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1795 - Die Farbe Alenant

Titel: 1795 - Die Farbe Alenant
Autoren: Unbekannt
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nach einem Erstkontakt, in diesen Genuß - falls es ein nächstesmal überhaupt gibt."
    Raspier brauchte das nicht näher zu erklären; die Bedrohung durch die Roach war ihnen allen bewußt. Er verwies die Besucher in die Schaltzentrale, aus deren Schutz sie die Vorgänge beobachten durften und wo sich andere Kospien aus dem Kreis des Dienstpersonals ihrer annahmen. Nur Vestibor und die beiden anderen bat er mit sich.
    „Wir steigen in den Medesen ein, besser gesagt, wir lassen uns von ihm einsaugen", erklärte ihr Führer auf dem Weg zu dem riesigen Geschöpf, groß wie ein mittleres Raumschiff, das in einer der insgesamt zwölf Melkmulden kraftlos und erschöpft lag.
    Es hatte etwas von der Farbe alenant an sich, die so vielschichtig wie keine andere war, aber auch so unbestimmbar und unergründlich. Für Vestibor hatte alenant allerdings einen negativen Grundton, er vermochte nicht zu sagen, wieso das so war; es war eben seine subjektive Empfindung.
    „Vergewissert euch, daß die Steuersysteme eurer Anzüge abgeschaltet sind", gebot Raspier.
    „Ihr habt nichts zu befürchten, ihr seid, da bar jeglicher Fünf-D-Impulse, für Medesen unverdaulich. Bei eingeschaltetem System könnte der Medese durch die Hyperimpulse jedoch irritiert werden und in Panik geraten. Fragt lieber nicht, was das für Folgen haben könnte."
    Mit Raspier an der Spitze drangen sie durch eine Ringmuskelöffnung, die sich wie beim Atmen rhythmisch öffnete und schloß, in den Körper des Medesen ein. Der Medese zeigte zuerst keinerlei Reaktion. Plötzlich bekam er jedoch unkontrollierbare Zuckungen und spie einen von Vestibors Begleitern durch die Muskelöffnung wieder aus.
    Sofort war ein zweiköpfiges Rettungsteam zur Stelle, nahm sich des Geschlagenen an und brachte ihn aus der Gefahrenzone.
    „Er hat mich belogen", kommentierte Raspier den Zwischenfall knizzig und im Flüsterton. „Er war noch nie zuvor auf Medoz."
    Vestibor sah die Außenwelt durch den semitransparenten Körper des Medesen leicht verzerrt und in verschiedenen Tönen von gappa bis satrappa, einem helleren Grau, aufgelockert durch lichtbahnenähnliche Einschüsse aus magara und Hont, einem breiten Spektrum aus Rotnuancen.
    Der Medese war nun wieder ganz ruhig. Ließ sich mit offensichtlichem Wohlbehagen melken und saugte genüßlich den ihm zugeführten körnigen Staub ein.
    Plötzlich war Vestibor, als streife etwas wie ein Windhauch durch seinen Geist. Er konnte damit keine Farbe assoziieren, denn es war ein völlig neues Erlebnis - er hätte dafür eine eigene Farbe kreieren müssen beziehungsweise nach einer passenden suchen müssen. Das erlaubte die Situation jedoch nicht. Er war ganz gefangen von diesem Erlebnis.
    Und dann sandte der Medese ihm eine breite Palette an Empfindungen, eine etwas chaotische Farbkomposition - es war dieselbe naivspontane Kreation, die Vestibor damals, bei seinem Erstkontakt auf Medoz in sich gehabt hatte! Rassenerinnerung, wie Raspier gesagt hatte.
    Es war verblüffend, wie getreu der Medese diese Farbpalette, an die sich Vestibor selbst nur noch dunkel erinnern konnte, wiedergab. Wäre Vestibor nicht aufgeklärt worden, hätte er annehmen müssen, daß dieser Medese identisch mit jenem von damals war. Es war ein absoluter Vertrauensbeweis, ein Zeichen des Wiedererkennens in Freundschaft.
    „Wollen wir mit dem Medesen auf Reisen gehen?" fragte Raspier seine beiden Schützlinge.
    „Er ist gemolken und satt und nun voller Tatendrang. Es wird ihm ein Vergnügen sein, mit uns in seine Welt hinabzutauchen."
    „Hat der Medese denn keinen Namen?" fragte Vestibors Begleiter, dessen Name Eihlan war, gedämpft.
    „Wozu?" Raspier bemühte sich dabei um eine möglichst tiefe Stimmlage. „Wir können diese Geschöpfe sowieso nicht auseinanderhalten, da sie alle das gleiche Wissen haben und sich auch durch andere Eigenschaften kaum voneinander unterscheiden. Und es widerstrebt uns, sie zu markieren. Also los, Jungen, lassen wir uns durch die einmalige Wunderwelt von Medoz transportieren."
    Der Medese stieß sich von der Plattform ASHOBAR ab, spannte die Hunderte von verschieden langen, peitschenartigen Flagellen an, schnellte sie mit einer fließenden Bewegung von sich und tauchte in das wirbelnde Meer aus unterschiedlichen atmosphärischen Strömungen hinab.
    Eihlans Gollup wurde vor lauter Unbehagen gappa. Vestibor dagegen genoß den Ausflug im Körper des Ammoniakwesens. Er ließ die besänftigenden Impulse ihres Trägers auf sich einwirken
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