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1912 - Der Zylinder-Mann

Titel: 1912 - Der Zylinder-Mann
Autoren: Unbekannt
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werden uns mit den Thorrimern arrangieren müssen."
    „Das sagst du so", kam es von hinten. „Du hast doch gehört, daß dieser Mann und seine Familie bedroht worden sind. Die de Moleon läßt keinen gehen. Sie führt sich auf wie eine Diktatorin."
    „Genau!" rief ein anderer. „Sollten wir jemals nach Terra zurückkommen, wird sie sich zu rechtfertigen haben, dafür werden wir sorgen."
    „So ist es", bekam er von links recht, und von rechts: „Das werden wir machen. Wir sind mündige Bürger. Ich sehe nicht ein, daß wir so tun, als gäbe es die Thorrimer gär nicht. Schließlich sind wir bei ihnen gelandet, auf ihrem Territorium."
    „Nur auf Zeit", regte sich zarter Widerspruch. „Ich finde, Gia hat recht. Und wenn es wirklich zurückgeht - wer von euch Großmäulern will dann draußen stehen bei euren Thorrimern und uns verschwinden sehen?"
    „Jawohl! Auf unsere Chefin lasse ich nichts kommen! Seien wir froh, daß wir sie haben.
    Lara, eine Runde auf Gia de Moleon!"
    „Auf die alte Hexe? Steck dir die Runde sonstwohin!"
    „Friede", sagte Lara energisch. „Reden könnt ihr, aber gestritten wird draußen. Wir sind doch zivilisierte Wilde."
    Sie brachte Vurguzz für jeden, einen Drink auf Kosten des Hauses. Die Gemüter beruhigten sich schnell wieder, aber kurz hatte sich gezeigt, wie schnell die allgemeine Unsicherheit in Aggression umschlagen konnte. Und mit jedem Tag, der verstrich, wurde es schlimmer. „Ich sage dir, Jed, die Stimmung ist nicht gut", sagte Lara, als sich die anderen Gäste wieder miteinander beschäftigten. Jedder hockte ihr wieder allein gegenüber, leicht vorgebeugt und die Ellbogen auf die Theke gestemmt, beinahe wie ein Verschwörer. „Die Menschen wissen, daß es kein Zurück mehr gibt. Immer mehr akzeptieren es, aber viele weigern sich noch, es zu glauben. Denn es bedeutet, daß wir alles Gewohnte verlieren. Unser Alltagstrott hier in Alashan läßt uns noch nicht wirklich begreifen, wie allein wir sein werden."
    „Dann bauen wir uns unsere eigene, neue Welt auf", meinte Jedder, vom Vurguzz mittlerweile leicht benebelt und mutig geworden. „Wie unsere Vorfahren. Wir haben doch alles, was wir zum Überleben brauchen." Er winkte ab. „Pah, denk an die ersten Kolonisten, die von der Erde aus zu unbekannten Planeten aufbrachen! Was hatten die, und was haben wir dagegen?"
    „Du hast recht", mußte die Wirtin zugeben. „Wir haben sogar Haustiere mitgebracht, zum Beispiel sture Dackel ..."
    Sie lachten. Jedder schaute auf seine Uhr und trank einen letzten Vurguzz. Dann stand er auf, verabschiedete sich und machte sich auf den Weg nach Hause.
    Morgen früh würde er sich wieder im TLD-Tower zur Arbeit einfinden müssen. Es war später geworden, als er eigentlich gewollt hatte.
    Hauptsache, dachte er, die Kinder schlafen, wenn ich mich ins Haus schleiche.
    Leider irrte er sich da ...
     
    2.
     
    17. Dezember 1289 NGZ
    Die Entscheidung
     
    So vergingen weitere Tage und Wochen.
    Die Hoffnung der Alashaner sank von Tag zu Tag, und immer lauter wurden die Stimmen derer, die von Gia de Moleon forderten, daß sie „die Grenze aufmachen" solle. Jene, die am festesten davon überzeugt waren, daß es kein Zurück nach Terra mehr gebe, verlangten die Wahl einer eigenen Verwaltung, eines Bürgermeisters und eines Stadtrats. Sie wollten selbst bestimmen, wer sie regieren sollte.
    Auch im Kreis ihrer Vertrauten sah sich Gia de Moleon wachsendem Druck ausgesetzt.
    Noch hielt die TLD-Chefin stand, doch sie war Realistin genug, um sich ungefähr ausrechnen zu können, wann ihre Tage gezählt waren und es zu einem Putsch kommen mußte. Täglich wuchs die Zahl derjenigen, die es an die Faktordampf-Barriere drängte, vor allem im Osten, um mit den Thorrimern in Kontakt zu kommen. Noch hatten diese Männer und Frauen Respekt vor den Posten und - vor allem - den TARA-V-UH-Robotern.
    Doch auch das würde nicht mehr lange so bleiben. Wenn Gia ehrlich zu sich war, mußte sie sich darüber wundern, daß es noch nicht zu Zwischenfällen mit Verletzten gekommen war. Wenn die Massen so weiterdrängten, würde nichts sie aufhalten.
    Alashan glich in diesen Tagen der Dezembermitte 1289 einem Pulverfaß. Der kleinste Funke konnte genügen, um eine Revolution anzufachen. Daß es noch nicht so weit gekommen war, mochte einzig und allein daran liegen, daß jeder Mann und jede Frau, so sicher sie sich vielleicht gaben, insgeheim eben doch an eine Heimkehr glaubte.
    Das sollte sich grundlegend ändern. Im
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