1768 - Maschtaren sehen alles
Maschtar zu werden oder abzustürzen. Die Maschtaren haben ein waches Auge auf ihn. Aber frag mich nicht, ob das negativ oder positiv zu werten ist. Jedenfalls merke ich das an den vielen Zugriffen, die auf seine Personalakte genommen werden."
Logid war überrascht. Natürlich war es zu verstehen, wenn Maschtar Kaiddan heimlich Erkundigungen über Gedeon eingezogen hätte. Aber warum taten das die anderen Maschtaren? War Gedeon etwas Besonderes, daß sein Werdegang für sie alle von Interesse war? Vielleicht sogar für Gomasch Endredde?
Logid fröstelte bei diesem Gedanken. Als Gedeons Leiblehrer konnte er selbst leicht mit in diese Sache hineingezogen werden und in den Blickpunkt des Interesses geraten.
„Du schaltest immer noch schnell, Logid", lobte Yenoch. „Du verstehst auf Anhieb, worauf ich anspielen wollte. Halt dich also besser aus dieser Angelegenheit heraus. Ich tue es jedenfalls und werde keinen Finger für deinen Schützling rühren. Was auch dahintersteckt, die Sache ist heiß."
„Danke für die Warnung, Yenoch." Logid erhob sich langsam, er war leicht benommen. Mit dieser Wendung hatte er nicht gerechnet.
„Wir sollten damit quitt sein", schlug Yenoch hoffnungsvoll vor.
„Nein, das geht nicht. Ich werde vermutlich auf deine Unterstützung zurückkommen müssen. Und wenn nur in eigener Sache."
Als Logid schon bei der Tür war, rief Yenoch ihn noch einmal zurück.
„Das Ergebnis der Vorrunde ist soeben eingetroffen. Sechshundertundacht haben bestanden. Die anderen werden zu den Fassys gejagt. Deinem Schützling bleibt das erspart."
„Das überrascht mich nicht. Ich rechne damit, daß er mit Auszeichnung bestanden hat."
„Als einer der besten", bestätigte er. „Und das, obwohl er nur Minimales zum gestellten Thema gesagt hat. Wenn das nicht nach Schiebung riecht. Sag's mir, Logid: Hast du jemanden anders als mich gekauft?"
3.
Gedeon Die Ausscheidung erschien ihm als Witz. Gedeon hatte nicht das Gefühl, daß es darum ging, einen neuen Maschtar zu küren, sondern lediglich darum, das Heer der Fassys aufzustocken. Tatsächlich sollten in dieser Vorrunde zuerst einmal die Miesen ausgesondert werden. Von den 1200 Bewerbern konnte nur die Hälfte an der ersten Hauptrunde teilnehmen.
Gedeon war einer von dreihundert Hamamesch in dem großen Prüfungssaal, dessen im Kreis angeordnete Sitzreihen sich stufenförmig zu den gerundeten Wänden erhoben. Im Zentrum stand das Hauptterminal, von dem die Fragen an die Pulte der Prüflinge geleitet wurden, zusammen mit der robotischen Überwachungsanlage, die verhinderte, daß gemogelt wurde.
Zusätzlich kreiselte eine Handvoll Roboter durch die Reihen, um die Prüflinge einzuschüchtern: sechs Silberne und zwei Blaue unter dem Kommando eines Rostigen. Sie registrierten mit sensiblen Sensoren alle Vorgänge im Prüfungssaal und leiteten sie an die Prüfungskommission weiter.
Es ging oberflächlich zuerst darum, simple Fragen zu beantworten. Wie etwa die: Wie lauten die Namen der ersten neun Maschtaren? Dümmer ging es wirklich nicht. Man brauchte nur die ersten neun der zehn Monatsnamen aufzählen.
Oder: Worauf basiert der Standardtag mit seinen 30 Tix? Jeder Nestpisser wußte, daß der Planet Borrengold das Maß für die standardisierte Zeitrechnung von Hirdobaan war.
Die Fragen wurden aber immer kniffliger. Wie viele Personen insgesamt bevölkerten die drei Flügel der Schule der Maschtaren am Ende des
29.
Indir? Das war für behäbige Geister eine Fangfrage. Das Datum war gestern, dem Tag, an dem Maschtar Kaiddan starb. Der Personenstand dieses Tages war an allen öffentlichen Terminals abzulesen gewesen, mit genauer Auflistung aller Ränge und selbst der Zahl der Fassys. Jawohl, sogar Fassys galten als Personen, obwohl sie rechtlos waren.
Der Wurm steckte im Detail, denn Maschtar Kaiddan, obwohl bereits tot, war in diese Statistik einbezogen. Es wurden immer neun Maschtaren aufgeführt, denn es durften nie weniger sein. Die Statistik hatte Kaiddans Tod ignoriert. Aber in der Frage nach dem Personenstand mußte er berücksichtigt werden.
Gedeon tippte, ohne lange nachzudenken, die Zahl 30.532 ein.
Obwohl die Fragen schwieriger wurden, fand Gedeon zwischendurch Zeit, mit Xaner ein Simulationsduell auszutragen. Den Trick, die Kommunikationsblockade zu durchbrechen, hatte er sich von Gessis abgeschaut, dessen Perrel er war. Gessis konnte jederzeit mit den anderen Assistenten Verbindung aufnehmen, selbst wenn das System mit
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