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1768 - Maschtaren sehen alles

Titel: 1768 - Maschtaren sehen alles
Autoren: Unbekannt
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auf sie übergehen.
    Dies war ein zutiefst heiliger Akt. Nachdem er vorbei war, wurden die Kandidaten entlassen, um sich auf die erste Prüfung vorzubereiten.
    Logid war in dieser Phase noch nicht in Sorge um Gedeon. Es ging in der Vorentscheidung lediglich um Wissensfragen und um die philosophische Einstellung, und in diesen Disziplinen war Gedeon gut bewandert. Aber es würde härter kommen.
    Logid wollte vorbeugen. Er suchte einen guten Bekannten auf, mit dem ihn eine Art Haßfreundschaft verband: den Kukonden Yenoch.
    Logid hatte Yenoch einst dazu gebracht, ihm Einblick in Baupläne der Schule der Maschtaren zu gewähren. Yenoch wiederum hatte herausgefunden, daß sich Logid bei der Erziehung Gedeons einiger unlauterer Methoden bedient hatte. Da sie beide ein reiferes Alter erreicht hatten und einen ruhigen Lebensabend anstrebten, brauchte keiner zu befürchten, daß der andere dieses Wissen gegen ihn verwandte. Das verband sie, verleitete beide aber nicht dazu, die schützende Deckung voreinander zu vernachlässigen.
    Die Pläne über die drei Anlagen hatten Logid einst geholfen, Gedeon vor der Willkür anderer Zöglinge zu schützen. Es wäre nun zu schade, wenn alle Mühe umsonst gewesen wäre. Er hatte sein Leben praktisch Gedeon verschrieben.
    Logid dachte daran, wie alles begonnen hatte.
     
    *
     
    Vor zwanzig Jahren trat Maschtar Kaiddan an ihn heran und übergab ihm ein Bündel, in dem ein Neugeborenes eingewickelt war. Er tat dies mit den Worten: „Sieh zu, daß was Rechtes aus der Brut eines Sünders wird."
    Logid hatte diesen Auftrag in der Folge als Lebensaufgabe betrachtet. Er hatte das Neugeborene den dafür zuständigen Fassys entrissen und dafür gesorgt, daß sich in den Anfängen ein Silber-Roboter um es kümmerte. Das war zwar illegal, aber Logid hatte gehofft, daß die Tat durch Maschtar Kaiddan gedeckt sei. Das war jedoch nicht der Fall, und der Roboter wurde auf Yenochs Weisung wieder von einem Fassy abgelöst.
    Später hatte Logid für seinen Schützling sogar getötet. Es war zwar nur ein Fassy, aber die Tat wog für Logid erschwerend, weil es zum erstenmal geschah, daß er einen Hamamesch vom Leben zum Tode beförderte. Der Fassy hatte, anstatt dafür zu sorgen, daß sein Schützling nestrein wurde, die Trommel zur Aufnahme der Notdurft so eingestellt, daß das Junge zu einem Nestpisser geworden wäre.
    Da Logid eine böse Absicht hinter dieser Tat erkannte, die der Fassy als Nachlässigkeit hinzustellen versuchte, statuierte er an ihm dieses Exempel. Zur Warnung für dessen Nachfolger. Das half: Sein Schützling wurde mit Vorzug behandelt, war bereits mit einem Jahr trocken und bald darauf so reif, daß er das Nest, in dem er bis zu diesem Zeitpunkt zusammengerollt lag, selbst abbaute und fortan in gestreckter, entspannter Haltung schlief.
    Gedeon gedieh weiterhin prächtig. Die Liebe und Zuneigung, die Logid ihm angedeihen ließ, führten jedoch dazu, daß er nicht so recht lernte, sich gegen Altersgenossen durchzusetzen.
    So wurde er immer mehr zu deren Zielscheibe, was Logidm zu spät erkannte. Zwar war Gedeon kräftig genug, sich gegen einzelne zur Wehr zu setzen. Aber es gab Banden von Zöglingen, die Einzelgänger wie Gedeon terrorisierten.
    Obwohl dies allgemein bekannt war, wurde nichts dagegen unternommen; die Pooker waren der Ansicht, daß solche „Spielereien" die Zöglinge abhärteten. Und manche Lehrer ergötzten sich sogar an den Streichen ihrer Schüler. Die Selbstmordrate ignorierten sie einfach.
    Logid hätte Gedeon wohl besser durch diese harte Schule gehen lassen sollen, das hätte zumindest seine naive Ehrlichkeit abgetötet. Aber er nahm den Auftrag Maschtar Kaiddans sehr ernst und interpretierte ihn so, daß er Gedeon besonders erziehen solle. Darum schritt er auch ein, als er entdeckte, daß Gedeon im Alter von vier Jahren von einer ziemlich rüden Bande zugesetzt wurde.
    Damals hatte Logid bereits Yenoch dazu gebracht, ihn in die geheimen Baupläne der Anlagen Einblick nehmen zu lassen. Logid wählte einen der verborgenen Schächte im West-Flügel aus, welche die Schule der Maschtaren mit Frischluft versorgten, und versteckte ihn dort.
    „Hier wird dich niemand finden", sagte er zu dem verängstigten Gedeon. „Du kannst solange hierher zum Schlafen kommen, bis du deinen Peiniger entlarvt hast und dich an ihm rächen kannst."
    Aber irgendwann wurde Gedeon in Ruhe gelassen, ohne daß er dahinterkam, wer ihm nachgestellt hatte. Logid war damals froh darüber,
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