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1807 - Larissas Blut-Party

1807 - Larissas Blut-Party

Titel: 1807 - Larissas Blut-Party
Autoren: Jason Dark
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gefallen. Larissa. Ein Frauenname. Was er bedeutet, weiß ich nicht. Ich habe ihn nur einmal gehört.«
    »Gibt es sonst noch etwas?«
    »Nein, nicht, dass ich wüsste.« Andrea fing plötzlich an zu lachen. »Ich weiß auch nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle. Tut mir leid, es ist einfach so über mich gekommen.«
    »Das war schon gut so.«
    »Sie sind Touristen und morgen wieder weg. Ich kann nur hoffen, dass Sie jemanden kennen, der sich um uns kümmert.« Ihr Blick hatte jetzt etwas Flehendes. »Deshalb habe ich Ihnen alles gesagt. Hier im Ort habe ich keine Verbündeten. Diejenigen, die kein Blut abgeben müssen, sind nicht eben meine Freunde. Dieser Bestatter ist einfach zu mächtig. Er hält die Fäden in den Händen.«
    »Und was ist mit dem Totenwald? Hat er ihn auch ins Leben gerufen?«
    »Ja, darauf ist er stolz. Aber geheuer ist mir der Wald nicht. Er ist ein Massengrab für Fremde. Einheimische lassen sich nicht dort begraben. Es sind alles Laute von außerhalb, deren Asche dort in der Erde versenkt wird.«
    »Das wissen Sie genau?«
    »Das weiß jeder hier im Ort. Ich weiß ja nicht, von wem die Asche ist, aber man spricht von Verbrechern oder so. Von Mafialeuten. Egal, aus welchem Land sie kommen. Das können Russen ebenso sein wie Italiener. Erwin Schwarz hat sich hier eine eigene Welt aufgebaut. Das wollte ich noch loswerden, denn jetzt muss ich weiter.«
    »Zu ihm?«
    »Ja, Blut abgeben.«
    »Nehmen Sie mich mit.«
    »Was?«
    »Ja, ich will mit Ihnen gehen und mir diesen Bestatter noch mal anschauen.«
    »Das kann ich nicht machen. Wenn wir zu zweit bei ihm erscheinen, wird er genau wissen, dass ich geplaudert habe und …«
    »Wird er nicht.«
    »Wieso denn?«
    »Weil wir es so aussehen lassen, als hätten wir uns eben vor dem Haus getroffen.«
    »Und das klappt?«
    »Ich hoffe es. Ist der Weg weit?«
    »Nein, hier ist nichts weit. Zudem befinden wir uns im Zentrum.«
    »Gut, dann gehen Sie los, und ich werde Ihnen folgen, wobei Sie mich nicht sehen werden.«
    Andrea nickte. Danach schüttelte sie den Kopf und ging los …
    ***
    Harry Stahl wartete auf seinen Freund John Sinclair. Er hatte damit gerechnet, dass er vielleicht fünf Minuten wegbleiben würde, aber diese Zeit war bereits um das Dreifache überschritten, und das gefiel ihm nicht. Auch der Wirt dachte ähnlich. Er kam an den Tisch und nahm Sinclairs Teller hoch.
    Erst dann fragte er: »Kann ich den mitnehmen?«
    »Ja.«
    »Kommt Ihr Freund denn zurück?«
    »Später.«
    »Kann ich was für Sie tun?«
    »Bringen Sie mir einen Schnaps. Den einheimischen hier.«
    »Mach ich.«
    Harry Stahl wusste nicht so recht, was er unternehmen sollte. Hier warten? So war es eigentlich abgesprochen. Oder selbst nach draußen gehen und nachschauen?
    Der Wirt brachte den dunklen Kräuterschnaps. »Von der Harzhexe persönlich gebraut.«
    »Na, dann kann ja nichts schiefgehen.«
    »Wohl bekomm’s.«
    »Danke.« Harry nahm das Glas hoch, schaute nach und nickte. Da hatte es jemand gut mit ihm gemeint und praktisch einen Doppelten eingeschenkt. Er probierte und ließ etwas Likör über seine Zunge gleiten. Ja, es schmeckte gut, und Harry war froh, dass er einen anständigen Schluck nehmen konnte.
    Er stellte das leere Glas wieder ab und streckte die Beine unter dem Tisch aus. Er hatte zwar eine lockere Sitzposition eingenommen, doch so locker fühlte er sich nicht. Je mehr Zeit verstrich, umso unruhiger wurde er.
    Heute war man nicht aus der Welt, wenn man abwesend war. Heute gab es die mobilen Telefone, und Harry hatte vor, seinen Freund John Sinclair anzurufen, als jemand die gleiche Idee gehabt hatte.
    Sein Handy meldete sich. Er hatte seinen Namen kaum gesagt, als er schon die Stimme seines Freundes Sinclair hörte.
    »Ich bin es.«
    »Ach, du, John.«
    »Ja. Warum stöhnst du so?«
    Harry Stahl lachte. »Du bist gut. Ich sitze hier am Tisch und warte noch immer auf dich.«
    »Deswegen rufe ich ja an. Ich wollte dir nur mitteilen, dass es noch etwas dauert, ich möchte mich noch kurz mit diesem Bestatter unterhalten.«
    »Warum das?«
    John erklärte ihm den Grund.
    Harry hörte zu. Eine Erwiderung oder Antwort gab er vorerst nicht. Erst zum Schluss meldete er sich zu Wort. »Es passt mir zwar nicht, aber ich weiß zumindest, wo du hin willst. Vielleicht komme ich sogar nach. Viel Glück.«
    Er unterbrach die Verbindung, lehnte sich zurück und spürte, dass John Sinclairs Vorsatz doch einen fahlen Geschmack in seinem Mund hinterlassen hatte.
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