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1851 - In die TraumsphÀre

Titel: 1851 - In die TraumsphÀre
Autoren: Unbekannt
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Kraft, ihm weiterhin zu widerstehen?
    Als Yai die unruhige Bewegung ihrer Sitznachbarn spürte, kam sie wenigstens so weit wieder zu sich, um sich auf ihren Verstand und ihre Trance zu konzentrieren. Sie war durch eine harte und gute Ausbildung gegangen, und ihr Talent war stark ausgeprägt. Vielleicht genauso wie Presto Gos, nur verfügte sie nicht über deren lange Erfahrung. Yai unterdrückte ihre Angst, und sie wurde noch mehr angespornt, als sie erkannte, daß Schimbaas Erscheinung schwächer wurde.
    Nein!
    Sie griff nach ihren Sitznachbarn, brachte sie durch schmerzhaftes Zupacken zur Besinnung.
    Weiternachen!
    In ihrer Panik taten die Betenden instinktiv das Richtige - sie gehorchten einfach. Die aufwogenden Wellen der Panik kamen allmählich wieder zur Ruhe, nur an den äußeren Rändern waren einige aus der Runde ausgebrochen und liefen schreiend davon.
    Gut gemacht!
    Caljono Yai fühlte Erleichterung, als sie Presto Go wieder spüren konnte, doch diese kurze Euphorie wurde durch die Erkenntnis getrübt, daß die Oberste Künderin fast am Ende ihrer Kräfte war. Die junge Mahnerin begriff, daß es nun auch auf sie ankam.
    Die Angst hatte sie so sehr angespornt, daß sie ihre letzten Kräfte mobilisiert hatte und sich nahezu so kräftig fühlte wie zu Beginn der Trance. Behutsam unterstützte sie Presto Gos Willen, ohne zu deutlich hervorzutreten. Immer noch hatte die Oberste Künderin die Leitung des Gebets, doch woher sie die Kraft bezog, spielte keine Rolle.
    Presto Go wußte genau, wie sie Caljono Yais Kräfte gezielt einsetzen konnte. Gemeinsam schafften sie es, die Trance zu vertiefen. Der Riese Schimbaa manifestierte sich erneut, und seine Hände zerrten kraftvoll an dem Riß, der sich schon fast wieder geschlossen hatte.
    Schwärze quoll als Rauch hervor, doch die Herreach ließen sich nun nicht mehr abschrecken. Schimbaa blieb unversehrt, und er setzte wie eine Maschine seine Kräfte ein.
    Langsam verbreiterte sich der Riß zu einer Art Fenster in Blitzform, das jedoch schneller in die Höhe als in die Breite wuchs. Dahinter zeigte sich der ausufernde, tobende Wirbel, dessen Sogkraft sich zusehends mit der Größe vervielfachte.
    Caljono Yai spürte, wie sich ein Schleier über ihren Verstand, ihre Augen und ihr Bewußtsein legte. Die grausame Schwärze zog und zerrte an ihr, genau, wie sie es im Traum erlebt hatte, und sie glaubte wieder das ferne dämonische Gelächter zu hören.
    Widersteht! Widersteht!
    Presto Gos Befehl schlug wie ein glühender Hammer auf sie ein, wieder und wieder.
    Widerstehen? Weshalb denn ... Sie war leicht, plötzlich war die Furcht fort, und sie mußte sich nicht mehr so sehr anstrengen. Schmerzen bereitete nur diese ständige Wiederholung des einen Wortes, grausam und unnachgiebig.
    Caljono Yai schlug mit der Stirn auf dem Boden auf, das brachte sie zu sich. Vor ihren Augen tanzten Sterne, und sie hob entsetzt den Blick, noch immer Teil der Gebetstrance und doch schon entfernt ...
    Schimbaa kämpfte immer noch, aber sein wütendes Gebrüll war in Verzweiflung umgeschlagen. Aus der zuckenden und blitzenden Schwärze lösten sich Schlingarme, manche fein wie Fäden, andere dick wie Tentakel.
    Schlängelnd und sich windend wie Schlangen und Würmer, trieben sie zu den Betenden herab. Caljono Yai sah, wie einige der Tentakel sich um die Leiber von Herreach wanden. Bei der Berührung von Körper und Schwärze verdampften sie zu schlierigem Schleim, der sich über den ganzen Leib zog.
    Nein!
    Caljono Yai wußte nicht, ob sie laut schrie oder nur in Gedanken. Sie war viel zu weit von der Wirklichkeit entfernt, um zwischen Trance und Wachen unterscheiden zu können. Sie hörte die Schreie anderer Herreach, sie sah ihre Körper schwanken und fallen. Manche griffen mit ihren Händen an die Köpfe, manche suchten den Kontakt mit anderen und umklammerten sich gegenseitig.
    Schlangen, Fäden und Tentakel zogen sich zurück, selbst der Schleim formierte sich wieder zu irgendeiner ringelnden Form. Ein gewaltiger Sog setzte ein, der die Schwärze zurückzog. Der Wirbel kreiste wie eine hypnotische Todesspirale in dem schwarzen Riß und saugte alles ein, was zu schwach war, sich gegen ihn zu wehren.
    Die Konzentration der Herreach war erschöpft. Der Riese Schimbaa verlor an Konturen, seine Hände fielen herab.
    Der Riß schloß sich, bis er nur noch einem harmlosen, mit einem schwarzen Stift gemalten Blitz glich.
    Dann war er ganz verschwunden, zusammen mit Schimbaa.
    Zusammen mit
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