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Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)

Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)

Titel: Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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    1 Heute war der Tag meiner Hochzeit.
    In unserer Suite im Ritz in Half Moon Bay herrschte das Chaos. Meine besten Freundinnen und ich hatten uns bis auf die Unterwäsche ausgezogen und unsere Alltagskluft großflächig über die Möbel verteilt. Von den Fenster-und Türrahmen hingen Kleider in zarten Sorbetfarben.
    Das Ganze sah aus wie ein Gemälde von Degas – Ballerinas kurz vor dem Öffnen des Vorhangs – oder vielleicht auch wie die romantisierte Vorstellung eines Bordells im Wilden Westen. Es wurden Witze gerissen. Sorglose Leichtigkeit lag über allem – und dann ging die Tür auf, und meine Schwester Catherine trat ein. Sie hatte ihre tapfere Miene aufgesetzt: ein schmales Lächeln, doch der Schmerz war in den Augenwinkeln erkennbar.
    »Was ist denn los, Cat?«, fragte ich sie.
    »Er ist nicht da.«
    Ich blinzelte, versuchte, das scharfe Stechen der Enttäuschung zu ignorieren. Dann sagte ich sarkastisch: »Ich bin schockiert.«
    Cats Bemerkung galt unserem Vater, Marty Boxer, der uns verlassen hatte, als wir noch Kinder waren, und sich nicht einmal hatte blicken lassen, als meine Mom im Sterben lag. Ich hatte ihn während der letzten zehn Jahre nur zweimal gesehen und ihn nicht vermisst, aber nachdem er Cat versichert hatte, er würde zu meiner Hochzeit kommen, hatte ich mir Hoffnungen gemacht.
    »Er hat doch gesagt , dass er kommt. Er hat es versprochen «, sagte Cat.
    Ich bin sechs Jahre älter als meine Schwester und hundert Jahre abgebrühter. Ich hätte es wissen müssen. Ich nahm sie in den Arm.
    »Vergiss es«, sagte ich. »Er kann uns nicht wehtun. Er bedeutet uns nichts.«
    Claire, meine allerbeste Busenfreundin, setzte sich auf, schwang die Beine über die Bettkante und stellte ihre nackten Füße auf den Boden. Sie ist dick, schwarz und witzig – zum Brüllen komisch. Wenn sie nicht Gerichtsmedizinerin wäre, sie könnte ohne Weiteres als Stand-up-Comedian auftreten.
    »Dann übergebe ich dich eben deinem Ehemann«, sagte sie. »Aber danach will ich dich wieder zurück.«
    Cindy und ich brachen in schallendes Gelächter aus. Da meldete sich Yuki zu Wort. »Ich weiß genau, wer das übernehmen kann. Marty ist so ein Idiot!« Sie streifte das pinkfarbene Seidenkleid über ihren unfassbar zierlichen Körper und zog den Reißverschluss zu. Dann sagte sie: »Bin gleich wieder da.«
    Dinge zu erledigen war Yukis Spezialität. Wenn sie einmal Fahrt aufgenommen hatte, durfte man ihr auf keinen Fall in die Quere kommen. Selbst dann nicht, wenn es eindeutig in die falsche Richtung ging.
    »Yuki, warte«, rief ich ihr nach, als sie schon zur Tür hinausrauschte. Ich drehte mich zu Claire um und sah, dass sie etwas in die Höhe hielt. Früher hätte man Mieder dazu gesagt. Es war mit Stäbchen verstärkt und sah ziemlich furchterregend aus.
    »Ich habe ja nichts dagegen, in einem Kleid herumzulaufen, in dem ich wie ein Napfkuchen aussehe, aber wie zum Teufel soll ich da reinkommen?«
    »Ich liebe mein Kleid«, sagte Cindy und strich zärtlich über das pfirsichfarbene, seiden schillernde Organza-Gewebe. Vermutlich war sie die erste Brautjungfer weltweit, von der man je eine solche Äußerung zu hören bekommen hatte, aber Cindy war zurzeit schwer verliebt. Sie wandte mir ihr hübsches Gesicht zu und sagte träumerisch: »Du solltest dich langsam mal fertig machen.«
    Zwei Meter cremefarbener Satin glitten aus der Kleiderhülle. Ich schlängelte mich in das trägerlose Vera-Wang-Hochzeitskleid und stellte mich zusammen mit meiner Schwester vor den bodenlangen, frei stehenden Spiegel – zwei groß gewachsene, braunäugige Blondinen, die ihrem Dad sehr ähnelten.
    »Grace Kelly hat nie so gut ausgesehen«, sagte Cat, und die Tränen schossen ihr in die Augen.
    »Dreh mal den Kopf nach vorn, Schönheit«, sagte Cindy.
    Sie legte mir ihre Perlenkette um den Hals.
    Ich vollführte eine kleine Pirouette, und Claire nahm mich bei der Hand und ließ mich unter ihrem Arm hindurchdrehen. Sie sagte: »Ist es denn zu glauben, Linds? Ich werde tatsächlich auf deiner Hochzeit tanzen.«
    Sie sagte nicht »endlich«, aber sie dachte es, und das war auch richtig so. Schließlich hatte sie alles hautnah miterlebt: meine Fernbeziehungs-Achterbahn mit Joe, die mit seinem Umzug nach San Francisco geendet hatte, weil er ganz in meiner Nähe sein wollte, den Brand meiner Wohnung, diverse Nahtod-Erfahrungen sowie den enormen Verlobungsring, den ich fast ein Jahr lang in einer Schublade versteckt hatte.
    »Danke, dass du nie

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