Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1795 - Die Farbe Alenant

Titel: 1795 - Die Farbe Alenant
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Studium abgeschlossen habe und hinaus ins Leben trete, für einen Nachkommen sorgen werde - würdest du an meiner Kroga teilnehmen? Ich würde mir nichts so sehr wünschen wie das."
    Carlemo zuckte zusammen. Sein Gollup schnellte hoch und spiegelte gmana wider, die Farbe des verblüfften Erschreckens. Diese Reaktion amüsierte Vestibor zuerst insgeheim. Er hatte über sexuelle Dinge noch nie mit dem Freund gesprochen, weil er wußte, wie prüde dieser war.
    Aber in diesem Moment war der Wunsch, den Freund zu schockieren, einfach über ihn gekommen ...
    Vestibor tat, als bereue er seine Spontanität augenblicklich, und zeigte froyre, die Farbe der Scham. Und er schickte sich an, sich schleunigst wieder zurückzuziehen. Aber Carlemo hielt ihn im Liegen am Arm zurück.
    „Nicht, Vestibor", sagte er in versöhnlichem Ton. „Entschuldige meine Reaktion, aber du hast mich mit diesem Ansinnen förmlich überfahren. Wir haben noch nie über derartige Dinge gesprochen. Das kommt so überraschend für mich. Warst das überhaupt du, der das gesagt hat?"
    „Was weiß ich, ich kenne mich selbst nicht." Vestibor hüllte seinen Gollup in bedauerndes marizza und überdeckte damit seinen Schalk. Um Unbeschwertheit bemüht, fügte er hinzu: „Vergessen wir's, gehen wir ans Tagewerk. Die Begegnung mit den Medesen wird für dich ein unvergeßliches Erlebnis werden."
    Im Gegensatz zu Vestibor hatte Carlemo noch nie Kontakt zu diesen Ammoniakatmern gehabt.
    „Nein, nicht", sagte Carlemo bittend und hielt den Freund zurück. „Reden wir darüber. Jetzt.
    Es ist gut. Ich möchte, daß du mein Geheimnis erfährst. Ich habe noch nie mit irgend jemandem darüber gesprochen, noch nicht einmal mit den Ärzten und Seelsorgern, die uns betreuten. Aber wenn ich etwas über mich ganz sicher weiß, so ist das die Tatsache, daß ich nie im Leben an einer Kroga teilnehmen werde! Um ehrlich zu sein, mir ekelt davor."
    Vestibors Gollup überzog sich mit einem Hauch von gmana.
    Carlemo fuhr unbeirrbar fort: „Es täte mir leid, wenn du mir die Freundschaft aufkündigen würdest, nur weil ich dir gestehe, daß ich anders als die anderen bin. Aber es darf auch nicht unausgesprochen zwischen uns stehen. Ich ertrage die Berührung anderer nicht - schon gar nicht bei Intimitäten. Es macht mich krank. Dabei verspüre ich einen ganz normalen Fortpflanzungstrieb. Nur, ich könnte ihm höchstens durch Selbstbefruchtung nachgeben."
    „Das geht nicht, Carlemo, du müßtest es wissen."
    „Wem sagst du das!" Carlemo warf sich in der Koje herum, so daß er dem Freund den Rücken zeigte. Er sprach in Richtung der Wand weiter, so daß Vestibor seine Gefühlsstimmung nicht an der Farbe seines Gollups erkennen konnte. „Aachthor hat uns zweigeschlechtlich gemacht. Er hat dafür gesorgt, daß wir das jeweilige Geschlecht nach Bedarf hervorkehren können. Mir ist es gelungen, sogar beide Geschlechter gleichzeitig dominieren zu lassen. Aber Aachthor hat durch eine raffinierte, grausame Anatomie verhindert, daß wir uns auf natürliche Weise selbst befruchten können. Dabei fehlt nur so wenig dazu." Er hob die Hand, zeigte mit den Fingern eine kleine, geradezu winzige Spanne. „In meinen Träumen habe ich die Vision, daß es mir gelingt, diese Schranke zu überwinden. Ich könnte nie eine Kroga mitmachen. Tut mir leid, mein Freund, du hast einen Abartigen an deiner Seite geduldet."
    Die Kojenwand widerspiegelte fahl das melancholische vilota von Carlemos Gollup, eine Farbnuance der Trauer und des Bedauerns.
    Vestibor fühlte sich in diesem Moment elendiglich. Er versuchte sich zu sammeln, aber es fiel ihm nicht leicht. Er war keineswegs schockiert vom Geständnis seines Freundes; er schämte sich bloß, mit ihm solch einen üblen Scherz getrieben zu haben.
    Carlemo hätte eher sein Mitgefühl gebührt, anstatt ihn so am Gollup herumzuführen. Vestibor wagte es in diesem Moment nicht, dem Freund zu gestehen, daß alles nur ein Scherz gewesen war. Aber Carlemo hätte das gewiß nicht verstanden. Ein solches Eingeständnis hätte ihrer Freundschaft schaden können. Und das wollte Vestibor nicht. Er liebte Carlemo. Es durfte sich nichts zwischen ihnen ändern?
    „Ich meine, wir sollten dieses Thema nie wieder erörtern", sagte Vestibor unbehaglich und hüllte seinen Gollup in mitfühlendes nastar. „Komm jetzt, Schlafmütze! Die Exkursion zu den Medesen steht kurz bevor. Wir müssen uns beeilen, wenn wir daran teilnehmen wollen."
    Carlemo war sofort wieder guter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher