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1849 - Die Mittagswelt

Titel: 1849 - Die Mittagswelt
Autoren: Unbekannt
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THOREGON VIER trieb durch das freie Weltall, weit entfernt von Sonnen und Planeten, irgendwo in der Galaxis Tolkandir. Eigentlich war es nicht möglich, daß jemand oder etwas unbemerkt näher kam. Und doch passierte es in diesem Augenblick.
    Die Orter der Balkenspindel gehörten zum Besten, was Alaska im Lauf seines Lebens kennengelernt hatte. Jedenfalls bevor sie jetzt durchgeschlagen waren, dachte er sarkastisch.
    Saedelaere nahm an, daß das Phänomen mit dem Hyperraum zu tun hatte. Das Lebendige kam aus dem fünfdimensionalen Raum, aus einer Richtung, die ein menschlicher Geist niemals begreifen würde.
    Der mentale Druck ging mit heftigen Stoßwellen einher. Überall knirschte es; ein zwanzig Zentimeter breiter Riß trennte die Zentralewand in zwei Hälften.
    „Lanagh! Scheep! Wacht doch auf, verdammt!"
    In den Maschinenräumen ereignete sich. eine heftige Explosion. Durch die Balkenspindel liefen Geräusche, die an das Öffnen eines überdimensionalen Reißverschlusses erinnerten. Nur daß in diesem Fall ein stampfender Laut dabei war, ein rhythmisches Gewitter, das nichts Gutes verhieß.
    Das Schiff löste sich häppchenweise in Einzelteile auf - und der nächste Schlag erwies sich als vernichtend.
    Eine rätselhafte Gewalt schüttelte Saedelaere durch. Er und die beiden Raubyner überlebten nur deshalb, weil organische Körper eine flexible Struktur besaßen. Ganz im Gegensatz zur THOREGON VIER: Zuerst verbreiterte sich der Riß durch die Wand, dann kamen weitere hinzu, bis ein netzartiges Muster den Boden durchzog.
    Saedelaere begriff, daß die Balkenspindel platzen würde. Die Atemluft würde in einer Explosion entweichen. Er schloß seinen Helm, arretierte den Verschluß und schaltete auf Beatmung aus dem Rückentornister.
    Kurz unter der Decke trieb Lanagh vorbei. Der Träger der Haut stieß sich von der Sessellehne ab. Er bekam den Raubyner am linken Arm zu fassen, umklammerte mit beiden Beinen den dünnen Rumpf und faltete den Helm des Kleinen auseinander.
    „Nun komm schon!"
    Der Rüsselmund des Kleinen war nicht unterzubringen. Am Ende quetschte er das Organ mit Gewalt unter die Helmkrause. Der Helmverschluß schnappte zu. Saedelaere aktivierte die Luftversorgung: Er löste das Seil von seinem Gürtel, hakte es am Raumanzug des Kleinen fest, schnürte mit fliegenden Fingern einen Knoten. Das andere Ende der Schnur ließ er frei baumeln.
    Lanagh hatte er sicher. Wo befand sich Nummer zwei?
    „Scheep!" brüllte er. „Wo bist du?"
    Zu den stampfenden Geräuschen gesellte sich ein hochfrequentes Heulen. Ein Luftzug, dessen Richtung sich permanent änderte, schob ihn von der Decke Richtung Boden. Es war der erste Druckverlust. Die Hülle der THOREGON VIER wurde undicht.
    „Scheep kann dir nicht antworten", wisperte die Haut. „Er ist bewußtlos."
    „Das weiß ich selbst", versetzte Saedelaere unwirsch.
    Die Haut zog sich beleidigt zurück. Er spürte, wie sie sich kräuselnd über seinem Kopf verengte; kein angenehmes Gefühl. Sie erinnerte ihn daran, daß sie trotz ihres Parasitendaseins mit Respekt behandelt werden wollte.
    „Keine Spielchen jetzt", mahnte Saedelaere in Gedanken.
    Der Druck hörte auf.
    Das Heulen steigerte sich zum Orkan. Er konnte Scheep nicht finden. Vom Standard-Druck waren dreißig Prozent übrig, mit fallender Tendenz. Saedelaere trudelte quer durch den Raum, die ganze Zeit Lanagh im Schlepptau.
    „Da unten ist er", sagte die Haut.
    „Ich sehe ihn."
    Scheep steckte hinter einem Schrank. Saedelaere stieß sich von der Decke ab, fand Halt an einem Wandvorsprung, dann befestigte er das zweite Seilende an Scheeps Gürtel. Nicht daß sie durch einen Zufall auseinandergerissen wurden.
    Mit aller Kraft drückte er den Schrank beiseite. Die Blockade fiel weg; Scheep war frei.
    Saedelaere klappte den Falthelm zu. Er drehte die Luftversorgung für den Kleinen auf, und der junge Raubyner holte mit einem verzweifelten Zug Atem.
    Bewußtlos, aber am Leben. Saedelaere sah es mit Erleichterung.
    Im selben Moment brach die THOREGON VIER auseinander. Ohne Atmosphäre war es ein lautloser, gespenstischer Vorgang.
    Die Umgebung platzte wie eine Seifenblase. Erfand sich in einer Trümmerwolke wieder, frei schwebend im Vakuum.
    Die Bruchstücke der Balkenspindel drifteten auseinander. Auf der einen Seite hing der Triebwerkssektor, auf der anderen die Trümmer der Bugsektion, dazwischen unzählige Fragmente. Ein paar Sekunden nur, dann verschwanden sie alle im Gleißen der Sterne.
    Das
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