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Zwölf tödliche Gaben 3: Drei französische Hühner

Zwölf tödliche Gaben 3: Drei französische Hühner

Titel: Zwölf tödliche Gaben 3: Drei französische Hühner
Autoren: Stuart MacBride
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Drei französische Hühner

    Marguerite Dumond konnte fließend in vier Sprachen fluchen, aber im Augenblick übte sie ihr Englisch. An eine Mauer im Hinterhof gelehnt, hielt sie sich den Kopf und versuchte die Blutung zu stoppen, während sie zusah, wie Philippe, noch in seiner weißen Kochkluft, den Mann, der sie geschlagen hatte, mit Fußtritten bearbeitete.
    Philippe lallte ziemlich stark – kein Wunder nach einem Schuss Heroin und einer halben Flasche Wodka –, aber seine Treffsicherheit hatte nicht gelitten. »Wie« – kick – »oft« – kick – »muss isch’s« – kick – »dir noch sagen?« Kick. Alles mit starkem französischem Akzent. » NIEMALS sollst du zu mir in der Arbeit kommen!« Er nahm drei Schritte Anlauf und ließ noch einmal seinen Stiefel in den Leib des Mannes krachen, der zusammengekrümmt am Boden lag. Dann fing er an, auf seinem Gesicht herumzutrampeln.
    Marguerite zog vorsichtig das Geschirrtuch von ihrem Kopf ab – es war blutgetränkt und glänzte dunkelrot. Der Hinterhof begann sich um sie zu drehen, ihre Knie versagten den Dienst, und sie ließ sich schwer auf eine Getränkekiste plumpsen. Die leeren Flaschen klirrten unter ihr. Sie würde nicht kotzen, sie würde nicht … o doch, das würde sie. Marguerite lehnte sich zur Seite und erbrach sich. Coq au vin und Crème brûlée pladderten auf das Pflaster.
    Philippe kniete sich auf die Brust des Mannes und packte eine Handvoll Haare, um seinen Kopf vom Boden hochzuziehen. »Isch hab disch höflisch gebeten!« Ein gedämpftes Ächzen, dann knallte etwas mit einem klatschenden Geräusch auf dem Pflaster des Hinterhofs. »Isch hab disch höflisch gebeten, aber du hörst ja nischt! Du hörst« – klatsch – »einfach« – klatsch – »nischt!« Klatsch. Nach dem letzten Schlag war es still, dann sagte Philippe: »Du bist ein blöder Wichser, Kenny. Du verdienst eine Freund wie misch überhaupt nischt …«
    Marguerite hob den Kopf, den Mund voll bitter schmeckendem Schleim.
    Philippe durchwühlte Kennys Taschen und zog kleine Päckchen aus Alufolie hervor. Dann ging er in die Hocke und zwang die Kiefer des Mannes auseinander.
    »Wenn du meine Kellnerin umbringst, wie kann sie dann mein Essen servieren? Eine fantastische Restaurant kann nischt funktionieren ohne Bedienung!« Er riss eines der Heroinbriefchen auf und schüttete den Inhalt in Kennys blutverschmierten Mund. Dann noch eins und noch eins und noch eins … » Bon appétit! « Er schlug Kenny fest mit der Hand auf die Brust, und der übel zugerichtete Mann zuckte krampfhaft. Eine Wolke von weißem Pulver wirbelte in die kalte Abendluft auf.
    Philippe legte Kenny die Hand über den Mund. » BON APPÉTIT , ’ab isch gesagt!«
    Und in diesem Moment wurde Marguerite schwarz vor Augen.
    Morgens um halb acht stand Alexander Garvie vor dem Eingang des La Poule Française und unterschrieb für die Fischlieferung des Tages – Schellfisch, Glattbutt, Steinbutt und Seehecht. Kein Wolfsbarsch – da würde der Koch toben, aber an manchen Tagen musste man eben das Beste aus dem machen, was man hatte.
    Er schlurfte wieder hinein und steuerte die Küche an. Wenn er sich das Reservierungsbuch so anschaute, würden sie heute wieder alle Hände voll zu tun haben. Fürs Mittagessen waren sie fast voll, und für abends war jetzt schon kein Platz mehr frei. Wenn es so weiterginge, würde er noch mehr Personal einstellen müssen. Vielleicht ein größeres Restaurant?
    Alexander stieß die Tür zur Küche mit der Schulter auf und marschierte auf den Kühlraum zu. Es sprach vieles dafür, ein neues Lokal zu eröffnen, irgendwo unten am Fluss oder in der Nähe der Kathedrale.
    Er balancierte die Fischkiste auf der Hüfte und hebelte die Kühlraumtür auf.
    Es würde nicht billig werden, aber wenn sie den Erfolg des Poule Française wiederholen könnten, hätten sie das in ein, zwei Jahren wieder reingeholt. Achtzehn Monate. Es würde knapp werden, aber …
    Was zum Teufel war das?
    Da war ein Mann im Kühlraum!
    Er lag flach auf dem Rücken, gleich neben den Möhren und den Schalotten, Beine und Arme vom Rumpf weggestreckt. Wie ein Frosch, der darauf wartete, seziert zu werden.
    »Hallo?« Alexander schob die Kiste in das nächstbeste Regal. »Sie dürfen hier nicht rein – das ist unhygienisch …«
    Der Mann rührte sich nicht.
    »Sind Sie okay?« Er schaltete die Innenbeleuchtung ein, und eine Atemwolke umnebelte seinen Kopf.
    Der Mann war nicht okay. Seine Haut
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