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1849 - Die Mittagswelt

Titel: 1849 - Die Mittagswelt
Autoren: Unbekannt
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jemand vor uns Angst kriegt."
    „Angst ist immer gut", behauptete Lanagh.
    „Aber nicht, wenn man gerade nach Freunden sucht. Oder nach jemand, der einem erklärt, wo man gelandet ist."
    „Hmm." Lanagh schaute nachdenklich zu Boden, und das war eigentlich mehr, als sich Saedelaere wünschen konnte.
    Sie überquerten die Baumgrenze und fanden sich im Halbdunkel unter dichten Kronen wieder.
    Durch das Unterholz verlief ein Fußweg. Der Weg war nicht gepflastert, jedoch durch Randsteine und Kieselstreu befestigt.
    Saedelaere legte einen Finger auf die Lippen. Seine Kleinen kannten das, er hatte ihnen die Geste beigebracht. Wenn sie lernen wollten, dann taten sie es mit verblüffender Geschwindigkeit. Lanagh und Scheep schwiegen eisern. Randsteine und Kieselstreu auf einer fremden Welt, das versprach Abenteuer.
    Saedelaere benutzte den Weg, Lanagh und Scheep liefen neben ihm, zwischen Bäumen und Gebüsch.
    Die Raubyner besaßen eine eminente Geschicklichkeit, wenn es galt, sich lautlos zu bewegen. Er machte den Lockvogel, sie fungierten als Rückendeckung. Seit er sie zum erstenmal gesehen hatte - als verspielte, dabei hocheffektive Killer -, traute er ihnen eine Menge zu. Solange ein eventueller Gegner nicht schwer bewaffnet war, hatte er gegen Lanagh und Scheep nicht den Schimmer einer Chance.
    Der Fußweg führte in die Mitte des Wäldchens.
    „Psst!" zischte es von links aus den Büschen. „Alaska!"
    Er blieb stehen und erstarrte.
    Der Träger der Haut versuchte, das Dickicht mit den Augen zu durchdringen. Es gelang ihm, zwischen den Bäumen eine grün gestrichene Hütte auszumachen.
    Saedelaere setzte sich wieder in Bewegung. Er gab den Kleinen Zeichen, zurückzubleiben, und trat offen sichtbar für jedermann auf die Lichtung, die die Hütte umgab. Anzunehmen, überlegte er, daß die Hütte bewohnt war. Lanagh und Scheep blieben in den Büschen. Er konnte sie nicht sehen, doch er wußte, daß sie ihn im Blick behielten.
    „Hallo", sagte er laut. „Ist hier jemand?"
    Er sprach Interkosmo, obwohl er nicht glaubte, daß jemand in Tolkandir ihn verstand. Es kam darauf an, überhaupt einen Kontakt herzustellen. Und wenn man nur mit fremden Zungen redete.
    Nichts geschah. An der Hütte blieb es still.
    „Ist da jemand?" wiederholte er, diesmal lauter, so daß man es auf jeden Fall durch die Wellblechwände hörte.
    Nichts. Saedelaere hatte keine Wahl. Er trat an die Tür, ein zwei Meter hohes verschlossenes Viereck mit Klinke, und klopfte zweimal.
    Die Hütte sah genauso aus, wie ein Mensch sie erbaut hätte; wie man sie in der Milchstraße auf tausend Kolonialplaneten fand. Jede der Wände besaß ein viereckiges Fenster, exakt in der richtigen Höhe für erwachsene Menschen. Aber die Fenster waren verspiegelt. Er konnte nicht hineinsehen.
    Saedelaere drehte sich ratlos um. Er schaute in die Büsche und machte eine beschwichtigende Geste.
    Ruhig bleiben, hieß das. Stellt bloß keinen Unsinn an!
    Er klopfte ein drittes Mal, und als sich wieder nichts tat, berührte er die Klinke und drückte sie nieder.
    Es ging sehr leicht.
    Die Tür knarrte, als er sie öffnete. Saedelaere streckte den Kopf durch die Öffnung. Dahinter lag ein einziger Raum. Was er zu sehen bekam, schien seltsam, wirkte allerdings nicht bedrohlich.
    Eine Deckenlampe tauchte den Raum in mattes Licht. Es war ein bißchen dunkler als draußen. Er trat ein und schloß hinter sich die Tür. Die Innenfläche betrug etwa zwölf Quadratmeter. An einer Seite standen Schränke, so daß sie nicht das Fenster verdeckten, die gegenüberliegende Seite bot Platz für einen leeren Schreibtisch und eine Art Garderobe.
    Die aufgehängten Kleidungsstücke sahen aus wie Overalls. Sie besaßen zwei Arme und zwei Beine, waren also für einen humanoiden Träger gemacht.
    Saedelaere nahm das mit Erleichterung zur Kenntnis. Mit einem humanoiden Wesen konnte man sich verständigen. Jedenfalls besser als mit einem völlig fremden Geschöpf, einem Abkömmling von Spinnen- oder Vogelwesen. Ein ähnlicher Körper führte oft zu einer ähnlichen Betrachtungsweise der Welt.
    Insbesondere der Stuhl fiel ihm auf, der vor dem Schreibtisch stand. Das Ding sah aus wie ein Sitzmöbel für Menschen: spartanisch, ohne Polster.
    Alle vier Beine standen innerhalb eines Kreises aus roter Farbe. Man konnte sehen, daß jemand den Kreis von Hand gemalt hatte. Am Ende war ihm wohl die Farbe ausgegangen, so daß ein Teil des Kreisbogens dünner gepinselt war als der Rest.
    Saedelaere hob den
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