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Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht

Titel: Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht
Autoren: Thomas Ziegler
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1.
     
    Ein unbehagliches Gefühl erfaßte Flaming Bess, als sie die Liftkabine verließ und das Maschinendeck betrat; die Ahnung einer drohenden Gefahr, versteckt in den Schatten, den dunklen Winkeln. Sie blieb stehen und sah sich um, die Hand am Waffengurt, und horchte.
    Nichts.
    Nirgendwo ein Mensch, nirgendwo ein Laut.
    Aber das Gefühl der Bedrohung wurde stärker.
    Vielleicht lag es an der Stille, die wie ein schweres Gewicht auf diesem Teil des Schiffes lastete, die Stille einer Gruft, kalt und abweisend, in der jedes Geräusch ein Eindringling war.
    Forschend ließ Flaming Bess ihren Blick durch die Halle wandern.
    Der Kunststoffbelag des Bodens war zu Staub geworden, und unter der grauen, dünnen Decke blitzte Metall hervor. Nur wenige Beleuchtungskörper brannten. Halbdunkel breitete sich wie ein schmutziges Tuch über die Maschinenkolosse, die sich endlos aneinanderreihten und im Hintergrund der großen Halle mit der Dämmerung verschmolzen. Schmale Gänge trennten die Maschinen; ein Labyrinth, in Stahl gegossen, das sich über die gesamte Bugsektion des Decks erstreckte.
    Überall Spuren des Alters, des Verfalls.
    Langsam, mit angespannten Sinnen, näherte sie sich den wuchtigen Metallblöcken. Hier und dort waren die Verkleidungen geborsten und enthüllten verrottetes Kabelgewirr; an den säulenförmigen Schaltkonsolen waren die Displays und Dioden erloschen, die Skalen auf Null gefallen. Die Staubdecke zwischen dem Liftschacht und den Maschinen war unberührt.
    Offenbar hatte seit vielen Jahren niemand mehr diesen Teil des Schiffes betreten.
    Sie mußte sich täuschen; ihr drohte keine Gefahr. Die Bugsektion war verlassen. Nur der Verfall hauste hier in seinem Reich aus Staub und Stille, und alles, was im Labyrinth auf sie lauerte, waren Schatten.
    Doch das unbehagliche Gefühl blieb bestehen, und bisher hatte sie sich immer auf ihren Instinkt verlassen können.
    Fast bedauerte sie ihren Entschluß, sich persönlich vom Stand der Reparaturarbeiten zu überzeugen. Der Hauptaufzug, der im Zentrum der NOVA STAR alle Decks miteinander verband, war durch Ersatzteiltransporte blockiert, und sie hatte den zeitraubenden Umweg über die peripheren Liftschächte und durch die menschenleere Bugsektion nehmen müssen.
    Erneut lauschte sie, aber sie hörte nur ihre eigenen Atemzüge. Sie sah nach oben, zu den spärlich verteilten Beleuchtungskörpern und dem geometrischen Muster der Rohrleitungen, die wie die Gräten eines Riesenfisches die Decke rippten. An vielen Stellen hatte sich Rost ins schimmernde Metall gefressen, und sie fragte sich besorgt, ob sich die Schäden mit den an Bord zur Verfügung stehenden Mitteln überhaupt beheben ließen.
    Sie wußte besser als jeder andere, was es bedeutete, mit einem nur halb manövrierfähigen Schiff in die unerforschten Bereiche der Milchstraße vorzustoßen. Im besten Fall, dachte sie, ein schneller Tod …
    Flaming Bess vertrieb die düsteren Gedanken. Nach einem kurzen Zögern betrat sie das Labyrinth der Maschinengänge, und bald war sie von allen Seiten von stummen Metallkolossen umgeben. Ihre Schritte wirbelten den Staub von Jahrtausenden auf, und der Staub dämpfte das Klappern ihrer Schritte, so daß es wie ersticktes Husten klang. Sie eilte weiter, und mit jedem Meter wurde das Unbehagen stärker. Es war wie ein Gespenst, das ihr heimlich folgte; immer gegenwärtig und doch nie zu fassen.
    Plötzlich blieb sie stehen — horchend.
    Hatte sie sich getäuscht? Oder hatte sie tatsächlich ein Scharren … ?
    Da war es wieder. Ein Scharren, wie von einem schweren Gegenstand, der über den Boden gezogen wurde. Es kam von rechts, aus einem der Seitengänge. Ein paar Sekunden hielt es an, dann war es wieder still. Sie wartete, aber die Stille dehnte sich, und nur ihr eigener Herzschlag war zu hören.
    Bess lächelte dünn.
    Ihr Instinkt hatte sie nicht getrogen; sie war nicht allein. Irgend jemand trieb sich im Labyrinth der Maschinengänge herum, und dieser Jemand gab sich große Mühe, seine Anwesenheit vor ihr zu verbergen … Sie zog den Energiestrahler, entsicherte ihn und huschte lautlos weiter, bis sie einen Kreuzweg erreichte. Dann wandte sie sich nach rechts und spähte in den Seitengang, aus dem das verdächtige Geräusch gedrungen war.
    Selbst im diffusen Notlicht waren die Spuren im Staub deutlich zu erkennen.
    Bess trat näher und bückte sich. Zwei parallel laufende Rillen; vermutlich Radspuren. Nach dem Abstand der Rillen zu urteilen, konnte das Gefährt
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