um zu schlafen. Sie trennten sich.
    Es begann um 13.25 Uhr des 18. Dezembers. Alaska und Gia waren wieder zusammen im Tower, gemeinsam mit einigen Wissenschaftlern, und studierten die Berichte, die seit ihrem Auseinandergehen von der „Grenze" eingelaufen waren. Sie diskutierten mit den Wissenschaftlern die Daten, als sie vom TLD-Syntron unterbrochen wurden.
    Die Syntronik meldete, daß die Faktordampf-Barriere in allen Richtungen seit neun Minuten rund fünf Prozent ihrer Stärke verloren habe. Das bedeutete, sie war um diesen Prozentsatz lichtdurchlässiger geworden, nachdem schon ihr Widerstand vollkommen verschwunden war.
    Nach weiteren zehn Minuten meldete der Syntron, daß die Barriere nun insgesamt 18 Prozent ihrer Stärke verloren habe. Die Menschen in Gias Büro hielten den Atem an, denn so ging es weiter. Sie ahnten, sie wußten alle, was ,das zu bedeuten hatte.
    Die Faktordampf-Barriere, die Alashan von Zortengaam trennte, war im Begriff, sich endgültig aufzulösen. Und das hieß im Klartext nichts anderes, als daß sich das Faktorelement auflöste!
    Das wiederum setzte allen Hoffnungen ein Ende, Alashan könne wieder zur Erde zurückkehren. Es war auch das Ende von de Moleons Durchhalteparolen. In diesen
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