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1851 - In die TraumsphÀre

Titel: 1851 - In die TraumsphÀre
Autoren: Unbekannt
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gehörte zu den Privilegierten, die eine Unterkunft im Bethaus hatten. Presto Go schien ihre früheren Auseinandersetzungen völlig verdrängt zu haben; jedenfalls sorgte sie dafür, daß die junge Mahnerin ihr früheres Quartier wieder erhielt und sich als ihre Beraterin und Vertraute an ihrer Seite aufhalten sollte.
    Zu diesem Zeitpunkt sah Caljono Yai kein Problem darin, ihre frühere Tätigkeit gewissermaßen wiederaufzunehmen; die Bedrohung betraf alle und brachte die Herreach zusammen.
    Auch Vej Ikorad und Tandar Sel sowie die Sprecher der Herrachischen Freiatmer hatten Zimmer zugewiesen bekommen. Sie waren wichtige Ansprechpartner, die alle Entscheidungen rasch zu ihren Anhängern weitertragen konnten.
    „Brauchst du mich noch?" fragte sie die Oberste Künderin, nachdem sie im Betfeld eingetroffen waren.
    „Es ist spät", sagte Presto Go. „Tatsächlich fühle ich mich müde. Ich werde anscheinend doch alt. Wir sollten gemeinsam etwas essen und dann schlafen gehen, um uns auf morgen vorzubereiten. Es wird morgen nicht leichter als heute, denn wir müssen es schaffen, Schimbaa eine feste Gestalt zu geben. Und er muß das Fenster öffnen."
     
    *
     
    Caljono Yai war heilfroh, als sie endlich auf der harten, schmalen Liege im Dunkeln lag. Sie spürte ihre Muskeln, als ob sie schwere körperliche Arbeit geleistet hätte. So sehr hatte sie sich während des Gebetes angespannt und verkrampft. Das Essen hatte sie auch nur mit Mühe hinuntergebracht, aber gehorsam den Teller geleert.
    Presto Go hatte recht: Sie brauchten alle Kräfte, und die konnten sie nur mit der Zufuhr von Energie erhalten.
    Caljono Yai dachte wie an nahezu jedem Abend vor dem Einschlafen darüber nach, wie sehr sich ihre Welt verändert hatte - und sich noch ständig weiter veränderte. Die Herreach hatten lernen müssen, sich sehr schnell auf immer neue Situationen einzustellen. Und es gelang ihnen gut, fand die junge Mahnerin.
    Von diesen Gedanken wurde sie zu dem vergangenen Tag und dem Gebet übergeleitet. Auch diese stundenlange Trance war etwas Neues und sehr Kräfteraubendes für die Herreach; noch dazu, da sie das Gefühl haben mußten, die Situation nicht voll unter Kontrolle zu haben. Selbst Presto Go mußte alle Kräfte aufbieten, um die Angst nicht wieder in Form von Ungeheuern unkontrolliert hervorbrechen zu lassen.
    Es warum so schwieriger, da sie nach wie vor nicht wußten, gegen wen sie eigentlich kämpften - wenn man das alles überhaupt einen Kampf nennen konnte. Derartige Auseinandersetzungen und in diesem gewaltigen Umfang waren die Herreach nicht gewohnt.
    Caljono Yai erinnerte sich an einige Erzählungen der Schwestern Vandemar. Sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß sich die Herreach in ihrem Verhalten immer mehr dem Standard jener Völker anglichen, von denen ihnen berichtet wurde. Seit die Isolation aufgehoben war, seit es keine Gleichförmigkeit mehr gab - und seit dem ersten Kontakt und den damit verbundenen Veränderungen.
    Es war dabei gleichgültig, ob die Terraner etwas mit dem Erscheinen des Unheimlichen zu tun hatten; vielleicht wäre das so oder so geschehen.
    Die junge Mahnerin befaßte sich nicht damit, die Veränderungen zu bewerten und mit dem Vergangenen zu vergleichen. Das brachte nichts ein. Das war nicht die Art der Herreach, sie paßten sich den Gegebenheiten an und nahmen sie wertungsfrei hin - wenngleich natürlich nicht vollends ergeben. Was das Unheimliche betraf, so würden sie es bekämpfen, auch wenn das eine ganz neue Erfahrung war.
    Sie dachte über Presto Gos Beschreibung über das Unheimliche nach und holte die Erinnerung an die Trance herauf. Es stimmte, was die Oberste Künderin gesagt hatte: Dieses Fremde war nicht irgend etwas Schemenhaftes oder Gestaltliches wie die Geschöpfe, die die Herreach erschufen. Es war ... ein Raum.
    Sie konnte nicht genau erklären, weshalb sie so sicher war. Während der Erschaffung von Schimbaa hatte sie einen Eindruck von dem bekommen, was über oder neben ihnen lauerte, wie eine Berührung, ein kurzer Blick durch ein Fenster in eine andere Welt.
    So etwas hatte sie schon einmal erlebt, zusammen mit Mila und Nadja, als die Schwestern in einen Gezeitensog geraten waren. Die Herreach hatten den weisen Sucher Ekrir geschickt, und dabei hatten sie durch ein Fenster den Blick auf eine ganz fremde Welt erhaschen können ...
    Aber ganz so deutlich war es diesmal nicht. Das war nicht einfach eine fremde, weit entfernt befindliche Welt.
    Dieser Raum
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