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1912 - Der Zylinder-Mann

Titel: 1912 - Der Zylinder-Mann
Autoren: Unbekannt
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Gia de Moleon ließ sie gewähren. Sie befahl ihren Agenten, sich nicht einzumischen und nur zu beobachten.
    Jetzt, da es geschehen war, zeigte sich die TLD-Chefin erstaunlich wandlungsfähig und richtete sich so schnell auf die neue Situation ein, daß nicht nur Alaska Saedelaere glaubte, sie habe im Grunde nie mit etwas anderem gerechnet.
    Wo bisher die Nebelwände geschimmert hatten, war auf einmal unter klarem Himmel freies Land auf der einen, die Riesenstadt Zortengaam auf der anderen Seite. Der süßliche Geruch schien von dort zu kommen.
    Jetzt, da es für sie kein Hindernis mehr gab - Gia de Moleon hatte alle Posten und Roboter zurückgezogen -, zögerten die Menschen jedoch, sich der Thorrimer-Stadt zu nähern.
    Die TLD-Chefin schickte kleine Sonden aus, die Bilder aus Zortengaam übertrugen. Wie sie erwartet hatte, standen die Eingeborenen hinter jeder Deckung und beobachteten gebannt ihre neuen Nachbarn. Viele strömten nach, kamen aus der ganzen Stadt. Ihrer Mentalität entsprechend, warteten sie jetzt wieder darauf, daß die Terraner den ersten Schritt taten und auf sie zukamen.
    Für achtzehn Uhr kündigten alle Sender eine Rede Gia de Moleons an die Bevölkerung an. Die oberste Geheimdienstlerin war pünktlich. Ihre Ansprache wurde nicht nur von den stationären TV-Empfängern und Computern übertragen, sondern mit Hilfe von fahrbaren Projektoren in Groß-Holokuben auf den wichtigen Plätzen. „Alashaner!" begann sie mit todernstem Gesicht, ohne die Spur eines Lächelns. „Terraner! Seit genau drei Stunden und vierzig Minuten haben wir Gewißheit: Dieser Stadtteil wird in nächster Zukunft nicht nach Terra zurückversetzt werden. Was das für uns bedeutet, ist klar. Wir sind auf uns selbst gestellt, wir müssen unser Schicksal selbst meistern. Es ist nicht zu erwarten, daß irgendeine Hilfe von der LFT kommt. Ich weiß nicht, ob man auf Terra darüber informiert ist, wo wir uns befinden, aber selbst wenn es so wäre, bestände kein zwingender Grund dafür, eine Expedition auszurüsten, um uns zu versorgen. Wozu auch? Es ist nicht nötig. Wir haben alles, was wir zum Überleben brauchen, und was wir nicht haben, werden wir von den Thorrimern ertauschen. Unsere Energieversorgung ist durch den Hypertrop-Zapfer im Tower gesichert. Es gibt Nahrung und Wasser genug auf dieser Welt. Wir haben also keinen Grund zum Verzweifeln.
    Die Grenzen sind, wie von vielen von euch gefordert, gefallen. Dennoch bitte ich euch um Zurückhaltung gegenüber den Thorrimern, wenigstens für den Anfang. Der Kontakt mit ihnen muß behutsam und vorsichtig aufgebaut werden. Es wäre mir lieber, wenn ihr in diesen ersten Tagen einer neuen Zeit in erster Linie auf dem Boden von Alashan bleiben würdet, auf dem Boden unseres neuen Staates. Ja, ich habe diesen Begriff bewußt gewählt. Wir sind unabhängig und nur uns selbst verantwortlich. Deshalb betrachte ich diesen nach Thorrim versetzten Teil unserer Erde von heute an als einen eigenen Staat, als die Nation Alashan!
    Zu einem eigenen Staat gehört eine Verwaltung, eine gewählte Regierung. Ich setze die Wahl eines Bürgermeisters hiermit auf den ersten Februar 1290 fest. Bis dahin haben die Kandidaten Zeit genug, sich vorzustellen und Werbung für sich zu machen, und bis dahin dürften unsere vordringlichsten Probleme gelöst sein. Dazu zählt die künftige Versorgung mit Wasser und Nahrung in Abstimmung mit unseren neuen Nachbarn. Wir wollen ihnen nichts wegnehmen, sondern - wie schon gesagt - das von uns Benötigte ertauschen. Sie und wir müssen begreifen, daß wir uns von nun an diesen Planeten zu teilen haben, in einem vernünftigen Verhältnis. Wir werden Abkommen mit ihnen schließen müssen. Ich habe vor, schon morgen ihren König aufzusuchen und mit ihm über alles zu sprechen.
    Ich danke für eure Aufmerksamkeit, Bürger der Nation Alashan. Morgen um die gleiche Zeit werde ich mich wieder an euch wenden und über das dann hoffentlich mit zufriedenstellendem Ergebnis stattgefunden habende Treffen mit König Corn Markee berichten. Bis zur Wahl des Bürgermeisters werde ich die Verwaltung von Alashan weiter in der Hand haben. Jeder kann mit seinen Anliegen zu mir kommen. Habt Geduld mit mir. - Ich danke euch."
    Sie brachte nun doch ein Lächeln über die Lippen und nickte ihren Zuhörern zu. Dann verblaßte ihr Bild auf den Schirmen und in den Holos.
     
    *
     
    Jedder Colusha schnippte mit dem Finger, der Syntron schaltete das Trivid-System im Wohnraum aus - er war auf
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