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1849 - Die Mittagswelt

Titel: 1849 - Die Mittagswelt
Autoren: Unbekannt
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letzte, was er sah, war ein treibender Sessel. Er gab sich keine Mühe, das Möbelstück einzufangen.
    Saedelaere zog die beiden Raubyner zu sich heran. Er blickte durch die Helmscheiben. Soweit er erkennen konnte, waren sie am Leben. Lanagh und Scheep besaßen Luftvorrat für jeweils zwei Tage. Einen halben Tag länger, wenn er die Versorgung drosselte.
    Er selbst kam schätzungsweise auf zehn Stunden. Aufgrund seiner Körpermasse brauchte er mehr Sauerstoff, zweitens benötigte auch die Haut Luft zum Atmen.
    Die Anzüge besaßen Flugaggregate. Wenn man vom nächsten Planeten jedoch zehn Lichtjahre entfernt war, dann machten hunderttausend Kilometer mehr oder weniger keinen Unterschied. Wenn nicht etwas passierte, waren sie zum Sterben verurteilt.
    Ihm wurde kalt. Was für ein Wunder, dachte er sarkastisch, bei 273 Grad minus. Der Anzug besaß keine Heizung, lediglich die gute Isolierschicht.
    Wozu hatte er tausend Jahre gekämpft? Um ein Ende dieser Sorte zu erleiden, banal und wirkungslos?
    Saedelaere war nicht abergläubisch. Er weigerte sich jedoch, seinen Tod als endgültig zu betrachten.
    „Alaska!"
    „Was?"
    Die Haut stieß einen qualvollen Schrei aus, den nur er hören konnte.
    „Es kommt. Es ist soweit! Es ist ... - Jetzt!"
    Saedelaere riß die Augen auf. Aus Millionen Punkten tauchte ein Licht. Der Punkt verwandelte sich in eine Scheibe, in eine Sonne, in das eingefrorene Abbild einer Explosion.
    Das Licht war nahe. Es war ein lebendiges Licht, dessen Glut nicht an Eisen erinnerte, sondern an brennendes Fleisch.
    Im freien Weltraum war es schwierig, Entfernungen zu schätzen. Als das Objekt seinen Gesichtskreis füllte, da wurde ihm klar: Es befand sich in unmittelbarer Nähe. Saedelaere brauchte nur die Hand auszustrecken. Zehn Sekunden, dachte er, und das Objekt berührte ihn.
    Er vermochte sich gegen die mentale Gewalt nicht mehr zu wehren. Es handelte sich um dieselbe Sorte Präsenz, wie sie von einer Superintelligenz ausging.
    Allein mit Hilfe der Haut gelang es ihm, bei Bewußtsein zu bleiben. So kam es, daß er die letzte Phase miterlebte.
    Das Objekt dehnte sich aus. Es verwandelte sich in eine organische Supernova.
    Saedelaere und die Haut, Lanagh und Scheep wurden eingesogen. Das Lebendige verschluckte sie.
     
    *
     
    Saedelaere verbrachte lange Zeit ohne Bewußtsein. Auch diesmal war es die Haut, die ihm erwachen half. Er befand sich inmitten eines Schutzkokons. Wie eine Larve. Warten auf den ersten Tag. Schlüpfen und erwachen.
    Solange die Haut seinen Körper umhüllte, stellte sie eine lebendige Barriere gegen den Druck dar. Er versuchte, die Haut anzusprechen. Aber sie reagierte nicht.
    Was, wenn sie das Bewußtein verloren hatte? Die Hülle kräuselte sich, zog sich hin und wieder zusammen. Wahrscheinlich träumte sie.
    Saedelaere erlebte die folgenden Tage, Wochen, Jahre in einem Zustand beschränkter Denkfähigkeit. Er wußte, sein Luftvorrat reichte für zehn Stunden und nicht mehr. Dennoch empfand er keine Furcht.
    Der Erstickungstod zögerte sich hinaus, Hunger verspürte er nicht, und er kannte weder Probleme mit dem Stuhlgang noch mit Urin. Entweder sein Zeitgefühl war in Unordnung, oder die biologischen Prozesse in seinem Körper liefen mit einer verminderten Taktrate ab.
    Es fiel ihm schwer, die Vorgänge in unmittelbarer Umgebung zu deuten. Zu Anfang hielt er das Lebendige für einen Schwarm, so wie irdische Fledermäuse oder die Hyptons mit ihren Parafähigkeiten.
    Die Theorie erwies sich jedoch als Irrtum. Es waren nicht viele Wesen, wie er zu Anfang dachte, sondern nur ein einziges, dessen Ausdehnung sich mit menschlichen Begriffen nicht beschreiben ließ. Das Geschöpf war vermutlich sehr groß. Sonst hätte er es bei seiner Annäherung nicht als organische Supernova erlebt.
    Saedelaere versuchte, sich in Gedanken klein zu machen. Er war davon überzeugt, daß das Wesen ihn und die beiden Raubyner nicht bemerkte. Sie stellten so etwas wie blinde Passagiere dar.
    Die Ankunft des Wesens hatte ihr Schiff vernichtet - dafür nutzten sie es nun als Vehikel, um aus der mißlichen Lage zu entkommen.
    Ich bin ein Sandkorn. Ich bin Staub. Du hörst mich nicht und du siehst mich nicht.
    Der Träger der Haut blickte auf viele hundert Teleportationen zurück. Er hatte Mutanten wie Gucky oder Ras Tschubai oft begleitet. Deshalb wußte er den Schmerz, der an seinem Körper zerrte, präzise zu deuten.
    Das Wesen führte eine Teleportation aus.
    Zu einem konventionellen Transport durch
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