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Blutspuren

Blutspuren

Titel: Blutspuren
Autoren: Hans Girod
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Vorbemerkungen
    Nach den Büchern »Das Ekel von Rahnsdorf«, »Leichensache Kollbeck« und »Der Kannibale« geht es im vorliegenden Band »Blutspuren« erneut um gewaltsame Todesfälle im Land des real existierenden Sozialismus, über die die Öffentlichkeit so gut wie nichts erfuhr.
    Ein junger Mann streunt wochenlang ruhelos von Ort zu Ort, lebt von der Beute aus Einbrüchen, bis er einen Mord begeht, der von der Polizei zunächst nicht erkannt wird. Ein anderer kann seine sexuelle Erregung nicht im Zaum halten, vergeht sich an einem Kind, tötet es aus Angst vor Entdeckung und beseitigt die Leiche auf absurde Weise. Da mordet sich eine Frau den Weg zu ihrem Geliebten frei und ist sich dabei der aktiven Mithilfe ihrer strafunmündigen Kinder gewiß, die schließlich das Verbrechen auf sich nehmen. Im Erzgebirge sucht ein Ortspolizist monatelang nach einem vermißten Mädchen, dessen Mörder er selbst ist. Da will ein Mann seine abtrünnige Gattin töten und erprobt die Mordtechnik zuvor an zwei anderen Frauen …
    Wieder sind es authentische Fälle, die belegen: Auch im Arbeiter- und Bauernstaat wurde vergewaltigt, geraubt und gemordet wie anderswo. Freilich, die statistischen Zahlen fielen geringer aus als im Westen. Aber Motive, Anlässe und Begehungsweisen für derlei Delikte waren in beiden Teilen Deutschlands ebenso gleichartig wie die kriminalistische Methodik ihrer Aufdeckung und Aufklärung.
    Bislang blieb die Situation der gewaltsamen Todesfälle in der DDR weithin unbekannt. Kaum jemand weiß, daß jährlich etwa 20000 Todesfälle angezeigt wurden, die kriminalistisch untersucht werden mußten. Daß sich darunter fast 5000 natürliche Todesfälle befanden, spricht vor allem für die hohe Sensibilität der Leichenschauärzte.
    Die restlichen 15000 Todesfälle bildeten den eigentlichen Gegenstand der polizeilichen Todesermittlungssachen. Sie verteilten sich in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit auf Unfälle, Suizide, fahrlässige Tötungen sowie Mord und Totschlag. Hinzu kamen aufgefundene unbekannte Tote, die identifiziert werden mußten, auch wenn kein Verbrechen vorlag, und unzählige Vermißtenvorgänge, unter denen sich so mancher Mordfall verbarg.
    Im Mord zeigt sich auf besondere Weise die Einheit von Täter und Tat, auch wenn diese mitunter schwer auszumachen ist und problematisch erscheint. Manche Mordtat steht im vermeintlichen Widerspruch zur sonstigen Persönlichkeit, doch persönlichkeitsfremde Taten gibt es ebenso wenig wie Morde ohne Motiv.
    Um, bei aller Unterschiedlichkeit der Tatentwicklung und -durchführung, diese These zu stützen, liefern die Fallberichte täterbezogen wichtige biografische Eckdaten. Sie sollen deutlich machen, daß die unheilvolle Verquickung von Erziehungsdefiziten, Mangel an sozialen Fähigkeiten und ungenügende Selbstkontrolle – auf welche Art und aus welchem Grund sie sich auch immer herausgebildet haben – nahezu alle Mörder kennzeichnet.
    Aber es geht nicht nur um die Psychogramme der Täter, die motivationalen Hintergründe und die bisweilen abstrusen Begehungsweisen. Wie von einem kriminalistischen Autor wohl nicht anders zu erwarten, bildet auch der Einblick in das methodische Vorgehen bei der Morduntersuchung einen wichtigen Gegenstand der Berichte. Er macht deutlich, daß der Weg zur Wahrheit, auf dem Erfolg und Fehlschlag dicht beieinander liegen, mitunter lang und beschwerlich ist. Durchweg zeigen die Fälle aber, daß die Kriminalisten ihr Handwerk beherrschten und ihre Ermittlungstätigkeit neben monotoner, aber notwendiger Routine insgesamt voller Hochspannung war. Doch auch die Ausnahmen sollen nicht unerwähnt bleiben, wenn nämlich fachliche Inkompetenz in der Ermittlungstätigkeit den kriminalistischen Erkenntnisprozeß bremste.
    Insgesamt wurden solche Fälle ausgewählt, die ungewöhnliche Begehungsweisen, Täterpersönlichkeiten und besondere untersuchungsmethodische, spurenkundliche oder gutachterliche Probleme in sich vereinen, die aber auch den jeweiligen Zeitgeist und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen widerspiegeln.
    Und: Wo es sich anbot, wurden die Fallschilderungen durch kurzgefaßte kriminologische und forensische Exkurse aufgelockert.
    Nicht alle Fragen lassen sich dadurch abdecken. Einige müssen deshalb unbeantwortet bleiben, weil eine dazu erforderliche Diskussion den Rahmen des Buches gesprengt hätte: So z. B. die Tatbegehung unter Alkoholeinfluß. Sie hatte in der DDR – im Gegensatz zur gegenwärtigen Rechtspraxis
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