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1807 - Larissas Blut-Party

1807 - Larissas Blut-Party

Titel: 1807 - Larissas Blut-Party
Autoren: Jason Dark
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verbunden war.
    Ich schaute auf den ersten liegenden Mann hinab. Er war um die vierzig Jahre alt. Er schaute mich an, ohne etwas zu sagen. Er bewegte sich nicht, er freute sich auch nicht, er blieb in seiner stoischen Gelassenheit. Selbst als ich ihm zunickte, sah ich keine Regung bei ihm.
    Ich ging weiter und erreichte die nächste Liege. Dort lag eine Frau. Sie war ungefähr im gleichen Alter wie der Mann, und sie schien mich nicht sehen zu wollen, denn sie hielt die Augen geschlossen. Auffällig waren die vielen Sommersprossen in ihrem Gesicht.
    Dann gab es noch eine dritte Person, deren Blut angezapft wurde. Und die kannte ich.
    Es war Andrea, vor deren Füßen ich stehen blieb und auf sie nieder schaute. Sie sah mein Nicken nicht, denn sie hielt die Augen geschlossen. Auf ihrem Gesicht lag ein nicht eben fröhlicher Ausdruck. Mir kam er angestrengt vor, als würde sie unter etwas leiden oder einen Druck erleben.
    Auch ihr wurde das Blut abgenommen. Für eine andere Person, die der Bestatter wohl am Leben erhalten wollte. Der Gedanke an einen Vampir festigte sich immer stärker in mir.
    Über jeder Liege gab es eine Lichtquelle. Zwei Liegen waren noch frei, und ich stellte auch fest, dass ich mich in einem größeren Raum befand, der allerdings teilweise im Dunklen lag, sodass ich nicht mal ahnte, was sich dort befand.
    Andrea hielt die Augen geschlossen, aber nicht fest zugedrückt. Ich sprach sie an. Nur leise wehte ihr der Name entgegen.
    Sie zuckte kurz, das war alles.
    »Andrea …« Diesmal hatte ich lauter gesprochen, und damit hatte ich auch Glück.
    Sie öffnete die Augen.
    Beide schauten wir uns an.
    Ich nickte ihr zu und lächelte.
    Andrea lächelte nicht zurück. Sie schien sich nicht klar zu sein, wen sie vor sich hatte.
    »Ich bin es nur …«
    »Oh – der Polizist.«
    »Ja, mein Name ist John Sinclair.«
    »Was wollen Sie hier?«
    »Nun ja, dafür sorgen, dass Sie kein Blut mehr spenden müssen, und das sofort. Ich werde sie einfach abklemmen. Da brauchen Sie keine Angst zu haben.«
    »Und dann?«
    »Besuchen wir mal den Bestatter. Das heißt, ich werde ihn besuchen. Sie können verschwinden.«
    »Er wird sich wehren.«
    »Darauf warte ich.«
    Da sagte sie nichts mehr.
    Ich löste erst mal den Schlauch von dem kleinen Verbindungsstück, das ihren Arm umschloss. Zum Glück lagen genügend Handtücher bereit. Der Schlauch wurde abgeklemmt, und Andrea presste ein Handtuch gegen die Einstichstelle.
    »Bleiben Sie erst mal so«, sagte ich.
    »Ja.«
    Ich setzte mich auf den Rand der Liege. »Jetzt sagen Sie mir bitte noch, wo dieser Erwin Schwarz steckt.«
    »Er kommt gleich wieder.«
    »Das wissen Sie?«
    »Ja. Ich kenne das Spiel. Es dauert nie lange. Er will uns ja nicht das gesamte Blut abnehmen, sondern immer nur eine bestimmte Menge. Bis zum nächsten Anzapfen haben wir Zeit zur Erholung. Aber ich bin das leid, ich will es nicht mehr.«
    »Kann ich mir denken, und wie ich die Lage einschätze, wird es dazu auch nicht mehr kommen.«
    »Wieso?«
    Ich lachte kurz auf. »Weil ich das ändern werde. Ich bin gespannt, was mir der Mann zu sagen hat.«
    Andrea stöhnte leise auf und schüttelte den Kopf. »Den kriegen Sie nicht. Da müssen Sie schon höllisch auf der Hut sein. Was Sie vorhaben, das haben schon viele versucht und sind gescheitert. Er ist in der Gegend nicht nur der einzige Bestatter, er hat auch am meisten Geld. Sein Wort hat hier tatsächlich Gewicht.«
    »Danke, das haben Sie gut gesagt. Ist er denn allein?«
    »Nein, er hat immer einen bei sich.«
    »So einen Glatzkopf?« Ich winkte ab. »Der kann uns nichts mehr tun, den habe ich schlafen gelegt.«
    »Was?«
    »Er ist ausgeschaltet. Zumindest vorläufig. So, und jetzt muss ich mich mal um Ihre beiden Leidensgenossen kümmern.«
    »Was wollen Sie denn da?«
    »Ich möchte nicht, dass sie noch mehr Blut verlieren. Dieser Erwin Schwarz hat jedes Maß verloren.«
    »Das kann sein.«
    Eine innere Stimme riet mir, dass ich mich beeilen musste. Ich nahm mir zuerst die Frau vor. Sie lag auf der Liege wie tot. Als ich in ihr Gesichtsfeld geriet, fing sie an zu zwinkern. Dann hörte ich sie atmen, und schon war sie wieder voll dabei. Sie schaute mich an und schüttelte den Kopf.
    »Wer sind Sie? Ich habe Sie hier noch nie gesehen.«
    »Ich gehöre zu den Guten.«
    »Wieso?«
    »Egal. Lassen wir das Thema. Es gibt nichts darüber zu reden. Wichtig ist, dass Sie das Haus verlassen.«
    »Ja, aber das hat sonst immer Erwin angewiesen.«
    »Heute
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