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1849 - Die Mittagswelt

Titel: 1849 - Die Mittagswelt
Autoren: Unbekannt
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daß ich dieses Licht kenne. Ich glaube ... Ich glaube, es ist Goedda."
    „Ja. Das denke ich auch."
    Saedelaere hob den Arm. Seine Uhr war stehengeblieben. Das Display zeigte den 11. Juni 1289 NGZ. Er nahm an, daß der Teleportersprung am Ende das Zählwerk beschädigt hatte. Demnach waren seit der ersten Begegnung mit Goedda zwölf Wochen vergangen.
    Saedelaere wußte nicht, ob er sich in Gefahr befand. Über die Umgebung konnte er wenig sagen; bis auf den Himmel und die Sonne hatte er nichts gesehen. Die kühle Atmosphäre schien ihm geruchslos, beinahe steril, wie Luft aus einem Druckbehälter.
    Er hatte im Kampf mit der erwachenden Haut mehrfach laut gebrüllt. Also welchen Sinn machte es, liegenzubleiben und sich totzustellen?
    Da lag er nun, am anderen Ende von Tolkandir - und sein Handeln wurde von einer drückend gefüllten Blase diktiert.
    Vorsichtig setzte er sich auf. Der Kreislauf brauchte einen Moment, um die Bewegung zu verkraften.
    Von seinem Gürtel baumelten die durchgerissenen Enden des Seils. Lanagh und Scheep waren verschwunden.
    Seine Umgebung ließ sich als eine Art Steppe beschreiben. Fingerhohe Gräser bedeckten einen krumigen, gewellten Boden. Dazwischen standen kuppelförmige Büsche. Ihre Blätter waren grün. Das deutete auf Photosynthese hin. Mit ein bißchen Glück konnte er verdauliche Nahrung finden.
    Sein Blick wanderte zum Horizont. Dunstschwaden begrenzten die Weite, und es sah aus, als sitze er in einem riesengroßen Talkessel.
    Die Schwerkraft auf der fremden Welt betrug etwa 0,8 Gravos. Das paßte nicht zur dunklen Färbung der Atmosphäre. Saedelaere stutzte. Auf den ersten Blick schien das Detail bedeutungslos, in Wahrheit steckte dahinter ein physikalischer Rattenschwanz.
    Gase wie Sauerstoff oder Stickstoff konnten bei 0,8 gnicht in den Weltraum entweichen. Also reicherten sie sich am Boden an, je tiefer, desto dichter. Fiel von außen Sonnenlicht in eine solche Atmosphäre, wurde es von den Gasmolekülen gebrochen und gestreut. So entstand auf der Erde die blaue Farbe des Himmels.
    Auf diesem Planeten gab es kaum eine Blaufärbung. Demnach mußte entweder der Luftgürtel sehr dünn sein unmöglich, weil man bestens atmen konnte oder etwas stimmte nicht mit dem Licht.
    Saedelaere stand auf. Er drehte sich um die Achse. Soweit der Blick reichte, waren keine Lebewesen zu sehen. Im Augenblick konnte er keine Gefahr erkennen. Er zog vorne seinen Raumanzug auf, veranlaßte die Haut, eine Lücke zu öffnen, und entleerte seine Blase.
    „Hiermit", erklärte er sarkastisch, „nehme ich diese Welt für die Liga Freier Terraner in Besitz."
    „Wie meinst du das, Alaska?" erkundigte sich die Haut ernsthaft.
    „Ich habe.einen Scherz gemacht."
    Nach einer Weile fragte sie: „Wozu?"
    „Vielleicht habe ich nur Angst."
    Er testete die Aggregate seines Raumanzugs. Die Funktionschecks brachten niederschmetternde Werte.
    Weder das Funkgerät noch das Flugaggregat funktionierten regulär. Aus welchem Grund, ließ sich nicht sagen.
    Erfand keine mechanischen Schäden. Es war jedoch möglich, daß der Teleportersprung unsichtbare Spuren hinterlassen hatte.
    Saedelaere fing an, die Umgebung abzusuchen. Nach wenigen Minuten entdeckte er den ersten Raubyner.
    Lanagh lag reglos im Steppengras. Der Terraner kniete neben der Zwergengestalt nieder und untersuchte oberflächlich den Anzug. Alles in Ordnung, Luftdruck war vorhanden. Saedelaere öffnete von außen den Helm.
    Lanagh atmete flach, aber er lebte. Kopf und Oberkörper erinnerten an Varquasch, das verstorbene Beutelwesen, das Lanagh und seine damals noch vier Geschwister zur Welt gebracht hatte. Das Gesicht besaß ein cremefarbenes Fell und lief nach vorne konisch zu. Die Spitze des Gesichtes bildete der Mund; eine Art Kußmund mit gelben Lippen.
    „Hallo, Kleiner. Hörst du mich?" Saedelaere sprach Bröhn, das Idiom der Galaxis Bröhnder, aus der die Raubyner stammten. Eine Antwort bekam er trotzdem nicht.
    Mit der flachen Hand schlug er gegen die Schulter des Kleinen. Einmal, mehrmals; kurz darauf begann das Wesen sich zu regen.
    „Varquasch?"
    „Nein, ich bin’s, Alaska", verbesserte er sanft. „Dein Vatermutter ist lange tot."
    Lanagh kam mit einer heftigen Bewegung hoch. „Was? Was ist mit dem Vatermutter?"
    Mit seinen Klauen schien er Saedelaere ins Gesicht springen zu wollen. In dem Raubyner steckte ein tödliches Potential. Ein Potential, dem Alaska nicht gewachsen war, selbst mit Dagortechnik und Karate nicht.
    Die Krallen
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